Vettel super, Webber seltsam
Vettel sammelt Pole-Positionen in Serie
Zwei Red-Bull-Racing-Renault in der ersten Startreihe: Das sollte eigentlich ein Grund zum Feiern sein, zumal die Qualifikation zum Türkei-GP für Sebastian Vettel die vierte Pole-Position in Folge brachte, saisonübergreifend sogar seine fünfte in Serie und seine 17. insgesamt.
Mark Webber belegte mit vier Zehntelsekunden Rückstand Rang 2. Beachtlich dabei: Red-Bull-Racing benötigte für diese Glanzleistung die wenigsten Runden aller Top-ten-Teams.
Beachtlich ist diese Leistung auch, weil Vettel am Freitag sein Auto wegen einer Unachtachtsamkeit arg ramponiert hatte, auf seinen neuen Frontflügel verzichten musste und im Trocknen bis Samstagmorgen nicht zum Fahren gekommen war.
«Aber heute lief es bis auf Kleinigkeiten am Morgen alles bestens», sagt der Weltmeister. «Die Mechaniker haben einen tollen Job gemacht und das Auto fein hinbekommen. Ich mag diese Strecke und fand zum Glück schnell meinen Rhythmus.»
Vettel (wie Webber) genügte in Q3 ein Umlauf, um seine Qualifikations-Zeit zu fahren. Also sparten beide Fahrer einen Satz weicher Reifen gegenüber den Piloten, die zweimal ausrückten. Mit den besten Startplätzen und Reifen in der Hinterhand werden die Red-Bull-Racing-Renault am Sonntag nur sehr schwer zu schlagen sein.
Vettel sagt zur Spar-Taktik: «Es war ein seltsames Gefühl, nach meiner letzten Runde auszusteigen und abwarten müssen, ob die anderen vielleicht schneller sein würden, was aber zum Glück nicht der Fall war.»
Allzu sehr wird er nicht gezittert haben, enn er hätte nachlegen können, je nachdem wann seine Zeit unterboten wäre. Es war jedenfalls eine Demonstration der Selbstsicherheit, von Vettel wie von Red Bull Racing insgesamt.
Weniger allerdings von Mark Webber, der es nicht einmal versuchte, Vettel am Ende noch von der Pole-position zu verdrängen. Und das in einer Sportart, in der alles Menschenmögliche versucht wird, sich zu verbessern. Damit wirkte Webbers Verzicht auf einen zweiten Umlauf in Q3 wie eine kleine Kapitulation vor Vettels Tempo, es sei denn, der gesparte Reifensatz verhilft ihm im Rennen zu einem ungeahnten Erfolg. Aber wie?
Webber sagte: «Meine Runde war perfekt», und konnte dabei einen gewissen Zynismus nicht verbergen. Dann attackierte er verbal Rosberg, weil der mit Vettel plauschte, sowie völlig unbeteiligte deutsche Journalisten im Pressesaal.