Ferrari-Chef Arrivabene zu Pirelli: «Das wäre falsch»

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene (links hinten)

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene (links hinten)

​Beim der FIA läuft das Verfahren, wer ab 2020 Reifenpartner für die Formel 1 wird. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene: «Die ganze Arbeit mit Pirelli aus dem Fenster zu werfen, das käme mir falsch vor.»

Das heutige Abkommen von Pirelli als Alleinausrüster für die Formel 1 läuft Ende 2019 aus. Die Mailänder wollen dem Sport verbunden bleiben, aber nicht zu jedem Preis. Die FIA bereitet die Zukunft vor: Die Formel 1 wird 2021 auf Niederquerschnittreifen daherkommen, montiert auf 18-Zoll-Rädern. Schon 2014 hat Pirelli versuchweise einen Lotus mit 18-Zoll-Felgen auf die Bahn geschickt, damals sass Testpilot Charles Pic am Steuer. Die Reaktionen fielen deutlich aus: Die Fans wollten damals keine Niederquerschnittreifen, sie wollen lieber breitere Walzen wie heute. Die haben wir Anfang 2017 bekommen, aber der Schritt zu 18-Zoll-Rädern kommt dennoch – mit schmaleren Vorderreifen (27 cm statt wie heute 30,5 cm). Die 40,5 cm breiten Hinterreifen bleiben.

Bis 31. August 2018, 24.00 Uhr, mussten interessierte Reifenunternehmen in Paris ihre Bewerbungen einreichen. Ein Formel-1-Teamchef sagte mir im Fahrerlager des Circuit de Spa-Francorchamps: «Ein neuer Hersteller müsste für 2020 Reifen nach den heutigen Massen Reifen bauen, für 2021 dann aber die neuen Niederquerschnittwalzen. Er müsste also zwei Mal entwickeln. Welche Firma will das auf sich nehmen? Pirelli hat die gegenwärtigen Reifen im Griff, für sie gäbe es nur einen Entwicklungsschritt. Für mich steht fest: Vor diesem Hintergrund kann es nur einen Formel-1-Reifenausrüster geben, den bisherigen und künftigen – Pirelli.»

Michelin nahm sich aus dem Rennen. Die Franzosen teilten mit: «Wir haben die technischen Vorgaben der FIA aufmerksam studiert. Wir sind erfreut, dass unserer Empfehlung zum Wechsel auf 18-Zoll-Reifen Folge geleistet wird. Aber wir sind mit zwei anderen Punkten unglücklich – mit der Tatsache, nur für die Saison 2020 alleine andere Reifen herstellen zu müssen, sowie mit der Vorgabe, dass die Walzen gezielt abbauen müssen, um die Show zu verbessern. Das geht gegen unsere Prinzipien. Demzufolge sind wir auf die Einladung der FIA nicht eingegangen.»

Ein Insider sagt im Monza-Fahrerlager: «Mir war klar, dass Michelin nicht kommen würde. Wenn ein Hersteller in den Sport kommt oder zurückkommt, dann nimmt er früh Kontakt zu Teams auf, um die Situation in Sachen Technik gründlich auszuloten. Kein Team ist von Michelin angesprochen worden. Ganz anders bei Hankook. Die Südkoreaner haben durchaus mit dem einen oder anderen Team geredet. Als Ansprechpartner wäre Mercedes naheliegend, weil die Asiaten als DTM-Ausrüster engen Kontakt mit Merceds pflegen.» Der Vertrag mit der DTM läuft Ende 2019 aus.

Wie geht es weiter?

Gemäss FIA-Statuten musste ein interessierter Hersteller bis 31. August 2018 ein Dossier einreichen, falls er 2020 mitmachen will. Die Hersteller legen in diesen Unterlagen ihre Planung für die Herstellung von 13- und 18-Zoll-Reifen dar. Die FIA hatte dann 14 Tage Zeit, um die technische Eignung der Firma zu beurteilen. Niemand zweifelt daran, dass Pirelli und Hankook erstklassige Rennreifen bauen können. Pirelli-Rennchef Mario Isola: «Was am 14. September endete, nennt die FIA Phase 1.»

Dann wird es kompliziert. Denn heute geht es nicht nur darum, die Reifen zu liefern. Es geht auch um kommerzielle Aspekte. Isola weiter: «In Phase 2 geht es um ein Abkommen zwischen dem Reifenhersteller und Formula One Management. Die FOM wird dann die FIA darüber informieren, wer aus ihrer Sicht der geeignetste Partner ist. Und erst dann informiert die FIA.» Die FIA gibt nicht vor, bis wann sie veröffentlichen muss, wer diesen Zuschlag erhält. Beim letzten Mal dauerte das bis Januar.

Für Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene wäre es naheliegend, beim bestehenden Partner zu bleiben. Der Italiener sagt: «Wir haben nun seit 2011 mit Pirelli gearbeitet. Die ganze Arbeit aus dem Fenster zu werfen, das käme mir falsch vor. Aber wir treffen die Wahl nicht.»

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