Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Lettenbichler kann einziger deutscher Champion werden

Von Carsten Steffen
Wird Manuel Lettenbichler Weltmeister 2022?

Wird Manuel Lettenbichler Weltmeister 2022?

Beim Hixpania, dem achten und letzten Rennen der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft, kommt es an diesem Wochenende zum Showdown zwischen dem Deutschen Manuel Lettenbichler und dem Spanier Mario Roman.

Der Kiefersfeldener Manuel Lettenbichler vom KTM Factory Racing Team führt mit vier Punkten vor dem Spanier Mario Roman (Sherco), der den Heimvorteil nutzen und im gleichermaßen beliebten wie herausfordernden Rennen in Aguilar de Campoo unbedingt triumphieren will. Graham «The Silent Assassin» Jarvis hat als Dritter 21 Punkte Rückstand auf Roman und somit keine Chancen mehr, am Spanier vorbeizuziehen.

Am 7. Oktober beginnen die Spiele mit dem mittlerweile schon fast obligatorischen Qualifikationsrennen im SuperEnduro-Style, bei dem die 350 gemeldeten Fahrer um die Startreihenfolge für den zweiten von drei Renntagen kämpfen werden. Als Schmankerl gibt es am Abend die Finalläufe bei Flutlicht in den Straßen der mittelalterlichen Stadt im Norden Spaniens.

Am zweiten Tag geht es auf eine landschaftlich grandiose und technisch herausfordernde Runde um den gleich neben der Stadt liegenden See. Der Schwierigkeitsgrad der Sektionen steigert sich mit der Distanz und die Top-50 des Tages qualifizieren sich für das Hauptrennen am Sonntag.

Gefahren wird das «Acerbis Lost Roads» genannte Viel-Runden-Hauptrennen in drei Klassen: 40 Fahrer Knights (Pro), 5 Archers (Amateure) und 5 Squirers (Hobby). In den 2 Stunden und 30 Minuten Renndauer werden die Topfahrer die zirka 4 km lange Runde wahrscheinlich 12 bis 15 Mal absolvieren. Einige Sektionen sind berüchtigt, steile Auffahrten in den Wäldern und Steinfelder dicht am Seeufer haben in der Vergangenheit für das ein oder andere Drama gesorgt.

Ganz am Ende ist eine Auffahrt zu bewältigen, die hart am Limit des Fahrbaren liegt, aber das Ziel des Rennens und der Träume der beiden Protagonisten darstellt. Schafft es Mario als Erster durch den Zielbogen und wird Manuel maximal Dritter, dann hat sich Mario «Sorry Bro» Roman den Titel im letzten Rennen erkämpft. Mario wird mit dem Messer zwischen den Zähnen antreten, hat er doch in den sozialen Medien schon angekündigt, dass es «einen Krieg» geben würde.

Der Sohn von der Hard-Enduro-Legende Andreas «Letti» Lettenbichler wird mit gewohnter Ruhe und Bedacht ins Rennen gehen – und dabei ein Tempo vorlegen, das bis zu seiner Operation nach Abestone nur Billy Bolt und in den letzten Rennen Trystan Hart halten konnten. Roman wird sicherlich von den frenetischen Spaniern angefeuert und auf einer Welle der Begeisterung vielleicht das ein oder andere Prozent an Leistung zusätzlich herausholen. Fehler darf sich auf der anspruchsvollen Strecke keiner der beiden erlauben, denn die wird ein weiterer Spanier, Alfredo Gomez (GASGAS), nutzen wollen, der das Hixpania im Vorjahr dominierte und gewinnen konnte. Hart könnte in Spanien der lachende Dritte sein, wenn die beiden Führenden sich im Zweikampf verzetteln sollten.

Wenn Lettenbichler mindestens Zweiter wird oder das Rennen gewinnt, würde er seinen ersten Hard-Enduro-Weltmeistertitel einfahren und wäre der einzige Deutsche, der in diesem Jahr auf zwei Rädern einen Einzel-WM-Titel holen würde.

Es war auf den sieben Stationen bislang eine extrem spannende Hard-Enduro-Saison. Lettenbichler musste verletzungsbedingt beim ersten Rennen, dem Minus 400 in Israel, passen. Mario Roman nutzte die Gelegenheit und holte sich in der kargen Wüstenlandschaft den Sieg, seinen bislang einzigen in der aktuellen Weltmeisterschaft. Beim Xross in Serbien stieg Manuel wieder ein und holte den Sieg, was ihn selbst am meisten überraschte, da er mit wenig Training und noch nicht bei 100 Prozent an den Start gegangen war. Roman hingegen ließ ebenfalls verletzungsbedingt beim Xross Punkte liegen und wurde Sechster – womit das Rennen in Serbien für den ambitionierten Fahrer das einzige von bislang sieben ohne Podiumsergebnis gewesen ist. Die Konstanz auf hohem Niveau ist dem Spanier also fraglos zu konstatieren.

Lettenbichler legte beim legendären Erzbergrodeo nach, sicherte sich einen der prestigeträchtigsten Siege im Hard-Enduro und verwies Roman in Österreich auf den zweiten Platz, gefolgt vom kanadischen Mega-Talent Trystan Hart (KTM). Im vierten Rennen, dem Abestone in Italien, demonstrierte Lettenbichler seine Weltklasseform und kam mit einem nahezu übermächtigen Vorsprung vor dem Weltmeister der vergangenen Saison, Billy Bolt (Husqvarna), als Erster ins Ziel. Roman wurde – allerdings weit abgeschlagen – Dritter.

Weiter ging es zu den Romaniacs, wo Manuel am ersten Tag eine technische Panne hatte und wegen Fremdhilfe eine Zeitstrafe von 2 Stunden erhielt und in der Gesamtwertung am Ende immerhin noch Sechster wurde. Gegen diese Wertung wurde ein Protest seitens Mario Roman (Sherco) eingelegt, der aber wohl keine Aussicht auf Erfolg hat. Der Hard-Enduro-Zirkus geht davon aus, dass es am Freitag eine offizielle Mitteilung geben wird.

Beim TKO in den USA triumphierte Trystan Hart vor Lettenbichler und Roman. Mit dem Outliers in Kanada konnte wiederum Lettenbichler das nächstfolgende Rennen in einem extrem knappen Fight vor Hart für sich entscheiden, mit Mario auf dem dritten Platz. Schaut man sich diese Ergebnisse an, dann sollte Hart auch beim Hixpania wieder vorne mitmischen und das Rennen so noch spannender machen.

In der Junioren-Klasse liegt Matthew Green (KTM) aktuell mit einem relativ komfortablen 11-Punkte Polster vor Mitchell Brightmore (Rieju). Der Israeli Suff Sella (KTM) hat an dritter Position lediglich 2 Punkte Rückstand auf Brightmore.

Manuel Lettenbichler: «Das wird am Sonntag sicher ein heißer Ritt, der Track ist hart, aber fahrbar. Sicher, ich spüre jetzt schon eine leichte Nervosität, es ist das letzte Rennen in der WM und ich habe 4 Punkte Vorsprung auf Mario. Aber ich werde hier wie immer alles geben, ganz sicher auch mit Köpfchen unterwegs sein und darauf achten, möglichst wenig Fehler zu machen.»

Mario Roman: «Ich bin mit dem Saisonverlauf bislang sehr zufrieden. In Israel habe ich einen super Start erwischt und das Rennen gewonnen. In Serbien hatte ich mir den Zeh gebrochen, aber davon abgesehen konnte ich immer Podium-Resultate liefern. Ich habe diese Saison sehr viel gelernt. Nun sind wir hier in Spanien und es ist alles offen. Letti ist sehr gut unterwegs, aber ich werde alles versuchen, um das Rennen und die Meisterschaft für mich zu entscheiden. In den letzten Wochen habe ich mich extrem intensiv auf die Verhältnisse hier vorbereitet und fühle mich gut.»

Matt Green: «Ich bin jetzt ein Rennen davon entfernt, Junioren-Weltmeister zu werden und werde im Rennen alles geben, um das Ziel zu erreichen. Ich bin mehr als zufrieden mit dem Verlauf der Saison und hoffe, am Sonntag den Titel feiern zu können.»

Stand Hard-Enduro-WM nach 7 von 8 Rennen:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 107* Punkte
2. Mario Roman (Sherco), 103
3. Graham Jarvis (Husqvarna), 82
4. Teodor Kabakchiev (KTM), 72
5. Billy Bolt (Husqvarna), 62
6. Alfredo Gomez (GASGAS), 57
7. Michael Walkner (GASGAS), 57
8. David Cyprian (KTM), 57
9. Trystan Hart (KTM), 50
10. Wade Young (Sherco), 46

* Punktestand nicht final, da ein noch nicht entschiedener Protest bei der FIM vorliegt

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