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Harald Simon: «Dann macht die FIM so einen Scheiß»

Von Thorsten Horn
Harald Simon

Harald Simon

Von den vier deutschsprachigen Teilnehmern an der Eisspeedway-EM in Tomaszow Mazowiecki wurde Harald Simon als Fünfter der zweitbeste. Ein besseres Abschneiden verhinderte eine defekte Fußraste.

Mit zwei Heat-Siegen stieg Harald Simon im polnischen Tomaszow Mazowiecki ins EM-Rennen 2021 ein. Nach einem zweiten und einem dritten Platz holte er sich im letzten Vorlauf erneut drei Punkte. Mit 15, 14 und 13 Vorlaufpunkten hatten nur Nikita Bogdanov, Ove Ledström und Vorjahressieger Dmitry Solyannikov mehr auf dem Zettel. Wenngleich nur die beiden Punktbesten fürs entscheidende Finale gesetzt waren, hätten nicht wenige darauf gewettet, dass Solyannikov und Harry Simon über den Last-Chance-Heat für selbiges qualifizieren würden. Der Russe erledigte die Aufgabe mit Bravour, doch Simon schied als Dritter hinter Luca Bauer aus.

Lange war er darüber nicht verärgert, sondern zog folgendes Fazit: «So schlecht ist es für mich nicht gegangen. Ich war im Semifinale und fast schon im Finale. Dann ging meine Fußraste kaputt, da konnte ich nichts mehr machen. In der letzten Runde habe ich es nicht mehr halten können, aber egal. Das ist halt so. Man muss ja festhalten, dass die Jungs im Finale so 22, 23 Jahre alt sind. Ich bin 53 und muss das nicht mehr machen. Da ist es nur gut, dass etwas Nachwuchs kommt. Ich freue mich darüber, wenn die Jungen gute Platzierungen haben.»

Schlimmer als sein Ergebnis empfand der Österreicher die Umstände des EM-Rennens. «Der Termin war natürlich wieder Schwachsinn», sagte er gegenüber SPEEDWEEK.com gewohnt unverhohlen und erklärte: «Ein ganz kleiner Teil hat vorher trainieren können. Das hat man dann gleich gesehen, wer trainieren konnte und wer nicht. Zum Beispiel war im vorigen Jahr im November das Wetter in Schweden zum Trainieren schlecht. Diesmal war es zwar besser, aber das kann man ja vorher nicht wissen. So ein Rennen mit EM-Prädikat kann man vielleicht Ende Dezember machen, aber doch nicht Anfang Dezember. Dann hätte jeder ein Training haben können. Wir Westeuropäer können am günstigsten noch in Schweden trainieren. Jeder weiß das und dann macht die FIM so einen Scheiß. Man muss auch sagen, dass es dadurch zusätzlich und unnötig gefährlicher wird. In Polen gab es so viele Stürze, ich glaube es waren 15 oder sogar noch mehr. Das war Wahnsinn. Man macht eine Europameisterschaft nicht Anfang Dezember, zu einem Zeitpunkt, bis zu dem kaum jemand vernünftig trainieren konnte. Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, wenig durchdacht. Man hat gesehen, wer etwas Training hatte, ist gut gefahren, für den Rest war es eine Katastrophe. Dann geht der Schiedsrichter her und sagt: ‚Vorsichtig fahren!‘ Hey, es ist Europameisterschaft, was soll ich da mit so einer Aussage? Wir sind Rennfahrer und fahren demzufolge ein Rennen. Sonst brauche ich nicht fahren.»

Im vorigen Jahr hatte Harald Simon «… den Scheiß abgesagt. In diesem Jahr habe ich mir gesagt, ich mache das als Training, mal sehen was geht. Die EM bin ich nur gefahren, weil ich ja meine Lizenz für 2021 vom Grand Prix noch hatte.»

Eigentlich wollte Harald Simon nach Russland fliegen, hat aber kein Visum bekommen. So fuhr er am Mittwoch eineinhalb Wochen vor dem Rennen in Tomaszow Mazowieki nach Schweden, wo er am Donnerstag ankam. «Am Freitag hatte es dort 20 Zentimeter Schnee. Die Schweden waren schon eineinhalb Wochen zuvor dorthin gefahren und hatten keinen Schnee, nur blankes Eis. Luca Bauer war woanders in Schweden und hatte auch keinen Schnee. Wie man es macht, man macht es verkehrt. Ich habe mir dann eine Schneefräse organisiert und am Freitag von 9 bis 15 Uhr die Bahn geputzt. Am Samstag bin ich bei minus 18 Grad ein paar Runden gefahren, da war wegen der tiefen Temperaturen nach wenigen Runden das Eis kaputt. Am Sonntag haben wir die Bahn aufgespritzt, sodass ich am Montag noch einmal fahren konnte. Am Dienstag haben wir noch die Kupplung eingestellt und das war es. Am Mittwoch sind wir von dort aus nach Polen gefahren», so der letzte Westeuropäer, der auf einem Grand-Prix-Podest stand. Das war 2020 in Almaty. Am Saisonende war er als Gesamtfünfter ebenfalls bester Westeuropäer.

Für die weitere Saison plant Simon jetzt erst einmal nichts und wartet ab, bis mehr Klarheit herrscht, welche Rennen in diesem Winter stattfinden können. «Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Schweden-Liga laufen wird. Den Grand Prix in Inzell kann ich mir zum derzeitigen Zeitpunkt auch nicht vorstellen. Wozu soll ich mir dann jetzt eine Lizenz für 2022 kaufen? Für nur einen Grand Prix fahre ich nicht wieder nach Togliatti», hält er fest. «Der Aufwand steht im Vergleich zur Fahr- beziehungsweise Rennzeit in keinem vernünftigen Verhältnis. Aber man macht das gern. Speziell in dieser Zeit kommt der Spaß daran natürlich etwas abhanden, aber ich bin so alt und schon so lange dabei, da schöpfe ich viel Energie daraus, in Schweden oder bei den Rennen Freunde zu besuchen und zu treffen. In der Eisspeedway-Familie fühle ich mich halt ziemlich wohl.»

Ergebnisse Eisspeedway-EM Tomaszow Mazowiecki/PL:

1. Nikita Bogdanov (RUS), 15 Vorlaufpunkte
2. Ove Ledström (S), 14
3. Luca Bauer (D), 10
4. Dmitry Solyannikov (RUS), 13
5. Harald Simon (A), 12
6. Albin Lindblom (S), 10
7. Jasper Iwema (NL), 8
8. Niek Schaap (NL), 7
9. Andrej Divis (CZ), 6
10. Jimmy Hornell (S), 4
11. Lukas Hutla (CZ), 4
12. Michal Knapp (PL), 3
13. Hans Weber (D), 3
14. Ate Suolammi (FIN), 3
15. Max Koivula (FIN), 2
16. Aki Ala-Riihimaki (FIN), 0

Last-Chance-Heat: 1. Dmitry Solyannikov, 2. Luca Bauer, 3. Harald Simon, 4. Albin Lindblom.

Finale: 1. Nikita Bogdanov, 2. Ove Ledström, 3. Luca Bauer, 4. Dmitry Solyannikov.

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