Anton Terebenin: Der Mann, der Eisspeedway bewegt

Von Thomas Schiffner
Anton Terebenin, Zweiter von rechts auf dem Bild

Anton Terebenin, Zweiter von rechts auf dem Bild

Am vergangenen Wochenende fand in Togliatti das einzige Eisspeedway-WM-Rennen in dieser Saison statt. Wegen Covid-19 durften ausländische Fans nicht nach Russland einreisen.

Und wie fast immer beim Eisspeedway, blieben auch die TV-Bildschirme dunkel. Der Retter von zehntausenden europäischen Eisspeedwayfans und sogar Zuschauern in Übersee ist Anton Terebenin: Der Russe streamt alle Events auf dem Eis live.

Die FIM ist selbst Rechteinhaber der Eisspeedway-WM und schickt zu jedem GP-Rennen ein fünfköpfiges TV-Team aus Spanien. Es gibt aber keine Live-Bilder, sondern die Aufnahmen werden nach den Rennen in Spanien zu Highlight-Beiträgen zusammengeschnitten und anschließend auf den FIM-YouTube-Kanal gestellt. Fernsehsender übernehmen diese Zusammenfassungen nicht. «Vor einigen Jahren hat Motors TV die Beiträge ausgestrahlt, aber jetzt nicht mehr», erklärte ein Mitglied der TV-Crew gegenüber SPEEDWEEK.com.

Anton Terebenin ist 33 Jahre, lebt mit seiner vor fünf Jahren geheirateten Frau Tanya Terebenina in Miasskoye in der Region Tshelyabinsk, 1000 Kilometer östlich von Togliatti. Anton und Tanya sind Eisspeedway-Fans, vielleicht die größten in ganz Russland. Sie fahren zu jedem Rennen, egal wie weit in Russland, und waren vor zwei Jahren auch in Inzell und in Berlin. Als IT-Consultant gehört Terebenin zur russischen Mittelschicht und kann sich die weiten und kostenintensiven Reisen leisten. Vor Jahren kamen die Terebenins auf die Idee, mit ihrem Smartphone die Rennen, die sie besuchten, zu streamen. Anfangs ging es noch primitiv zu, doch mittlerweile haben sie technisch kräftig aufgerüstet. Anton liefert den tausende von Kilometern entfernten Zuschauern neben Bildern auch Kommentare zu den Rennen, auf Russisch und auch auf Englisch, dazu Interviews mit den Fahrern, von Dinar Valeev bis Markus Jell.

Als die Kosten für das Equipment vor zwei Jahren aus dem Ruder zu laufen drohten, stellte Anton eine schüchterne Anfrage an die Fans auf Facebook, ob sie die Investition von neuer Technik finanziell unterstützen könnten. Die Resonanz war umwerfend – aus allen Ecken Europas kamen Überweisungen per Paypal.

Doch Anton, dessen Heimrennen Shadrinsk und persönlicher Favorit Dmitry Khomitsevich ist, hat sich nicht nur Freunde geschaffen: Da die FIM die Übertragungsrechte im Eisspeedway hält, bewegt er sich in einer Grauzone. Deshalb wurde ihm in Togliatti, wo der Veranstalter Mega-Lada sich in allen Bereichen strengstens an die FIM-Vorgaben hält, die Akkreditierung verweigert. «Da haben wir uns eben zwei Eintrittskarten gekauft und fertig», so Terebenin.

Nervlich war das Rennen für Anton und Tanya trotzdem strapaziös, nachdem Khomitsevich im Sonntagsfinale in die Strohballen flog. «Für mich war das Rennen auf einem zu hohen emotionalen Level», stöhnte der Russe.

Solange die FIM mit der Vermarktung der Eisspeedway-WM nicht vorankommt, bleibt tausenden von Eisspeedwayfans nur diese eine Hoffnung: Dass Anton Terebenin auch beim nächsten Rennen auf seinem Smartphone wieder die Broadcast-Taste aktiviert.

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