KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Fernando Alonso: BrawnGP 2009, dann Mercedes-Benz

Von Mathias Brunner
​Ex-Mercedes-Mitarbeiter Nick Fry (60) enthüllt in Madrid, wo die Reise von Fernando Alonso hätte hingehen sollen. «Wenn er zu uns gekommen wäre, dann stünde er heute als vierfacher Weltmeister da.»

Erinnern Sie sich noch an Nick Fry? Der inzwischen 60jährige Engländer gehörte beim heutigen Mercedes-Formel-1-Team in Brackley fast zum Inventar: 2002 kam er zum damaligen F1-Rennstall BAR (British American Racing), als Teamchef David Richards gehen musste, wurde Fry als Teamchef eingesetzt. Er behielt den Posten, als Honda BAR kaufte. Als Honda auf Ende 2008 die Formel 1 verliess und das Team in «BrawnGP» umbenannt wurde, erhielt Fry den Posten des Geschäftsleiters. BrawnGP gelang dann eine der grössten Sensationen der Formel-1-Historie – Gewinn der WM mit Jenson Button, Sieg auch im Konstrukteurs-Pokal. Honda war um ein Jahr zu früh gegangen.

Nick Fry blieb der Firma treu, als BrawnGP von Mercedes geschluckt wurde. Er soll zu diesem Zeitpunkt 24,9 Prozent Anteile gehalten haben, so wie Brawn auch (der Rest gehörte Mercedes). 

Anfang 2013 wurde dann bei Mercedes-Benz alles anders: Toto Wolff kam als Teamchef an Bord, Niki Lauda war da schon längst Aufsichtsrats-Chef des Rennstalls, beide wurden Teilhaber. Fry musste gehen, und auch die Tage von Ross Brawn waren gezählt, den Posten des Technischen Leiters übernahm Paddy Lowe, der Lewis Hamilton von McLaren zu Mercedes folgte.

Von Nick Fry haben wir seitdem nicht mehr viel gehört. Vor wenigen Tagen jedoch nahm er am so genannten MABS teil, dem «Management und Business Summit»), dieser Kongress für Geschäft und Management fand in Madrid statt. Dabei wurde Fry, naheliegend, wir waren schliesslich in Spanien, auch auf Fernando Alonso und seine Karriere angesprochen.

Fry enthüllte dabei Erstaunliches: «Fernando hätte 2009 für Ross Brawn und mich fahren sollen. Hätte er das getan, dann wäre er inzwischen vierfacher Formel-1-Champion. Fernando könnte in die Geschichte eingehen als verlorenes Talent. Er könnte eine so viel bessere Bilanz vorweisen mit einigen besseren Entscheidungen.»

Tatsächlich fuhr Fernando 2008 und 2009 bei Renault, für 2010 wechselte er zu Ferrari, wo er fünf Jahre lang vergeblich versuchte, Weltmeister zu werden. Dann folgten inzwischen zweieinhalb Jahre Gewürge bei McLaren-Honda.

Zum Vergleich: Lewis Hamilton wurde von Mercedes zur Saison 2013 hin nach Brackley gelockt, ein Jahr später war er Weltmeister. 2015 holte er seinen dritten Titel, 2016 zog er gegen Nico Rosberg knapp den Kürzeren.

Gemäss Nick Fry gab es im Oktober 2008 eine Honda-Offerte für Fernando Alonso, doch der Spanier sagte ab, und Anfang Dezember 2008 verkündete Honda den Ausstieg aus dem GP-Sport.

Der Rennstall schien auf dem Totenbett zu liegen, dann übernahm Ross Brawn für ein symbolisches Pfund das Team. Die Japaner hielten Wort und finanzierten die Saison 2009. Dann begann das Märchen BrawnGP. Leider ohne Fernando Alonso.

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