Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Yuki Tsunoda nach AlphaTauri-Test: «Unfassbar!»

Von Mathias Brunner
​Der 20jährige Japaner Yuki Tsunoda spricht über seinen ersten Tag in einem GP-Renner. Der Formel-2-Fahrer bewegte im Autodromo Enzo e Dino Ferrari von Imola einen 2018er Wagen der Scuderia AlphaTauri.

Der Japaner Yuki Tsunoda hat einen weiteren Meilenstein gesetzt auf seinem Weg in die Startaufstellung des Formel-1-Felds 2021. Der 20jährige Schützling von Honda und Red Bull durfte in der Emilia Romagna einen Tag lang einen zwei Jahre alten GP-Boliden fahren, auf die Bahn gebracht von AlphaTauri; der Wagen wurde in der GP-Saison 2018 als Toro Rosso STR13-Honda eingesetzt.

Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari von Imola ist für AlphaTauri dabei die ideale Bahn: Es liegt nur knapp 20 Autominuten vom Rennwagenwerk in Faenza entfernt.

Tsunoda, vor den letzten vier Rennen in Bahrain, Dritter im Formel-2-Zwischenklassement, begann den Tag unter trübem Himmel auf nasser Bahn, ausgerüstet mit Regenreifen. Mit der Zeit trockente die Bahn ab, so dass der Japaner mit mittelharten Pirelli fahren konnte.

Der zweifache F2-Saisonsieger wusste schon vor den ersten Metern im GP-Renner: «Das Komplizierteste ist das Lenkrad mit all seinen Funktionen.» Renningenieur Mattia Spini: «Wenn man ein solche multifunktionales Lenkrad zum ersten Mal vor sich hat, kann das schon ein wenig einschüchternd sein. Aber wir sahen gleich, mit welchem Feuereifer sich Yuki in die Arbeit warf, um alles darüber zu lernen.»

Tsunoda weiter: «Ich ging nicht davon aus, dass ich beim Schritt vom Formel-2-Renner in ein Formel-1-Auto meinen Fahrstil ändern muss. Ich wollte einfach einen guten Job machen und gleichzeitig den ersten Formel-1-Test geniessen.»

«Ich hatte gut geschlafen, aber mehr gegessen also sonst, Seafood, um genau zu sein. Ich wollte genügend Energie haben für den Testtag. Ich erwachte aber um drei Uhr früh, weil es in meinem Zimmer so warm war. Sonst war alles gut.»

«Als der Motor angelassen wurde, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl – das passiert jetzt wirklich! Die Formel 1 war immer mein Traum. Das Losfahren war nicht viel anders als in der Formel 2. Es fühlte sich alles normal an. Ungewohnt war, wie die Mechaniker miteinander die Heizdecken wegzogen, das hatte ich zuvor aus dieser Perspektive nur bei einem Computerspiel gesehen – in der Formel 2 haben wir keine Heizdecken!»

«Das Fahren an sich war weniger extrem als erwartet, was den Speed angeht, aber die körperliche Belastung war grösser. Ich dachte, ich habe einen starken Nacken. Wie sich herausstellt, ist er nicht stark genug. Mein Kopf nickte immer nach vorne beim Bremsen, die Bremsleistung eines GP-Renners ist unfassbar.»

«Die Power war eindrucksvoller als erwartet, mit viel mehr Schub. Ich wusste natürlich, dass ein Formel-1-Auto erheblich mehr Dampf hat als ein F2-Renner, aber wenn du das dann spürst, ist es doch eine andere Schuhnummer.»

«Mit dem Lenkrad bin ich gut klargekommen. Ich hatte im Simulator von Red Bull in Milton Keynes geübt. Ich fand es nicht einfach, Anweisungen zum Verstellen der Knöpfe schnell genug umzusetzen. Mit der Zeit wurde das besser, und ich wurde auch schneller. Es geht einem in Fleisch und Blut über.»

«Wir haben nun 300 Kilometer im Formel-1-Renner gefahren. Aber für die Superlizenz muss ich unter die Besten der Formel 2 kommen. Das bedeutet für mich nicht mehr Druck, denn das war von Anfang an das Ziel für die Saison.»

Der weitere Fahrplan für Yuki Tsunoda: Die Formel-2-Saison 2020 möglichst gut beenden, für AlphaTauri freie Trainings zum Grossen Preis von Bahrain und Abu Dhabi fahren, für die Scuderia anschliessend ans WM-Finale auch den Nachwuchsfahrertest absolvieren. Wenn alles klappt, wie von Red Bull, Honda, AlphaTauri und Tsunoda erhofft, dann wird der Japaner in der kommenden Saison an der Seite von Pierre Gasly an den Start gehen.

Formel-2-Sprintrennen in Sotschi

1. Guanyu Zhou (RCH), Uni-Virtuosi Racing, 10:01,184
2. Nikita Mazepin (RU), Hitech Grand Prix, +0,818
3. Mick Schumacher (D), +4,816
4. Jack Aitken (GB), Campos Racing, +6,459
5. Luca Ghiotto (I), Hitech Grand Prix, +7,670
6. Yuki Tsunoda (J), Carlin, +8,282
7. Callum Ilott (GB), Uni-Virtuosi Racing, +9,141
8. Dan Ticktum (GB), DAMS, +9,769
9. Pedro Piquet (BR), Charouz Racing System, +10,506
10. Robert Shwartzman (RU), Prema Racing, +11,244
11. Jehan Daruvala (IND), Carlin, +11,988
12. Artem Markelov (RU), BWT HWA Racelab, +12,438
13. Christian Lundgaard (DK), ART Grand Prix, +13,536
14. Marcus Armstrong (NZ), ART Grand Prix, +14,053
15. Marino Sato (J), Trident, +14,611
16. Giuliano Alesi (F), MP Motorsport, +15,032
17. Louis Delétraz (CH), Charouz Racing System, +15,717
18. Juri Vips (EST), DAMS, +17,100
19. Roy Nissany (IL), Trident, +17,757
20. Felipe Drugovich (BR), MP Motorsport, +38,002
Out
Jake Hughes (GB), BWT HWA Racelab, Kollision mit Semaia
Guilherme Samaia (BR), Campos Racing, Kollision mit Hughes

Stand nach 20 von 24 Rennen

1. Schumacher 191
2. Ilott 169
3. Tsunoda 147
4. Lundgaard 145
5. Shwartzman 140
6. Mazepin 140
7. Delétraz 124
8. Zhou 119,5
9. Ghiotto 104
10. Drugovich 79
11. Ticktum 78,5
12. Aitken 47
13. Nobuharu Matsushita (J) 42
14. Armstrong 38
15. Daruvala 36
16. Vips 16
17. Alesi 8
18. Markelov 5
19. Nissany 5
20. Sean Gelael (RI) 3
21. Piquet 2
22. Sato 1
23. Hughes 0
24. Samaia 0


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