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Franz Tost: So wird Toro Rosso dank Honda stärker

Von Agnes Carlier
​Die Scuderia Toro Rosso steht am Beginn einer auf mindestens drei Jahre ausgelegten Partnerschaft mit Honda. Teamchef Franz Tost sagt, welche Möglichkeiten sich dank der Japaner eröffnen.

Pierre Gasly mit seinem Toro Rosso-Honda Vierter im Bahrain-GP, da gingen im Formel-1-Fahrerlager einige Augenbrauen hoch. Noch besser ging das für den Rennstall in dreizehn Jahren Formel 1 nur einmal – beim Sensationssieg von Sebastian Vettel in Monza 2008. Teamchef Franz Tost über die Nacht von Bahrain: «Das war ein hochemotionaler Moment, weil wir ein so vorzügliches Ergebnis nicht erwartet hatten. Ich hatte mir vor dem Rennen ausgerechnet, dass wir vielleicht einen achten Rang an Land ziehen würden. Pierre fuhr ein fehlerfreies Rennen, vor allem aber freute ich mich für Honda und unsere ganze Mannschaft.»

Gemäss des 62jährigen Tirolers wird Toro Rosso das ganze Jahr über laufend Verbesserungen bringen. «Andere Teams arbeiten mit zwei oder drei grösseren Updates pro Saison. Wir verfolgen eine andere Philosophie. Wir wollen den Wagen bei jedem Rennen mit kleinen Verbesserungen schneller machen.»

Rang 4 in Arabien war schön, aber Tost bleibt auf dem Teppich: «Wir haben drei Top-Teams, die drei Mal so viel Geld haben wie wir. Sie liegen den anderen Rennställen weit voraus. Wenn wir es mittelfristig schaffen, uns am vorderen Ende des Mittelfelds einzunisten, dann haben wir unser Ziel erreicht. Rang 5 muss für uns mit Honda machbar sein.»

Tost verspricht sich von der Partnerschaft mit den Japanern sehr viel. «Wir haben einen Dreijahresvertrag abgeschlossen, wir werden uns immer besser kennenlernen und von Jahr zu Jahr stärker. Wir sind nun zum ersten Mal Werkspartner eines Motorhersteller, wir erhalten völlig neue Möglichkeiten. Wir können Wünsche anbringen, etwa was den Einbau des Motors ins Chassis angeht oder wie wir den Auspuff legen wollen. So etwas konnten wir früher nicht.»

«Die Japaner pflegen eine komplett andere Kultur als wir. Daher habe ich früh Arbeitsgruppen eingerichtet, um unsere Mitarbeiter mit der japanischen Denkweise vertraut zu machen. Ich wollte Missverständnisse bei der Kommunikation verhindern. Ein gutes Arbeitsklima ist ganz wichtig.»

Glaubt Tost, dass dies letztlich bei McLaren der Kern der Probleme war, die Kommunikation? Franz Tost: «Ich kenne die genauen Umstände nicht. Ich will das nicht kommentieren, denn mir sind die Details nicht vertraut, überdies liegt das hinter uns. Ich für meinen Teil kann nur festhalten: Wir haben eine phantastische Beziehung zu Honda, die Arbeit könnte engmaschiger nicht sein. Wir sind in der besten Position, seit wir Formel 1 machen, weil wir nicht nur zahlender Kunde sind, sondern vollwertiger Partner. Dies wird sich beim 2019er Auto noch ausgeprägter bemerkbar machen.»

Arbeiten eigentlich Honda-Fachleute im Toro-Rosso-Werk von Faenza? «Nein», antwortet Franz Tost. «Viele von ihnen arbeiten in der Honda-Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Milton Keynes, die meisten aber sind im Motorenwerk von Sakura. Wir haben beinahe eine Luftbrücke nach Japan, weil regelmässig von uns Leute ins Honda-Werk reisen.»

«Wenn ich mir betrachte, wie unterschiedlich die europäische zur japanischen Denkweise ist, dann bin ich über die Arbeit mit Honda überaus erfreut. Ich erkenne bisher keine Schwierigkeiten.»

Franz Tost ist vielleicht der ideale Teamchef für eine Partnerschaft eines Formel-1-Teams mit Honda. Während seiner Zeit mit Ralf Schumacher in der Formel Nippon (heute Superformula) hat er Japan kennen und schätzen gelernt. «Japan ist eines meiner Lieblingsländer. Im Süden hast du den Eindruck, du bist auf Sizilien. Im Norden bist du in Bergregionen wie im Tirol. Ich liebe die japanische Kultur und Küche. Die Menschen haben verstanden, wie sie dank gutem Essen gesund leben. Japaner sind freundlich und konzentriert, sie haben einen starken inneren Antrieb und sind ehrlich. Das mag ich alles. Ich lebte damals am Lake Yamanakako, dem grössten der fünf Seen bei Fuji. Ich war sogar auf dem Berg oben. Allerdings war das Wetter so unberechenbar, dass ich drei Monate warten musste, bis ein Aufstieg möglich war. Wie sich das gelohnt hat!»

Mit McLaren gab es für die Honda-Techniker drei Jahre lang Tränen. Probleme wurden in aller Öffentlichkeit breitgetreten, McLaren hielt sich mit Kritik nicht zurück. Die Arbeit mit Toro Rosso geschieht unter geringerem medialen Druck. Der japanische Motor läuft standfester, und in Sachen Leistung bewegt sich Honda auf dem Stand von Renault Ende 2017. Nur mit einem guten Chassis wird kein GP-Fahrer in Bahrain Vierter.

Franz Tost ist zuversichtlich: «Keiner wird widersprechen, wenn ich sage – Honda bietet uns eine phantastische Infrastruktur. Hinzu kommen sehr clevere und hoch motivierte Techniker.  Die Defizite der Vergangenheit sind erkannt, und alle sind dabei, diese zu beseitigen. Manchmal gibt es dabei ganz unverhoffte Vorteile. Auf den ersten Blick beispielsweise könnten wir die Zeitverschiebung zwischen Italien und Japan als hinderlich betrachten. Das Gegenteil ist der Fall. Haben unsere Techniker Fragen, senden sie diese am Nachmittag nach Japan, und am nächsten Morgen haben sie bereits Antworten. Was will man mehr?»

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