Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Sebastian Vettel (Ferrari): Hört er sogar sofort auf?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel: Helm ab bei Ferrari

Sebastian Vettel: Helm ab bei Ferrari

​Der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel wird Ende 2020 nicht nur Ferrari, er wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Formel 1 verlassen. Wir sagen, was alles auf einen Rücktritt hindeutet.

Diese Worte geben den Fans von Sebastian Vettel zu denken. Als Ferrari und der deutsche Weltmeister gemeinsam bestätigten, dass sich ihre Wege trennen, da klingt der Heppenheimer nicht wie ein Rennfahrer, den wir noch jahrelang in der Königsklasse bewundern werden.

Die bemerkenswerten Worte des 32-Jährigen: «Was in den vergangenen Monaten passiert ist, das hat viele von uns zum Nachdenken angeregt über unsere Prioritäten im Leben. Man braucht Vorstellungsvermögen und eine neue Herangehensweise, um sich auf die veränderte Situation einzustellen. Ich für meinen Teil werde mir nun die Zeit nehmen, darüber zu reflektieren, was mir wirklich wichtig ist, wenn es um meine Zukunft geht.»

Seit der Bestätigung der Trennung von Ferrari und basierend auf den Zeilen von Vettel spriessen in Italien die wildesten Gerüchte – dass Vettel beispielsweise mit sofortiger Wirkung aufhöre und beim geplanten WM-Beginn Anfang Juli Antonio Giovinazzi im zweiten Wagen neben Charles Leclerc sitzen werde! Da dürfte wohl der Wunsch Vater des Gedankens sein.

Gegen sofortigen Rücktritt sprechen ein gültiger Vertrag für 2020 und die Beteuerungen von Vettel und Teamchef Mattia Binotto. Der 50jährige Italiener sagt: «Wir glauben daran, dass wir aus dieser ungewöhnlichen Saison 2020 noch viel herausholen.» Und Vettel meint: «Mein nächstes Ziel besteht darin, meine lange Zeit bei Ferrari mit weiteren schönen Momenten zu beenden.»

Aber auch wenn Vettel die Corona-verkürzte Saison 2020 wohl zu Ende fahren wird, die Wahrheit ist: Vettel gehen für 2021 die Möglichkeiten aus, sollte er noch Formel-1-Rennfahrer sein wollen.

Wenn Lewis Hamilton bei Mercedes-Benz bleibt, ist es kaum vorstellbar, dass Teamchef Toto Wolff Vettel engagiert, selbst wenn Wolff und Vettel befreundet sind. Bei Hamilton gegen Valtteri Bottas sind die Rollen klar verteilt. Hamilton mit Vettel, das dürfte so enden wie Lewis gegen Nico Rosberg.

Vettel hat seine Brücken zu Red Bull nie verbrannt, aber wenn das Leben bei Ferrari an der Seite von Charles Leclerc mühselig war, dann ist jenes neben Max Verstappen bei Red Bull Racing gewiss nicht einfacher. RBR hat neben dem kommenden Weltmeister Verstappen den vielversprechenden Alex Albon unter Vertrag, schnell, entwicklungsfähig und kostengünstig. Vettel wird nicht gebraucht.

Für McLaren spricht das gute Verhältnis zu Teamchef Andreas Seidl aus gemeinsamen Tagen bei BMW, aber das ist schon alles. Denn McLaren-CEO Zak Brown will keinen Fahrer mit zweistelligem Millionengehalt verpflichten, der Kalifornier ist einer der grossen Verfechter niedrigerer Budgets, zudem befindet sich McLaren noch im Aufbau. Mit Siegen ist mittelfristig nicht zu rechnen.

Wir stellen überdies bei Vettel eine gewisse Formel-1-Müdigkeit fest. Vettel war nie ein Freund der modernen Turbohybridmotoren, und er hat sich wiederholt darüber aufgeregt, dass der Sport überreglementiert wird; vor allem bei Entscheidungen der Rennkommissare.

Gegen eine Fortsetzung der GP-Karriere spricht auch: Was will Vettel eigentlich noch beweisen? Er hat vier WM-Titel gewonnen und 53 Formel-1-WM-Läufe. Er ist glücklicher Familienvater von zwei Töchtern und einem Sohn, im Sommer wird er 33 Jahre alt. Wieso sollte ein solcher Fahrer zu McLaren wollen, um dort – ohne Aussicht auf weitere Erfolge – mit Lando Norris herumzuschlagen?

Bei Red Bull Racing wirkte Vettel nach vier Titeln in Folge und beim Schritt in die neue Turbohybrid-Ära wenig motiviert, prompt wurde er von Team-Neuling Daniel Ricciardo geschlagen. Daraufhin seilte er sich zu Ferrari ab.

Heute ist klar: Er wird sein grosses Ziel kaum mehr erreichen, mit Ferrari Weltmeister zu werden. Leclerc als Dorn in seiner Seite hat ihm vor Augen geführt, dass seine Zeit abläuft.

Nicht nur bei Ferrari, sondern auch in der Formel 1.

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