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Nürburgring: Theorie und Praxis – zwei Paar Schuhe

Kolumne von Thorsten Horn
Beim Eifel-GP auf dem Nürburgring

Beim Eifel-GP auf dem Nürburgring

​20.000 Fans hätten den «Großen Preis der Eifel» live vor Ort verfolgen können, doch blieb ein Teil der Plätze zwischen den ohnehin planmäßigen Corona-Sicherheitslücken frei. Wieso?

Gemäß eines entsprechenden Infektionsschutz- und Hygienekonzepts durfte der «Große Preis der Eifel» der Formel 1 am vergangenen Wochenende sogar vor Zuschauern ausgetragen werden. Erlaubt waren 20 Prozent der Gesamtkapazität zu belegen, was 20.000 (Wochenend-)Tickets bedeutete. Diese wurden Preisen von 199, 299 und 399 Euro (für Ermäßigte ca. die Hälfte) angeboten und waren damit noch nicht einmal überteuert, sondern für Formel-1-Verhältnisse durchaus marktüblich.

Wenngleich der erste Vorverkaufsschwung eine echte Welle darstellte, machten letzten Endes nur 13.500 Formel-1-Hungrige von diesem Angebot Gebrauch. Außer, dass der Nürburgring wie der Sachsenring im Jahr 1927 ihre ersten Rennen erlebten, lassen sich gegebenenfalls auch in Zeiten von Corona Parallelen herstellen.

Die Königsklasse des Motorradsports sollte in diesem Jahr vom 19. bis 21. Juni auf dem Sachsenring gastieren. Auf Grund der damals realen Covid-19-Welle musste dieser jedoch abgesagt werden. Von Normalität kann auch vier Monate später keine Rede sein – im Gegenteil. Somit darf man sich getrost schon mal übers nächste Jahr Gedanken machen, sodass ein genauerer Blick auf das Formel-1-Wochenende auf dem Nürburgring auch für andere Veranstalter Sinn macht.

Wie gesagt waren 20.000 Zuschauer zugelassen, doch nur 13.500 sind gekommen, was einer Auslastung von 67,5 Prozent entspricht. Nun kann man darüber philosophieren, warum die deutlich reduzierte Zuschauerzahl noch nicht einmal ausgeschöpft wurde.

Ein geringer Teil aus zu Risikogebieten deklarierten Orten und Regionen verzichtete wohl freiwillig auf eine Anreise. Auch am Wetter lag es sicherlich nicht, denn das war, außer am verregneten und vor allem vernebelten Freitag, zwar kalt aber trocken und mitunter mit einigen Sonnenstrahlen verziert. Kurz, für Nürburgring-Verhältnisse in dieser Jahreszeit war es sogar schön.

Der Ticket-(Vor-)Verkauf lief nur online, wobei auch bei Sammelbestellungen zu jedem Ticket ein Name zugeordnet werden musste. Parkplätze waren für 24 Euro für alle drei Tage ebenfalls online zu buchen und den entsprechenden Tribünen zugeordnet. Das war angenehm, denn damit waren die Wege sogar relativ kurz, zumindest sehr zielgerichtet.

Wer dann letzten Endes aus welchem Risikogebiet aufs Gelände kam und wer mit wessen Karte das Drehkreuz am Eingang passiert hat, weiß auch nur der jeweilige Passant selbst. So waren Autokennzeichen aus allen Regionen Deutschlands sowie dem direkt und indirekt benachbarten Ausland (zum Beispiel Großbritannien) zu sehen.

Der Zutritt an die Strecke: Karte, Scanner, Drehkreuz auf, fertig. Sprich, ob der Name auf der Karte mit dem Ticketinhaber übereinstimmte, wurde nicht kontrolliert. Das wäre zwar möglich, aber auch mit einem enormen Aufwand verbunden gewesen, denn das Verhältnis von Einweisern und Ordnern zu zahlenden Fans war logischerweise ohnehin wirtschaftlich ungünstiger als zu besseren Zeiten. Vom Eingangsbereich bis zu seinem Platz war eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Das Wörtchen «Schutz» ist ja bekanntlich nicht nur bei selbstgehäkelten Textilien unzutreffend.

Selbstverständlich waren die Sitzplätze auch auf den Steintribünen mit Platznummern gekennzeichnet. In der Regel waren es kleine Inseln mit vier quadratisch angeordneten Plätzen mit Abständen von gut 1,50 Meter untereinander. Wer letztlich auf welchem Platz Platz genommen hat, erschließt sich ebenfalls nur dem jeweiligen Nutzer, denn bei zwei Mal zwei oder drei plus einer georderten Karten hatte man neben demjenigen zu sitzen, der einem «per Saalplanbuchung zugelost» war.

Zudem war bei den vielen freien Plätzen fallweise ein hin- und her-switchen von einem freien Platz zum nächsten zu beobachten. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass das Ganze vom Ansatz her sehr gut organisiert und strukturiert war, jedoch Theorie und praktikable Praxis, wie so oft im täglichen Leben, zwei verschiedene Dinge sind. Den anwesenden Fans war es sicherlich egal, denn diese sollten durchaus auf ihre Kosten gekommen sein.

Mit der Frage, ob eine ähnliche Herangehensweise auch für den Motorrad-Grand Prix von Deutschland auf dem logistisch suboptimalen Sachsenring perspektivisch im nächsten Jahr machbar bzw. sinnvoll ist, sollten sich die Entscheider beim ADAC in München und dem ADAC Sachsen in Dresden demnächst vorsorglich beschäftigen.

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