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Weltmeister Nico Rosberg: «Vielleicht war ich naiv»

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg: We are the Champions

Nico Rosberg: We are the Champions

​Dürfen wir vorstellen? Nico Rosberg, der glücklichste Mensch der Welt. Jedenfalls fühlt sich der Mercedes-Star so, nachdem er im Hitchock-Finale von Abu Dhabi den Formel-1-WM-Titel sichergestellt hat.

Nico Rosberg geniesst sehr viele Sympathien in der Formel 1. Er bekommt von den hartgesottensten Berichterstatter Applaus, wenn er auftaucht, überall glückliche Gesicher, die Menschen freuen sich mit dem Deutschen. An diesem Abend höre ich im Fahrerlager des Yas Marina Circuit niemanden, der damit hausieren geht, dieser Rosberg habe den Titel nicht verdient. Ganz im Gegenteil – Nico erhält die Anerkennung, die ihm gebührt.

In seiner Medienrunde Stunden nach dem WM-Finale sagt Rosberg auf die Frage, was sein Papa Keke zu ihm gesagt habe: «Er war wie ich – zunächst einmal sprachlos. Und dann meinte er, die letzten beiden Runden seinen grauenvoll gewesen für ihn. Für mich waren sie es auch!»

Rosberg senior hat das Finale bei Freunden in Dubai geschaut, es ist nicht überliefert, wieviel Baldriantee ausgeschenkt werden musste.

Nico erzählt noch einmal, wie er diese Saison angepackt hat: «Ich versuche immer, mich zu verbessern. Der Kopf ist in der Formel 1 ein machtvolles Instrument. Ich habe mir angeschaut, wie ich die Saison anpacken will und kam zum Schluss, dass diese Herangehensweise für mich einfach am besten funktioniert – also ein Rennen ums andere. Wenn du zu sehr daran denkst, was alles auf dem Spiel steht, dann macht dich das kirre. Jeder weiss, wie sehr ich das wollte. Aber man kann sich das auch zum Mühlstein am Bein machen. Ein Grand Prix nach dem anderen, im Moment leben, das klappt für mich gut. Ich wollte absichtlich nie vom Titel reden, weil ich weiss, was für eine gigantische Kiste das ist. Ich versuchte, mir selber Druck zu nehmen.»

«Das hat für mich gut geklappt, das hat einen grossen Anteil an meinem Titelgewinn. Selbst als ich zu Beginn der Saison diese vier Rennen in Folg gewonnen hatte, wollte ich den Titelgewinn ganz bewusst aus meinem Denken streichen. Hey, ich habe Lewis Hamilton als Stallgefährte! Ich wusste, der wird nie und nimmer nachlassen, der ist in jedem Rennen ein Berg, den ich überwinden muss.»

Im Rennen kam es so, wie einige vor diesen Abu-Dhabi-Wochenende erwartet hatten – Hamilton führt, dahinter Rosberg, und Lewis versucht, nur so schnell zu fahren, damit die Verfolger von Nico eine Chance erhalten, sich auf den Deutschen zu werfen.

Hatte Nico selber das auch kommen sehen? «Ich habe das nicht erwartet, vielleicht war das naiv von mir. Aber eigentlich möchte ich gar nicht gross darauf eingehen. Die Team-Seite ist ganz einfach zu verstehen – dass nämlich sichergestellt werden soll, den Sieg einzufahren. Wir haben das ja das ganze Jahr über gemacht. Aber ich habe auch Verständnis für Lewis. Es ging um den Titel, es ging um alles. Natürlich musste er alles versuchen. Ich begreife das, und dabei sollten wir die ganze Sache beruhen lassen.»

Für Nico gab es in diesem Rennen zwei kritische Situationen: «Als mein Renningenieur Tony an den Funk kam und sagte – du musst jetzt UNBEDINGT an Max Verstappen vorbei, das war keine schöne Sache. Es war ein grauenvolles Gefühl zu hören, dass du um jeden Preis an Verstappen vorbei musst. Die letzten zehn Runden waren ebenfalls nervenzerreibend. Ich wusste nicht, wie weit Lewis gehen würde. Er hätte ja noch mehr verlangsamen können, und dann hätte ich mit den Piloten hinter mir ein richtiges Problem bekommen.»

War dies das härteste aller Rennen? «Ja», sagt Nico sofort, «denn ich konnte ja nicht verdrängen, was alles auf dem Spiel steht. Beim Finale geht das einfach nicht mehr. Und dann hörst du von Tony: "Es ist kritisch für den Titel, dass du Max Verstappen überholst." Heiliger Strohsack! Nein, ehrlich! So etwas willst du im Funk nicht hören.»

«Am Ende, mit Vettel und Verstappen hinter mir, wollte ich Rang 2 unbedingt behalten. Denn wenn du eine Position verlierst, dann wäre ich ja noch angreifbarer gewesen, was den Titel angeht.»

Gab es je eine Chance für die Attacke auf den führenden Lewis Hamilton? «Eigentlich nicht», meint Nico, «denn Lewis hat das wirklich sehr clever gemacht. Er war in allen Pistenbereichen genau schnell genug, um mich für die üblichen Angriffsstellen auf Armlänge zu halten.»

Nico Rosberg hat in diesem Jahr den inneren Turbo gezündet, er ist stärker als der Rosberg 2014 und 2015. Was kommt nun? Findet er ein weiteres, höheres Niveau? Nico überlegt kurz und sagt dann: «In den letzten Rennen habt ihr nicht den richtigen Nico gesehen. Der Druck hat mich langsamer gemacht. Ich bin so erleichtert, dass ich meinen Vorsprung über die Distanz schaukeln konnte. Einfach war das alles nicht. Lewis fuhr besser denn je, ich sah, wie hart er gearbeitet hat, der war supermotiviert. Und er hatte nichts zu verlieren. Ich hingegen alles. Das hat alles sehr schwierig gemacht. Ich bin unendlich erleichtert, dass ich den Titel geholt habe.»

Ein Journalist will wissen: Was ist das Schönste daran, Weltmeister zu sein? Nico grinst: «Ich habe Familie und Freunde hier, und heute Nacht werden wir zeigen, dass wir auch beim Feiern Weltmeister sind.»

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