Sergio Marchionne: Ferrari sucht Lücken im Reglement

Von Mathias Brunner
​Jahrelang wurde Ferrari vorgeworfen, das Team sei zu konservativ. Diese Zeiten sind vorbei. Ferrari-Chef Sergio Marchionne: «Wir haben Fachkräfte, die nur eines tun – nach Lücken im Reglement suchen.»

Jahrelang ist Ferrari vorgeworfen worden, zu konservativ zu arbeiten. Das war einer der Gründe, wieso der langjährige Chefdesigner Nikolas Tombazis gehen musste. Ferrari verpasste ein ums andere Jahr den Titel, weil die Italiener keine Trendsetter mehr waren. Ferrari begab sich viel zu selten mutig in Grauzonen, die Konkurrenz aus England hatte da weniger Hemmungen.

Immer wieder fanden die hellen Köpfe der britischen Rennställe Mittel und Wege, um das Reglement auszuhebeln. Kein Wunder: Wenn hundert Spezialisten bei einem Top-Team überlegen, wie Grauzonen im Reglement clever zu nutzen sind, dann waren die paar FIA-Experten überfordert.

«Formula One Management» möchte den Sport verbessern. Dazu haben die US-amerikanischen Grossaktionäre von Liberty Media Ross Brawn an Bord geholt. Der 63jährige Engländer, langjähriger Wegbegleiter von Michael Schumacher bei Benetton, Ferrari und Mercedes, kümmert sich um Technik, Reglement und Rennformat.

Brawn ist perfekt für diese Rolle, die er selber so beschreibt: «Ich bin ein Wilderer, der zum Wildhüter geworden ist.»

Wie jeder gute Wildhüter weiss Brawn: Alleine ist nicht alles zu stemmen. Also hat sich Brawn Hilfe geholt. Da ist zunächst Jason Somerville, der als Aerodynamiker bei Williams, Lotus und Toyota gearbeitet hat. Naheliegenderweise ist er im Team von Ross Brawn neuer Chef-Aerodynamiker.

Und da ist der langjährige Renningenieur Craig Wilson, der bei BAR-Honda, BrawnGP und ebenfalls bei Williams tätig war, wo er unter anderem am Wagen von Ralf Schumacher gearbeitet hat. Wilson kümmert sich unter Brawn im den Bereich Fahrzeugentwicklung.

Die Aufgabe der FOM-Leute ist nicht einfacher geworden. Und Ferrari-Chef Sergio Marchionne hat im Rahmen des Weihnachts-Mittagessens in Maranello angekündigt, dass Ferrari kecker wird. Gegenüber meinem Kollegen Franco Nugnes hat der 65jährige Spitzenmanager zugegeben: «In unserer Gestione Sportiva, also der Rennabteilung von Ferrari, stehen Fachkräfte auf der Lohnliste, die nur eine Aufgabe haben – Löcher im FIA-Reglement finden.»

Nach dem enttäuschenden Abschneiden 2016 (Ferrari blieb ohne Sieg) hatte Marchionne von Technikchef Mattia Binotto und seinen Kollegen gefordert: Mehr Ausflüge in Grauzonen. Die Reaktion: Ein Auto, mit dem Sebastian Vettel hätte Weltmeister werden können – ohne die Fehler von Fahrern, Technikern (Stichwort Standfestigkeit) und Kommandostand (Stichwort Strategie).

Auf diesem Weg will Sergio Marchionne seine Mannschaft weiterschreiten sehen.

Zulegen muss auch die Motorabteilung. Marchionne hat verraten, dass es mit der letzten Ausbaustufe des italienischen 1,6-Liter-V6-Turbomotors auf den Prüfständen solche Probleme gab, dass diese Motorversion überhaupt nie auf die Rennstrecke kam!

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