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Zu wenig Geld für Aufstieg: Chadwick dreht Ehrenrunde

Von Andreas Reiners
Jamie Chadwick: «Wir haben ein langfristiges Ziel»

Jamie Chadwick: «Wir haben ein langfristiges Ziel»

Jamie Chadwick gehört zur Williams Driver Academy und hat die Formel 1 als grosses Ziel. Doch der Weg in die Königsklasse stockt, und das liegt auch am fehlenden Geld.

Jutta Kleinschmidt kennt die Probleme der Frauen im Motorsport. Sie hat sie vor kurzem erst deutlich angesprochen. «Es scheitert sehr oft am Geld», sagte die Dakar-Siegerin von 2001 bei «web.de»: «Der Motorsport ist generell sehr teuer. Man muss das Geld auftreiben, was nicht so einfach ist, sonst bleibt man auf der Strecke.»

Das erfährt im Moment auch Jamie Chadwick. Sie ist die grosse Hoffnung, dass erstmals seit 46 Jahren (!) mal wieder eine Frau in der Startaufstellung der Formel 1 stehen könnte. Sie ist im Moment am nächsten dran. Und trotzdem immer noch weit weg. Im Wartestand sozusagen.

?Die 23-Jährige gehört zur Williams Driver Academy, wird also vom Formel-1-Traditionsrennstall ausgebildet und unterstützt. Zudem gewann sie 2019 und 2021 die reine Frauen-Rennserie W Series. 2022 wäre also eigentlich der perfekte Zeitpunkt für den nächsten Schritt. Heisst: Aufstieg in die Formel 3 oder die Formel 2, die Nachwuchsserien auf dem Weg in die Formel 1, um sich in direkten Duellen mit der männlichen Konkurrenz zu beweisen.

Viel Kritik für die Entscheidung

Stattdessen dreht die Britin aber eine «Ehrenrunde»: Chadwick tritt erneut in der W Series an. Eine Entscheidung, die ihr eine Menge Kritik eingebracht hat, auch von ihren Unterstützern. Genauso wie der W Series übrigens auch, denn konzipiert ist sie als Sprungbrett für Fahrerinnen wie Chadwick, konnte das aber noch nicht unter Beweis stellen.

?Sie höre den Frust, die Kritik, sagte Chadwick in einem Instagram-Video. Sie hätte den Schritt in die Formel 3 oder Formel 2 auch gerne vollzogen, «aber ich sehe die W Series nicht als Rückschritt», meinte sie. «Ehrlich gesagt würde ich ohne sie gar nicht erst Rennen fahren. Dass wir überhaupt darüber reden können, dass ich in die Formel 3 oder Formel 2 gehe, hätte ich vor zwei oder drei Jahren nicht für möglich gehalten», so Chadwick, die sich kämpferisch gibt.

Das sei noch nicht das Ende, so die Britin, «wir haben ein langfristiges Ziel. Offensichtlich wird es dieses Jahr nicht Formel 3 oder Formel 2, aber vielleicht nächstes Jahr».

Was hat den Sprung verhindert? Tatsächlich das eingangs erwähnte Geld. «Es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, ob man einen Sitz bekommt oder nicht», erklärte Chadwick: «Ein überwiegender Faktor ist natürlich das Budget. Ganz ehrlich, ich habe es in dieser kurzen Zeit nicht geschafft, das benötigte Geld für einen Sitz in der Formel 2 oder Formel 3 aufzutreiben.» Von Williams wird sie bei der Suche nach Sponsoren unterstützt, aber auch das reichte nicht.

Flörsch kritisiert die W Series?

Die deutsche Nachwuchs-Hoffnung Sophia Flörsch fuhr 2020 in der Formel 3, sie hatte damals ein Budget in Höhe von rund 600.000 Euro. Das Problem: Das reicht für eines der schlechteren Teams, allerdings dann nicht dafür, um sportlich nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.

«Die Top-Teams hatten 1,2 bis 1,5 Millionen Euro. Wenn ich bei einem schlechteren Team fahre und weniger teste, werde ich nie so gut sein können – ein Kreislauf», sagte sie dem Playboy Mobility-Guide «Drive». In der Formel 2 wird bei einem Top-Team dann oft das Doppelte fällig. Für viele Talente ist das schlicht nicht zu stemmen. Sie bleiben auf der Strecke.??

Flörsch ist von Anfang an eine große Kritikerin der W Series. «Sie sagen: 'Wir bringen die nächste Frau in die Formel 1.' Das wird nicht passieren, weil die Frau, die die W Series gewinnt, sich in der Formel 3 gegen die Männer beweisen muss und dann in der Formel 2», so Flörsch: «Für mich macht das sportlich keinen Sinn. Um Frauen erfolgreicher zu machen, könnte man das Geld besser einsetzen.»

Flörsch hat ihre Kritik an einer mangelnden Gleichberechtigung im Motorsport jüngst erneuert. «Die Teams schmücken sich mit Fahrerinnen, aber die bekommen kaum echte Chancen. Sie werden zur Rechtfertigung moderner, schicker Leitmotive wie 'Wir fördern Frauen und Gleichstellung' benutzt», sagte die 21-Jährige im Interview mit dem Münchner «Merkur» und der «tz».

Sie selbst verabschiedete sich 2021 vom Formelsport, fuhr in der Langstrecken-WM WEC und in der DTM. Auch 2022 wird sie auf der Langstrecke unterwegs sein – die Formel 1, das einst erklärte Ziel der Deutschen, ist weit weg.

Williams unterstützt Chadwick?

Immerhin: Chadwick geniesst weiterhin die Unterstützung von Williams. «Ich denke, sie hatte ein paar Optionen, wenn sie sich dazu entscheidet, erneut in der W Series zu fahren, dann ist das ihre Entscheidung und Williams unterstützt diese», sagte Teamchef Jost Capito.

Er betont aber auch: «Wenn sie das Ziel hat, in die Formel 1 aufzusteigen, muss sie zu einem bestimmten Zeitpunkt sicher die Formel 3 und Formel 2 durchlaufen». Man werde sehen, wie sich Chadwick entwickle, so Capito. Eine Hoffnung der Britin: Sie hat genug Superlizenz-Punkte eingefahren, um 2022 theoretisch bei einem Formel-1-Training ins Auto steigen zu können. «Während der Saison werden wir entscheiden, was die nächsten Schritte sind», sagte Capito dazu nur. Chadwick bleibt also weiter im Wartestand.

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