Toto Wolff (Mercedes): «Singapur ist unser Weckruf!»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Mercedes-Teamchef Toto Wolff vertieft die Niederlage im Abschlusstraining zum Singapur-GP: «Singapur ist, wie es scheint, jedes Jahr unser Weckruf. Aber wir glauben: Das Tief ist temporär.»

Die Silberpfeile in der dritten Startreihe – so hat sich das Vettel-Jäger Lewis Hamilton das gewiss nicht vorgestellt. Und auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff nicht, als er vor die Journalisten tritt.

Toto, das Qualifying ist enttäuschend verlaufen. Sprechen wir hier von den üblichen Problemen auf diesem Kurs? Oder reden wir von neuen Schwierigkeiten?

Singapur ist, wie es scheint, jedes Jahr unser Weckruf. Ich fürchte: Was wir im Qualifying gesehen haben, das ist der echte Speed auf dieser Strecke, will heissen – wir sind hier dritte Kraft hinter Ferrari und Red Bull Racing. 2015 fuhren wir der Spitze hier um 1,5 Sekunden hinterher, und damals haben wir die WM dominiert. Nun sind es sieben Zehntel in einer ausgeglichenen WM. Wir müssen weiter daran arbeiten, wieso wir auf Strecken mit hohem Abtrieb nicht schnell genug sind.

Welche Art von Rennen erwartest du?

Ein schwieriges. Am Freitag war das Auto von Red Bull Racing das schnellste. Sie haben zwei Renner da vorne, dazu haben wir einen Ferrari. Die werden wohl vorne bleiben. Ich glaube aber auch daran, dass sich Lewis hinter dieser Gruppe halten kann. Aufgeben werden wir nicht, bis die Zielflagge fällt.

Was liegt strategisch drin?

Wenn du auf den Rängen 5 und 6 liegst, dann ergeben sich auch Gelegenheiten, strategisch anders vorzusehen. Unser Auto war auf weichen Reifen sehr gut. (Beginnt zu schmunzeln.) Wir haben in der Besprechung einige interessante Lösungswege diskutiert.

Was ist für Lewis Schadensbegrenzung?

Wenn alle ins Ziel kommen? Dann den geringsten Punkteverlust gegenüber Sebastian Vettel. Aber ich kann das nicht an einem Resultat festknüpfen. Wir müssen gut starten, an der Spitze dranbleiben und strategische Chancen nutzen. Überholen ist hier ganz schwierig.

Jeder weiss, dass ihr ein anderes Konzept verfolgt beim Auto als Ferrari. Ihr verwendet einen längeren Radstand. Seid ihr noch davon überzeugt, dass euer Weg über die ganze Saison gesehen der bessere ist?

Ja, wir glauben fest an unser Konzept. In den letzten Jahren gab es diesen Unterschied beim Radstand nicht, und doch haben wir uns besonders schwer getan in Singapur. Wir müssen einfach besser verstehen, wieso wir hier unter Wert geschlagen werden. Dafür sind die den Gegnern in Monza und Silverstone um die Ohren gepfiffen. Es geht jeweils um den besten Kompromiss.

Was ändert die Konkurrenzfähigkeit von Red Bull Racing hier?

Klar kann man sagen: Für uns ist dieses Quali-Ergebnis der schlimmstmögliche Fall – dass nämlich unser Hauptgegner ganz vorne liegt und wir uns auch noch hinter Red Bull Racing und dem zweiten Ferrari einordnen müssen. Und wir gehen davon aus: Wenn Red Bull die Singapur-Form auf andere Strecken übertragen kann, dann wird das selbstredend den WM-Kampf gegen Ferrari beeinträchtigen. Dann werden sie weiter um Podestränge und Siege mitmischen. Ich kann das aber auch von der anderen Seite betrachten: Wenn hier die Red-Bull-Fahrer einen Doppelsieg vor Vettel einfahren, dann ist das für uns kein übler Fall von Schadensbegrenzung.

Aber das ändert nichts daran, dass wir hier dort liegen, wo wir das vorher befürchtet hatten. Gleichzeitig will ich jetzt nicht von Euphorie in Depression verfallen. In Monza auf Wolke 7, zwei Wochen später im Tränental – so fühle ich mich nicht. Die Top-Ten von hier sind so wie in Budapest, also die besten Rennställe plus Hülkenberg, ein Toro Rosso sowie die beiden McLaren. Rennstrecken mit hohem Abtrieb liegen uns nun mal nicht. Aber davon kommen beim Rest der WM nicht mehr so viele.

Der erste Trainingstag verlief nicht gut. Wir haben dann für Samstagmorgen sehr viel umgebaut, aber das hat nicht gebracht, was wir uns davon erhofft hatten, also wurde erneut umgekrempelt. Damit ging es ein wenig besser, aber eben nicht gut genug.

Hamilton hat Bottas fast acht Zehntelsekunden aufgebrannt. Hatte Valtteri Probleme oder war das der Hamilton-Faktor?

Bottas scheint mehr darunter zu leiden, dass wir den Wagen nicht perfekt auf die Piste abstimmen können. Oder Hamilton fährt eher um die Probleme herum.

Was wirst du Lewis vor dem Start raten? Volle Attacke oder an die WM denken?

Ein Racer hat keine eingebaute Handbremse im Kopf. Er wird in der ersten Kurve alles versuchen, um seine Position zu verbessern.

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