Spa ist bei Nacht unfahrbar? Das sagen die EWC-Fahrer

Von Tim Althof
Die Sorgen im Fahrerlager waren groß, ob es bei Nacht auf dem schnellen Kurs in Spa möglich sei, sicher und problemlos durchzukommen. Beim Nachttraining am Donnerstag konnten sich die Fahrer ein erstes Bild davon machen.

An diesem Wochenende steht das Comeback der 24 Stunden von Spa auf dem Plan der Langstrecken-WM. Auf der gut sieben Kilometer langen Strecke im Osten von Belgien geht es für die Fahrer und Teams der Serie in das zweite Rennwochenende des Jahres. Die Hochgeschwindigkeitspiste – das Durchschnittstempo der Schnellsten liegt bei etwa 179 km/h – ist bei allen Beteiligten beliebt.

Doch wie sieht es bei Nacht aus? Ist die Strecke gut genug ausgeleuchtet, können Gefahrensituationen schnell genug erkannt werden? Die Organisatoren in Spa-Francorchamps haben zusätzliche Scheinwerfer an der Strecke anbringen lassen, um die Situation zu verbessern. Doch reicht das? SPEEDWEEK.com hat nach dem Nachttraining am Donnerstag mit einigen Protagonisten gesprochen.

Ilya Mikhalchik (BMW Motorrad World Endurance Team, BMW)
«Es ist sehr interessant und wirklich schön. Die Strecke ist keine normale Standardstrecke wie Le Mans oder Le Castellet. Etwa 30 oder 40 Prozent sind beleuchtet, der Rest ist komplett dunkel – besonders in den schnellen Passagen. Die Fahrer, die am Tag verstehen, welche Linie sie fahren müssen, werden in der Nacht schnell sein. Ich glaube, unser Team gehört dazu. Wir freuen uns auf das Rennen, wir benötigen nur etwas mehr Glück als zuletzt.»

Dominik Vincon (LRP Poland, BMW)
«Es ist etwas dunkler als in Le Mans, ich denke, es ist aber ohne Probleme machbar. Natürlich müssen wir uns noch etwas an die Strecke gewöhnen, ist ja für alle Fahrer neu, auch im Dunkeln. Die Zusatzscheinwerfer sind gut, aber es geht sicher auch ohne. Ich bin da relativ schmerzfrei. Ich war ganz glücklich mit der Rundenzeit, alles hat funktioniert. Dennoch benötige ich noch ein paar Runden, das werden wir dann im Rennen sehen. Die Nacht ist zum Glück relativ kurz um diese Jahreszeit.»

Nico Thöni (Bolliger Switzerland, Kawasaki):
«Es ist wirklich so dunkel, wie alle gesagt haben, aber es ist trotzdem etwas ganz Spezielles, hier zu fahren. In der Nacht ist es sowieso etwas Besonderes, ich finde es noch besser als am Tag. Ich habe mich verliebt in diese Strecke. Die zusätzlichen Scheinwerfer bringen uns etwas, trotzdem ist es nicht wie in Le Mans, wo du auch ohne Scheinwerfer fahren kannst.»

Florian Alt (Viltais Racing Igol, Yamaha):
«Die Sorgen waren groß, aber es ist deutlich besser zu fahren, als ich gedacht habe. Man sieht relativ wenig, es ist sehr dunkel, aber man kann sich die Strecke gut einprägen. Insgesamt muss man aber sagen, dass nichts passieren darf. Sobald irgendwo Öl ist oder etwas auf der Strecke liegt, ist es unmöglich, das zu sehen. An manchen Stellen fahren wir über 200 km/h, dort kannst du keine 50 Meter weit sehen. Wenn das Wetter schlechter wird, wenn es regnen sollte, dann ist es für mich fast unmöglich, hier zu fahren. Wenn du den Randstein berührst, liegst du sofort auf der Nase.»

Stefan Ströhlein (Motobox Kremer, Yamaha):
«Ich hatte keine Vorurteile zum Fahren bei Nacht in Spa. Ich bin gleich zehn Runden am Stück gefahren, um ein Gefühl aufzubauen. Konnte mich Stück für Stück steigern, auch wenn die Zeit nicht ausschlaggebend war. Ich konnte mich an die Bedingungen gewöhnen. Wichtig war es, neue Punkte als Orientierung für die Bremspunkte und zum Einlenken zu finden. Es gibt ein paar Stellen, da kann man etwas verändern, damit sie besser ausgeleuchtet sind – um es etwas sicherer zu machen. Besonders die beiden schnellen Linkskurven am Ende, dort ist es sehr finster. Es hat Spaß gemacht, ich habe es genossen.»

Philipp Steinmayr (Team 18 Sapeurs Pompiers, Yamaha)
«Von der Sicht her geht es, auch wenn man sich zunächst daran gewöhnen muss. Für mich ist es sehr schwierig, den Bremspunkt zu finden, weil ich den Scheitelpunkt nicht sehen kann. Das Motorrad slidet beim Anbremsen relativ viel, wenn ich dann die Bremse kurz öffnen muss, um wieder auf die Spur zu kommen, dann wird es schwierig, wenn man den Scheitel nicht sieht. Am Ende findet man eine Linie, einen Weg, damit es funktioniert. Ich denke, nach ein paar Runden geht es schon.»

Lukas Walchhütter (Motobox Kremer, Yamaha):
«Die Streckenbeleuchtung ist eigentlich ausreichend, aber sie ist teilweise falsch positioniert. Zwei, drei Kurven sind wirklich kritisch. In der ersten Schikane ist es zum Beispiel unmöglich, den rechten Kurb zu sehen. Man muss teilweise die Linie korrigieren. Schlimmer ist es am Eingang zu Kurve 10, denn dort sieht man den Bremspunkt und den Einlenkpunkt überhaupt nicht. Das ist pures Glück bei 200 km/h. Dafür steht ein Licht auf der kurzen Gerade, dies bringt uns gar nichts. Ein weiteres Problem ist Kurve 17. Dort komme ich mit Vollgas an, doch man sieht nichts von der Kurve – sehr gefährlich.»

Jan Bühn (Bolliger Switzerland, Kawasaki):
«Die Strecke ist extrem speziell, sie macht enorm viel Spaß. Klar waren die Befürchtungen da, dass es sehr dunkel ist. Letztendlich ist es auch ziemlich dunkel, aber es ist für alle gleich. Es ist fahrbar und deshalb sollte es auch kein Problem sein.»

Lukas Trautmann (ITeM 17, Kawasaki):
«In Spa in der Nacht zu fahren, das ist richtig geil. Es macht sehr viel Spaß. Die Lichtverhältnisse beeinträchtigen mich nicht so wirklich, auch wenn es etwas ungewohnt ist. Mit ein paar Runden kann man sich da gut dran gewöhnen, es ist sehr krass in der Nacht. Leider ist mir am Ende die Kette abgerissen, es hat ewig gedauert, bis ich zurück im Paddock war.»

24h Spa, Ergebnis Qualifying 1 (2. Juni):
Pos Fahrer, Motorrad Klasse Zeit
1 F.C.C. TSR Honda France (Hook, Rea, Di Meglio), Honda CBR1000 RR-R EWC 2:20,405
2 YART – Yamaha Official Team EWC (Hanika, Fritz, Canepa), Yamaha YZF-R1 EWC 2:20,851
3 BMW Motorrad World Endurance (Reiterberger, Mikhalchik, Guarnoni), BMW M 1000 RR EWC 2:20,994
4 Yoshimura SERT Motul (Black, Simeon, Guintoli), Suzuki GSX-R1000 EWC 2:21,033
5 Webike SRC Kawasaki France (De Puniet, Masson, Marino), Kawasaki ZX-10R EWC 2:21,072
6 ERC Endurance Ducati (Davies, Fores, Checa), Ducati Panigale V4R
EWC 2:21,545
7 Tati Team Beringer (Techer, Arbel, Leblanc), Kawasaki ZX-10R  EWC 2:22,233 
8 Wojcik Racing Team EWC (Gines, Morais, Linfoot), Yamaha YZF-R1 EWC 2:22,453 
9 Viltais Racing Igol (Alt, Nigon, Odendaal), Yamaha YZF-R1
EWC 2:23,011 
10 Team Moto AIN (Corti, Perolari, Vinales), Yamaha YZF-R1 EWC 2:23,176 

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