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Lettenbichler: Der Nachteil des Ersten, der losfährt

Von Carsten Steffen
Manuel Lettenbichler

Manuel Lettenbichler

Durch seine Zwei-Stunden-Strafe am ersten Tag der Red Bull Romaniacs geht es für Manuel Lettenbichler nur noch um Schadensbegrenzung. Am dritten Tag wurde der Bayer starker Zweiter.

Graham «The Silent Assassin» Jarvis ließ nichts anbrennen, gewann die Tageswertung des dritten von vier Renntagen in den Karpaten, und ist auf dem besten Weg, die legendären Red Bull Romaniacs zum siebten Mal zu gewinnen. Manuel Lettenbichler hatte am Ende des Tages und einer Strecke von 109 km knapp 2 Minuten Rückstand auf den unglaublich starken, mit 47 Jahren fast doppelt so alten Jarvis.

Die Strecke am Freitag war laut Manuel eher schneller und führte durch das Hochland. Als Gewinner des zweiten Tages oblag es dem Bayern, der am Donnerstag eine unglaubliche Leistung gezeigt hatte und satte 16 Minuten und 30 Sekunden vor Jarvis ins Ziel kam, als Erster zu starten. Das ist bei einem Rennen wie den Romaniacs nicht unbedingt von Vorteil.

Die Romaniacs sind eine Hard-Enduro-Rallye, bei der die Tracks nach GPS gefahren werden. Die Fahrer müssen ihre GPS-Geräte am Abend vor dem ersten Offroad-Renntag bzw. am Ende eines Renntags bei der Rennleitung abgeben und erhalten sie dann morgens vor dem Start wieder zurück – mit dem Track nur für den vor ihnen liegenden Tag. Über Nacht werden nicht nur die neuen Tracks vom Romaniacs-Team aufgespielt, sondern es wird auch anhand der GPS-Aufzeichnungen geprüft, ob der jeweilige Fahrer sich an die Streckenführung und sonstige Regeln gehalten hat. Sollte dies nicht der Fall sein, oder über das GPS nachweisbar eine Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb einer geschlossenen Ortschaft überschritten worden sein, gibt es verschiedene Strafen dafür.

Die Strecke zu eröffnen hat den Nachteil, dass man die Spuren der Vorausfahrenden nicht hat und sich alleine am GPS-Gerät und den Streckenmarkierungen, meist farbige Bänder an Büschen und Bäumen, orientieren muss. Dabei verliert man leicht etwas Zeit, was den Verfolgern in die Karten spielt.

Vor dem Service-Point lief Jarvis auf Letti auf, sodass sie eine Weile zusammen das Tempo an der Spitze machten. Nach dem Service-Point ließ der KTM-Werkspilot den Dominator des letzten Jahrzehnts ziehen, um ihn dann aber in der letzten Sektion nochmals überholen zu können.

Die Aufholjagd von Donnerstag und Freitag geht auch an dem Ausnahmeathleten aus Kiefersfelden nicht spurlos vorüber – die Körner sind bei ihm sicher nicht ausgegangen, aber doch weniger geworden.

In der Gesamtwertung liegt Manuel nach wie vor etwas über 2 Stunden hinter dem Führenden und 1 Stunde 23 Minuten hinter dem aktuell fünftplatzierten Trystan Hart (KTM) auf dem sechsten Platz. Diesen Rückstand wird Manuel am letzten Tag nicht aufholen können und in der Endabrechnung – wenn keine Wunder mehr geschehen – wohl auf dem sechsten Platz bleiben. Und wenn Mario Roman (Sherco) seinen aktuell dritten Platz am letzten Renntag Samstag ins Ziel bringt, wird der Spanier in der Gesamtwertung der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft die Führung von Billy Bolt, der verletzungsbedingt bei den Romaniacs und wohl für den Rest der Saison ausfallen wird, übernehmen und Manuel mit drei Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz bleiben.

«Der Tag war okay», erzählte der Bayer SPEEDWEEK.com. «In der Früh musste ich als Erster starten und die Navigation in der Hochebene ist nicht ganz so einfach. Aber ich habe da einen ganz guten Job gemacht. Es war wieder eine eher schnelle Strecke, ein paar schwierige Passagen wie die Abfahrt ‚Happy Birthday‘ waren aber auch dabei. Vor dem Service-Point ist mir dann das Wasser ausgegangen, Graham ist auf mich aufgelaufen und wir sind dann eine Zeit lang miteinander gefahren. Ich habe ihn nach dem Service-Point vorbeigelassen, weil er richtig schnell unterwegs war. Und ich würde es ihm auch gönnen, wenn der King Jarvis das Ding hier nochmals gewinnen könnte. In der letzten Sektion habe ich Graham allerdings noch überholen können. Das war schon ein cooler Tag, ich bin Zweiter geworden. Meinen Körper merke ich nun schon, weil ich in den letzten zwei Tagen deutlich mehr gepusht habe, um Zeit gutzumachen. Am Samstag werde ich schauen, dass ich den sechsten Platz halte und somit den Schaden aus dem ersten Tag zu minimieren und noch zehn Punkte für die WM mitzunehmen.»

Der Österreicher Michael Walkner beendete den Tag mit lediglich 5 Minuten und 25 Sekunden Rückstand auf den Sieger auf einem respektablen vierten Platz und verbesserte sich gegenüber Donnerstag um einen Platz auf den vierten in der Gesamtwertung. Von Mario Roman als aktuell Drittplatzierten trennen Michael noch knapp sieben Minuten – und wenn Mario einen Fehler machen oder einen schlechten Tag erwischen sollte, dann könnte es das erste Podium für den Österreicher werden. Doch der Spanier wird seinerseits versuchen, die 6 Minuten Rückstand auf den zweitplatzierten Bulgaren Kabakchiev aufzuholen, um so für die WM-Wertung weiter Punkte zu sichern. Dass der Bulgare, der auch bei den Romaniacs wieder beeindruckend unterwegs ist, jedoch die 15 Minuten und 44 Sekunden auf Jarvis aufholen kann, dafür bräuchte es ein Wunder, denn der Brite wird alles daransetzen, seinen siebten Sieg bei der härtesten Enduro-Rallye zu feiern.

Provisorische Ergebnisse Red Bull Romaniacs, Renntag 3:

1. Graham Jarvis (Husqvarna) 5 Stunden 28 Minuten 2 Sekunden
2. Manuel Lettenbichler (KTM) 5:29:55
3. Mario Roman (Sherco)(KTM) 5:32:27
4. Michael Walkner (GASGAS) 5:33:27
5. Teodor Kabakchiev (KTM) 5:34:35
6. Trystan Hart (KTM) 5:45:53
7. Matthew Green (KTM) 6:19:42
8. Suff Sella (KTM) 6:22:31
9. David Cyprian (KTM) 6:26:04
10. Dominik Olszowy (GASGAS) 6:35:06

Provisorische Gesamtwertung nach dem 3. Renntag:

1. Graham Jarvis (GB, Husqvarna) 16 Stunden 34 Minuten 25 Sekunden
2. Teodor Kabakchiev (BG, KTM) +15:44 min
3. Mario Roman (E, Sherco) +21:45
4. Michael Walkner (A, GASGAS) +28:12
5. Trystan Hart (CND, KTM) +39:48
6. Manuel Lettenbichler (D, KTM) +2:02:55 Stunden
7. Matthew Green (ZA, KTM) +2:12:43
8. David Cyprian (CZ, KTM) +2:30:19
9. Suff Sella (ISR, KTM) +3:54:46
10. Dieter Rudolf (A, Husqvarna) 5:18:27

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