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Grand Prix von Miami: Piste wegen Schumacher geändert

Von Mathias Brunner
In die Pistenführung des neuen Miami International Autodrome ist sehr viel Hirnschmalz investiert worden: Gemäss Renn-CEO Richard Cregan wurden 75 verschiedene Streckenführungen erwogen!

Die Formel 1 legt in den USA an Zuschauern markant zu, Popularitäts-Turbo ist die F1-Doku «Drive to Survive» von Netflix. Nach dem Grossen Preis der USA auf dem Circuit of the Americas ausserhalb von Austin (Texas) wird 2022 erstmals ein Formel-1-WM-Lauf in Miami ausgetragen, 2023 folgt die Rückkehr der Königsklassse nach Las Vegas.

Zwischen der Formel 1 und Tom Garfinkel, Geschäftsleiter der Miami Dolphins (American Football) und des Hard Rock-Stadions, ist ein Zehnjahresvertrag abgeschlossen worden. Gemäss Renn-CEO Richard Cregan begann die Arbeit an einer Strecke in Miami im August 2017.

Aus der geplanten Pistenführung im Bereich Bayfront wurde nichts – zu viele Schwierigkeiten mit den Anwohnern. Die Gemeinde Miami Gardens und das Mehrzweck-Stadion von Tom Garfinkel waren letztlich die einfachere Wahl. Garfinkel sagt: «Es gab beim Projekt Bayfront einfach zu viele Einschränkungen. Es wäre auch nicht einfach gewesen, all die Fans auf die Schnelle auf ein Gelände in Downtown zu bringen und wieder hinaus.»

Garfinkel und die Experten der Firma Apex Circuit Design aus England erwogen insgesamt 75 verschiedene Pistenführungen in Miami, 36 davon auf dem Gelände des Hard Rock-Stadions.

Der 5,412 Kilometer lange Kurs besteht aus 19 Kurven, die Durchschnittsgeschwindigkeit wird bei rund 225 km/h liegen, die Rundenzeit bei etwa 88 Sekunden. Top-Speed – rund 330 km/h. Das alles liegt ungefähr im Bereich des Albert Park Circuit von Melbourne (Australien). Vollgas wird zu 58 Prozent der Miami-Rennstrecke gegeben.

Was Tom Garfinkel freut: «Du kannst vom Dach unseres Stadions die komplette Strecke einsehen, so etwas gibt es in der Formel 1 sonst auf keiner anderen Bahn.»

Es war nicht ganz einfach, auf dem Gelände eines Mehrzweck-Stadions eine GP-Rennstrecke einzupassen. Die Rennstreckenbauer mussten das bestehende Drainage-System in die Arbeit einbeziehen, dazu musste ein Weg um die Gondelbahn herum gefunden werden. Ganz zu schweigen davon, dass im Osten der Strecke der Highway und der Florida Turnpike stehen, und das Strassensystem konnte genau so wenig geändert werden wie die Vegetation – mit einer Reihe geschützer Bäume.

Ständig mussten sich die Rennstreckenbauer den Vorgaben des Stadions anpassen. So wurde im Osten der Strecke mit Asphaltieren begonnen, während im Westen noch das Miami Open-Tennisturnier stattfand. Die Boxenanlage samt Rennleiterturm sind permanente Bauten, die – wenn keine Formel 1 ist – für andere Veranstaltungen genutzt werden. Der Rest wird nach der Rennpremiere 2022 abgebaut, verstaut und 2023 wieder hervorgeholt. Die Strecke an sich wird für andere Events genutzt, etwa als zusätzliche Parkflächen. Das Fahrerlager entspricht ungefähr der Grösse der Anlage von Singapur.

Kein US-Bundesstaat ist flacher als jener von Florida. Aber auf der neuen Rennstrecke wurden Passagen von Anstieg und Gefälle eingebaut – etwa zwischen den Kurven 13 und 16. Und weil die Zufahrt gekreuzt werden musste, haben wir sogar eine kurze Tunnel-Passage. Gesäumt wird die Bahn von 12 Kilometern Beton-Elementen.

Die besten Überholmöglichkeiten: Am Ende der langen Geraden zur Kurve 11 hin, dazu auf der Geraden zu Kurve 17 hin, kurz vor Start und Ziel. Hier werden auch zwei der drei DRS-Passagen platziert, die Bereiche also, in welchen die Fahrer ihre Heckflügel flachstellen dürfen. Die dritte befindet sich bei Start und Ziel.

An der Piste ist auch in den letzten Wochen nach nachgebessert worden. Der schwere Unfall von Mick Schumacher in Dschidda hat in Miami dazu geführt, dass Randsteine in der schnellen Passage der Kurven 4 und 5 entfernt worden sind.

Ebenfalls bemerkenswert: Die Strecke ist in enger Zusammenarbeit mit den Technikern von FIA und Formel 1 gebaut worden, um die Vorzüge der 2022er Flügelautos bestmöglich zur Geltung zu bringen.

Beim Bau der Strecke wurde viel einheimischer Kalkstein verwendet, aus einem Steinbruch wenige Meilen von der Rennstrecke. Hintergrund: Die Formel 1 will nachhaltiger sein, vorbei die Zeiten, als zum Bau einer Strecke wie in Abu Dhabi Stein aus Wales importiert wurde. Kalkstein ist zudem sehr widerstandsfähig, er wurde in Miami mit Granit gemischt (der stammt aus dem Bundesstaat Georgia), die Pistenoberfläche (insgesamt 24.000 Tonnen) sollte gemäss Renn-CEO Richard Cregan vom ersten Training an gute Haftung erlauben. Die Bahn wird zudem vor der Formel-1-Premiere hochdruckgereinigt, um Sand und Staub aus den Ritzen zu waschen. Der Belag ist für eine neue Pistenoberfläche verblüffend hell.

Apropos Waschen: Am Mittwochabend nach unserem Besuch brach ein brachiales Gewitter über der Rennstrecke herein. Der Belag ist absichtlich porös gearbeitet, um Regenwasser ablaufen zu lassen, dazu ist die Piste nie topfeben – sie führt leicht hinauf oder hinab oder sie ist zur Seite geneigt, damit eben Wasser gut ablaufen kann.

Am Mittwoch wurde die Piste offiziell eröffnet – mit dem 81-jährigen Milliardär Stephen M. Ross (Besitzer des Stadions und der Miami Dolphins) als Beifahrer, in einem zweiten McLaren Senna sass Geschäftsleiter Garfinkel.

Danach drehten die McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo und Lando Norris mit VIP-Gästen Runden. Typisch Formel 1: Mehr als eine am Stück wurde ihnen nicht erlaubt, um keinen unfairen Vorteil gegenüber anderen Fahrern zu erhalten.

Die Arbeiten an der Strecke begannen nach jahrelanger Planung vor exakt neun Monaten: Die Männer hinter dem Miami International Autodrome dürfen mit ihrem Baby zufrieden sein.


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