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Alex Zanardi: Kämpferherz mit Charisma

Von Andreas Reiners
Alex Zanardi

Alex Zanardi

Alex Zanardi hat immer wieder bewiesen, dass er niemals den Mut verliert und ein echtes Kämpferherz besitzt. Wir blicken auf die inspirierende Karriere des Italieners, der nach seinem schweren Unfall wieder kämpfen muss.

Alex Zanardi ist ein Kämpfer, ein Vorbild, eine Ikone. Nach seinem schweren Unfall mit dem Handbike bangt die Sportwelt mit dem Italiener, der sich in einem inzwischen stabilen, aber immer noch ernsten Zustand befindet.

Doch Zanardis Karriere und Eigenschaften machen Mut. SPEEDWEEK.com schaut auf eine ungewöhnliche und inspirierende Laufbahn. Seine Karriere nimmt 1991 langsam an Fahrt auf, als er sein Debüt in der Formel 3000 feiert. Erst kurz vor dem Ziel wird er von Christian Fittipaldi in der Gesamtwertung abgefangen und wird Vizemeister. Im selben Jahr kommt er auch zu seinem Debüt in der Formel 1, insgesamt darf er in drei Rennen für Jordan ran. In dem Auto, in dem übrigens Michael Schumacher im gleichen Jahr sein Debüt feierte.

Durchstarten kann der Italiener aber nicht wirklich, 1992 findet er kein Stammcockpit, 1993 stoppt ihn ein schwerer Crash in Spa, nachdem er bei Lotus einen Vertrag für die komplette Saison erhalten hatte. Sein Comeback feiert er erst 1994, doch auch hier bleibt er im Lotus glücklos und auch punktlos. Lotus muss Konkurs anmelden, Zanardi ist erst einmal raus.

In die Erfolgsspur findet er ab 1996 in den USA, wo er in der IndyCar-Serie (damals CART) anheuerte. Zanardi wurde 1996 Rookie des Jahres und gewann 1997 und 1998 den Titel. Der Triumph im zweiten Jahr gelang mit sieben Siegen und 285:169 Punkten vor seinem Teamkollege Jimmy Vasser besonders deutlich.

Was aus der Zeit auch bleibt, ist das Überholmanöver «The Pass». Ein nahezu unmögliches Manöver in der legendären Corkscrew-Kurve in Laguna Seca. Zanardi flog buchstäblich von der Strecke, um Bryan Herta zu überholen – in der letzten Runde, zum Sieg – seinem dritten in jenem Jahr.

Die Rückkehr in die Formel 1 im Jahr 1999 wird zur Farce, Zanardi heuert zwar für drei Jahre bei Williams an, auch, weil er, wie er selbst sagte, noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Die ging aber nicht auf, er bleibt als Teamkollege von Ralf Schumacher ohne Punkte und zieht sich sowohl aus der Formel 1 als auch vorübergehend aus dem Motorsport zurück. 41 Formel-1-Rennen hat er insgesamt absolviert, zu Buche steht ein einziger WM-Punkt.

2001 wird zu seinem Schicksalsjahr. Er kehrt in die USA zurück, nachdem ihn Mo Nunn überredet, es wieder in der CART-Serie zu versuchen. Es läuft zunächst schwierig, ehe er am Lausitzring mal wieder ein Rennen anführt. Was dann passiert, verändert sein Leben für immer: Beim Crash mit Alex Tagliani wird er mit 320 km/h getroffen, nachdem er bei der Boxenausfahrt die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Der Wagen wurde in zwei teile gerissen, sieben Mal muss Zanardi wiederbelebt werden. Den Kampf gewinnt er, seine beiden Beine verliert er jedoch.

Seinen Kampfgeist, seinen Lebensmut zweifelt er allerdings keine Sekunde lang an. Sein Leben nennt er trotz des Schicksalsschlags stets privilegiert. Er nahm es als Geschenk, dass sich sein Leben änderte, er es aber fortführen konnte. Er schaut nach vorne, nicht zurück. Konzentriert sich auf das, was kommt, anstatt dem nachzutrauern, was war.

«Egal, was im Leben passiert: Du kannst immer neu starten und deine Vorteile daraus ziehen, was passiert ist, das als Möglichkeit sehen. Wie bei mir, denn ich mache all diese Dinge wegen dem, was passiert ist. Sonst hätte ich das alles nie gemacht, wie die Paralympics», sagte der Italiener mal und betonte, er sei gar nicht so speziell. Er sei sehr dankbar, dass er so gesehen werde. Aber: «Ich habe viele Menschen getroffen, die noch stärker sind als ich. Ich verdiene die ganze Aufmerksamkeit eigentlich gar nicht.»

2003 wird es emotional und tränenreich bei allen Beteiligten, als er auf dem Lausitzring vor dem Rennen seine 13 Runden von 2001 beendet, seinen Sieg einfährt.

Nach seiner Genesung kehrt er in den Motorsport zurück, für BMW nimmt er an der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) teil. 2006 kehrt er zudem in einen Formel-1-Renner zurück, in Valencia dreht er 30 Runden in einem BMW-Sauber. 2009 tritt er zunächst zurück.

2014 kehrt er in den Motorsport zurück, in auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Autos nimmt er an diversen Rennen teil, zum Beispiel in der Blancpain GT Series, beim 24-Stunden-Rennen in Spa, in Daytona oder auch in der DTM. Da sogar zwei Mal: 2018 in Misano und 2019 beim Dream Race in Fuji. In Misano wird er bei einem chaotischen Regenrennen sensationell Fünfter. «Der Witz des Tages», kommentiert er trocken.

Außerdem startet er 2007 eine Karriere als Handbike-Fahrer. Und da der Italiener nie halbe Sachen macht, ist er auch dort erfolgreich. Bei den Paralympischen Spielen 2012 in London gewinnt er zweimal Gold und einmal Silber, 2016 in Rio de Janeiro kann er diese Ausbeute wiederholen. Außerdem ist er sechsmaliger Weltmeister. 2014 nimmt er zudem am Ironman in Hawaii teil.

Wer Zanardi kennenlernt, ist schnell beeindruckt vom Feuer des Italieners, vom Charme, aber auch vom Witz. Denn er kann hervorragend über sich selbst lachen. Ein Beispiel: Es gab mal eine grenzwertige Karikatur in Italien. Sie zeigte vier Bilder. Ein Mädchen am Strand (weibliche Beine, Sand, Meer), einen Mann am Strand (ähnliches Bild, aber ein Foto mit den behaarten Beinen eines Mannes) und Zanardi am Meer (nur Sand und Meer).

«Ein Freund hat mich gefragt – nervt dich dieser Mist im Internet nicht? Nein, ich muss doch selber darüber lachen. Ich finde, es schmeichelt mir sogar in einer gewissen Art und Weise, denn der Witz unterstellt ja, dass die Menschen wissen, wer Zanardi ist. Es stört mich höchstens, dass ich auf dem Foto nicht mal einen Liegestuhl unter den Hintern bekommen habe und meine Yacht nicht zu sehen ist, die etwas realistischer wäre.» Dazu stellt er einen lachenden Smiley.

Zanardi hatte vor seinem Unfall am Freitag einen Einsatz im BMW M6 GT3 geplant, er wollte im November im letzten Endurance-Rennen der Italian GT Championship 2020 in Monza antreten. Dazu wird es erst einmal nicht kommen. Stattdessen kämpft er mal wieder um sein Leben. Doch es ist seine Karriere, die Mut macht, dass er es auch diesmal schafft.

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