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David Coulthard: «Lewis Hamilton ist etwas verwirrt»

Von Mathias Brunner
David Coulthard und Lewis Hamilton

David Coulthard und Lewis Hamilton

​Der 246fache GP-Teilnehmer David Coulthard ist nach dem WM-Lauf von China überzeugt: «Das einzig Gute, das Lewis Hamilton in Shanghai passiert ist, war der Crash zwischen Verstappen und Vettel.»

Es ist schon merkwürdig: Weltmeister Mercedes-Benz war in China hinter Ferrari und Red Bull Racing nur dritte Kraft – im Training waren die roten Renner von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen schneller; im Grand Prix schoben sich die RBR-Boliden dank einer genialen Boxenstrategie nach vorne. Und dennoch hat Mercedes in Shanghai erstmals in dieser Saison in der Markenwertung die Nase vorne.

Vergleichbares Bild bei den Fahrern: Die vierfachen Champions hatten mit Valtteri Bottas Pech, als das Safety-Car für ihn (und Vettel) zum ungünstigsten Zeitpunkt auf die Bahn kam. Red Bull Racing konnte blitzartig reagieren, Mercedes konnte das mit Bottas nicht, Ferrari mit Vettel auch nicht. Lewis Hamilton jedoch hätte man sofort hereinholen müssen, wie Ex-GP-Fahrer Jolyon Palmer betont: «Zu diesem Zeitpunkt lag Hamilton auf Rang 4 und hatte wenig zu verlieren. Er wäre mit gleichen Reifen und identischer Taktik vor Daniel Ricciardo auf die Piste gekommen. Für mich hat Mercedes hier den Sieg verschenkt.»

Doch Hamilton hatte trotz Strategiepatzer seines Teams und einer unerklärlich diskreten Vorstellung Glück: Denn weil der stürmische Max Verstappen WM-Leader Sebastian Vettel abgeräumt hatte, kam Hamilton vor seinem deutschen Widersacher ins Ziel und konnte den Rückstand auf den Ferrari-Star auf neun Punkte verringern. Im Duell Vettel gegen Hamilton steht es nun 54:45, dahinter folgen Bottas (40) und Ricciardo (37) sowie Kimi Räikkönen (30).

David Coulthard, WM-Zweiter 2001 und langjähriger GP-Fahrer von Williams, McLaren und Red Bull Racing, arbeitet heute als Formel-1-Experte des englischen Channel 4.

Auch der 13fache GP-Sieger aus Schottland hat über die Leistung von Lewis Hamilton gestaunt. Seit bald einem halben Jahr ist Hamilton nun ohne Formel-1-Sieg, und mit unauffälligen Darbietungen wie in Shanghai wird sich daran nicht so schnell etwas ändern.

David Coulthard sagt auf Channel 4: «Die Kollision zwischen Verstappen und Vettel ist das einzig Gute, das Hamilton in China widerfahren ist. Er scheint wenig verwirrt zu sein, wo sein üblicher Speed im Qualifying hingekommen ist und wieso Valtteri Bottas im Rennen vor ihm liegt. Für mich gibt es nur eine Erklärung: Lewis hat es nicht geschafft, die Reifen optimal zu nutzen.»

Lewis Hamilton sagte in China zum Dauerthema Reifen: «Ich finde die Pirelli generell noch immer zu hart. Auch wenn wir in diesem Jahr über die ganze Bandbreite eine Stufe weicher gegangen sind. Offenbar sind die Walzen widerstandsfähig genug, um noch immer Einstopprennen zu begünstigen, das haben wir in Bahrain erlebt, sogar auf einer rauen Pistenoberfläche wie dort.»

Zwischendurch fiel in Shanghai auf: Hamilton fuhr auf weichen Reifen fast so schnell wie die Ferrari-Fahrer auf ultraweichen Walzen. Wie ist so etwas möglich? «Es ist alles eine Temperaturfrage», antwortet Hamilton. «Wir sind ständig am Analysieren, aber es gibt auf diese Feinheiten im Umgang mit den Reifen nicht nur Schwarz-weiss-Antworten.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Ein Auto verliert nicht von einem Wochenende aufs nächste plötzlich seinen Speed und auch nicht von einem Training zum folgenden. Die Basis unseres Autos ist gut. Die Schwierigkeit besteht darin, die Reifen ins beste Betriebsfenster zu bringen – die unendliche Geschichte der Formel 1!»

«Früher hatten wir ein Problem mit überhitzenden Reifen, in China ist am Samstag genau das Gegenteil passiert. Die Walzen waren zu wenig warm. Das führt zu mangelnder Reifenhaftung.»

«Jedes Jahr musst dich dich auf das ganz spezifische Verhalten der Walzen frisch einstellen. In Melbourne haben wir gesehen: Wenn wir die Reifen optimal nutzen, ist unser Auto schnell. Aber wir haben auch erkannt: Es gab mehr Situationen, in welchen wir aus diesem Betriebsfenster kippen. Entweder der Reifen wird zu heiss, ob er wird zu wenig warm. Ist das diesem Silberpfeil angeboren? Ich weiss es nicht. Vielleicht tun wir uns schwerer, das auf den Punkt zu bringen als Ferrari. Aber es scheint auch so zu sein – wenn uns das gelingt, dann haben wir das schnellste Auto.»

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