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Miami International Autodrome: Es ist Show-Time!

Von Mathias Brunner
Niemand versteht das Unterhaltungsgeschäft besser als die US-Amerikaner. Und so wurde auch beim neuen Miami International Autodrome mit grosser Kelle angerührt – samt einer künstlichen Marina!

Das vermeintlich kühlende, blaue Nass lockt an der Marina des neuen Miami International Autodrome. Hm, seltsam: Die Boote bewegen sich gar nicht. Kein Wunder: Die Yachten auf dem Renngelände des neuen «Miami International Autodrome» stehen fest auf dem Boden, und das Wasser ist auch nicht der Atlantik, sondern täuschend echte Folie auf Holzbrettern – willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Formel-1-Grossaktionär Liberty Media und die Organisatoren des ersten Formel-1-WM-Laufs in Miami machen alleine schon damit klar: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Für die durchgeknallte Idee mit der Fake-Marina à la Traumfabrik Hollywood hat es in den sozialen Netzwerken viel Hohn gegeben, aber darüber sehen Tom Garfinkel und Richard Cregan gerne hinweg. Der US-amerikanische Geschäftsleiter des American Football-Klubs Miami Dolphins und des Hard Rock-Stadions sowie der englische Renn-CEO (ex-Geschäftsleiter von Toyota F1 und des Grands Prix von Abu Dhabi) sind stolz darauf, was hier entstanden ist.

Garfinkel sagt: «Wir wollten etwas auf die Beine stellen, was für Fans, Fahrer und Teams einzigartig ist. Im Zentrum dabei stand aber nicht der Glamour, sondern das Ziel, eine Rennstrecke zu bauen, die guten Sport begünstigt.»

Richard Cregan ergänzt: «Seit Jahren ist versucht worden, die Formel 1 nach Miami zu holen. Jeder wusste, dass hier das Potential zu etwas ganz Aussergewöhnlichem schlummerte.»

Für Liberty Media ist Miami Mittelstation eines Ausbaus der Formel 1 in den USA: Nach dem Grand Prix der USA in Austin (Texas) nun also der Grand Prix von Miami, 2023 folgt die Rückkehr des GP-Sports nach Las Vegas.

SPEEDWEEK.com hatte mit einer Reihe ausgesuchter Journalisten die Möglichkeit, einen vierstündigen Rundgang übers Gelände zu machen. Der erste Augenschein zeigt: Alles ist bereit für eine grosse Motorsport-Party. Die Fake-Marina (die eine Liebeserklärung an Miami sein soll) gehört genau so dazu wie eine Gondelbahn über das Gelände, auch dies eine Formel-1-Premiere, oder ein Strand mit zwei Pools, Liegestühlen im Sand und eisgekühlten Drinks. Wenige Meter entfernt brausen GP-Rennwagen vorbei. Unglaublich.

Tom Garfinkel sagt: «Die Vision von Stadionbesitzer Stephen Ross bestand darin, hier eine Anlage für Weltklasseveranstaltungen aller Art zu bauen, nicht nur für American Football. Heute dürfen wir mit Stolz sagen – nirgendwo sonst auf der Welt wird diese Kombination geboten. Beyoncé, U2, Serena Williams, Roger Federer, American Football, Boxen, Tennis, Formel 1, Super-Bowl – bei allem Respekt, welches andere Stadion kann das vorweisen? Die Königsklasse festigt unseren Anspruch, ein globaler Schwergewichtler der Unterhaltungs-Industrie zu sein, und dazu gehört der Sport.»

«Uns war aber auch ganz wichtig, die Gemeinde Miami Gardens mit einzubeziehen. So haben wir verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen. Ich will in zehn Jahren hier auf dieser Bühen stehen zusammen mit Menschen, die von diesem Programm profitiert haben und dann den Schritt bis in die Formel 1 geschafft haben.»

Die Vorgabe von Tom Garfinkel für den Grand Prix: «Wir möchten eine Stimmung wie in Disneyland erzeugen – es geht erstens um packenden Rennsport, dann aber auch um das ganze Drumherum. Die Fans sollen die Möglichkeit haben, hier mit Freunden Musik zu hören und ihre Zeit zu geniessen. Die Besucher sollen auf der Anlage wirklich einen Miami-Geschmack erhalten. Wir wollen uns von den 22 anderen Strecken abheben.»

Tom Garfinkel arbeitete früher für Chip Ganassi als Vize-Präsident jenes Rennstalls, der Autos in der NASCAR-Serie, bei den IndyCars und in der TransAm auf die Bahn brachte: «Ich weiss es zu schätzen, wie besonders die Formel 1 ist. Ich sehe es als Ehre an, die Königsklasse hier nach Miami zu bringen. Und ich glaube, wir können sie hier gebührend ins Schaufenster stellen.»

«Was derzeit mit der Formel 1 in Amerika passiert, das ist phänomenal. Durch die Netflix-Serie Drive to Survive sind Menschen auf die Formel 1 aufmerksam geworden, die waren zuvor noch nicht mal Renn-Fans. Aber jetzt sehen sie sich jedes Rennen an. Sie sind fasziniert von den Menschen dahinter und von der Technik. Die Formel 1 ist für sie cool. Und je mehr sie über den Sport erfahren, desto mehr verfallen sie ihm. Am besten funktioniert das jedoch, wenn Formel 1 nicht vor dem Fernseher oder online geschaut wir, sondern vor Ort. Und dazu möchten wir eine einzigartige Rennanlage bieten.»

Die 240.000 Tickets für das kommende GP-Wochenende sind seit Wochen verkauft. Garfinkel sagt: «Bei der ersten Ausgabe wollten wir sicherstellen, dass alle ein schönes Wochenende erleben. Wir wollen nicht, dass die Fans stundenlang im Stau stehen, weil wir den Verkehr nicht bewältigen können; wir wollen nicht, dass sie eine Viertelstunde anstehen müssen, um sich ein Mineralwasser zu kaufen; wir wollen saubere Toiletten. Die Besucher sollen am Abend happy nach Hause gehen, hoffentlich mit dem Wunsch wiederzukommen. Wenn wir das alles erreicht haben, dann werden wir Mittel und Wege suchen, wie wir die Kapazität schrittweise hochfahren können.

Und was ist nun mit der Frotzelei einiger Fans wegen der Fake-Marina? Garfinkel lacht: «Wir haben uns darüber amüsiert. Wir nehmen uns selber nicht allzu ernst. Wenn man eine Marina ohne Wasser baut, dann muss man auch damit rechnen, ein wenig auf den Arm genommen zu werden.»

Das auf zehn Jahre geplante Rennen ist gemäss Garfinkel im Mai verankert: «Das ist unser Termin, vielleicht eine Woche früher oder eine Woche später als 2022, aber wir sind happy mit diesem Platz im WM-Programm.»

Wird Miami ein Beispiel für die Formel 1 der Zukunft? Muss ein GP-Wochenende in diesem Stil aufgezogen werden? Bleibt da noch Platz für traditionelle Rennen? Tom Garfinkel findet: «Ja, dieser Platz muss sein. Ich finde, die traditionsreichen Rennstrecken müssen heilig bleiben, Monaco zum Beispiel. Miami ist etwas ganz Anderes. Die anderen Pisten müssen aber nicht nachziehen. Ich glaube nicht, dass Monte Carlo einen Strand braucht!»


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