Nielsen: «Nachts in Le Mans fühlt man sich alleine»

Nicklas Nielsen
Die 24 Stunden von Le Mans, die 2025 am Wochenende des 14./15. Juni ausgetragen werden, sind das ganz große Highlight im Langstrecken-Motorsport. Jedes Jahr wird an der französischen Sarthe Motorsport-Geschichte geschrieben - zuletzt zumeist von Ferrari. Die Mythos-Marke gewann 2023 und 2024 den Klassiker und zählt auch 2025 zu den Favoriten. Das haben bereits die ersten drei WEC-Rennen gezeigt, die allesamt von Ferrari gewonnen wurden.
«Wenn wir nach Le Mans kommen, ist es natürlich immer das Ziel, zu gewinnen», erklärt Nicklas Nielsen, der sich einen Werks-499P mit Antonio Fuoco und Miguel Molina teilt. «Aber der Wettbewerb diesmal ist noch enger als im Vorjahr. Somit wird es hart werden. Am Ende kann nur ein Auto Le Mans gewinnen. Wir geben alles dafür, dass wir dieses Auto sein werden.»
Das Trio Fuoco/Molina/Nielsen fährt als Titelverteidiger nach Le Mans. Der Triumph 2024 war zudem auch der internationale Durchbruch für Nielsen, der zuvor noch nicht überall bekannt war. Der Däne ist sogar ein echtes Ferrari-Eigengewächs: Zunächst hatte er in Deutschland Vollgas gegeben und trat 2016 und 2017 in der ADAC Formel 4 an, bzw. 2016 auch im TT Cup. Doch bereits 2017 gab er die ersten Auftritte in der Ferrari Challenge Europe - sprich dem Markenpokal der Marke aus Maranello. 2018 holte er dort den Titel und wurde danach direkt in den Ferrari-Fahrerkader berufen. Mit dem 488 GT3 und dem 488 GTE Evo war Nielsen dann international in unterschiedlichen Serien unterwegs und konnte mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machen. Somit folgte die Beförderung ins Werksprogramm mit dem 499P. «Es ist natürlich ein Traum, jetzt im Hypercar zu sitzen», ist ihm bewusst. «Mein Fall ist recht speziell - von der Ferrari Challenge bis hin zu Sieg in Le Mans. Darauf bin ich natürlich sehr stolz. Seit ich ein Kind war, hatte ich den Traum, im roten Rennauto zu sitzen.»
Die anstehenden Tage bis zum Rennen in Le Mans haben bei den teilnehmenden Piloten auch in Bezug auf die körperliche Vorbereitung einen besonderen Stellenwert. Doch für durchtrainierte Profis wie Nielsen ändert sich tatsächlich nicht sonderlich viel. «Das Training wird vor dem 24h Rennen sicherlich etwas intensiviert», beschreibt er. «Dennoch ist die Vorbereitung nicht sonderlich anders, als für andere Rennen. Wir Piloten haben denselben Job zu erledigen. Man fährt in Le Mans halt einfach mehr und man fährt in der Nacht. Aber die grundsätzliche Routine ändert sich nicht.»
Das angesprochene Fahren bei Nacht zählt auf jeden Fall zu den ganz speziellen Herausforderungen eines 24h Rennens. Hierzu gibt es im Fahrerfeld recht unterschiedliche Herangehensweisen. Einige Piloten kommen mit den Belastungen bei Dunkelheit eher etwas schwieriger zurecht und versuchen, sich mehr auf Stints am Tage zu konzentrieren - nicht so Nielsen. «Ich mag beides. Die Nacht ist natürlich ganz speziell. Die Rundenzeiten sind meist sogar etwas schneller. Außerdem erfährt man einen ganz anderen Aspekt der Strecke. Tatsächlich fühlt man sich nachts in Le Mans sogar etwas alleine», detailliert er. «Natürlich ist man nicht alleine, denn man überrundet rund acht bis neun Autos pro Runde. Aber das Gefühl ist einfach anders. Alles um einen herum ist ruhiger als am Tag.»
Ob es mit dem dritten Triumph in Folge von Ferrari in Le Mans etwas wird, muss die Rennwoche zeigen. Was Ferrari im Programm mit dem 499P jedoch noch fehlt, ist hingegen der WM-Titel in der FIA WEC: «Ich sage nicht, dass ich nicht nochmals Le Mans gewinnen würde, aber wenn ich eines auswählte müsste, würde ich den WM-Titel nehmen», priorisiert Nielsen. «Denn Le Mans habe ich ja schon mal gewonnen. Jetzt würden wir natürlich gerne auch den WM-Pokal nach Maranello bringen. Hoffen wir, dass es 2025 mit beidem klappt.»