Gasly ausgebremst: Der Verlierer des Pérez-Deals

Von Andreas Reiners
Pierre Gasly

Pierre Gasly

Sergio Pérez hat einen neuen Vertrag bei Red Bull Racing unterschrieben, der bis 2024 läuft. Für Red-Bull-Mann Pierre Gasly ist die Tür damit zu, er muss sich umschauen.

Der Satz saß. Er war als Lob für Sergio Pérez gemeint, dürfte Pierre Gasly aber empfindlich getroffen haben. Perez sei ein Teamplayer, lobte Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner bei der Vertragsverlängerung des Mexikaners bis 2024: «Es gibt keinen in der Boxengasse, der für uns einen besseren Job machen könnte als Sergio Pérez.»

Für Gasly, bei AlphaTauri immerhin Mitglied des Red-Bull-Kaders, war der neue Kontrakt eine Klatsche, dank der Worte von Horner inklusive öffentlicher Begründung.

Dabei hielt Gaslys Teamchef Franz Tost den Aufstieg zu Red Bull Racing zuletzt noch für einen logischen Schritt, Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko hatte sogar noch im März erklärt, man wolle das jahrelang geförderte Talent Gasly nicht verlieren. Doch genau das dürfte nun passieren, denn die Tür bei Red Bull Racing ist bis Ende 2024 zu. Bei AlphaTauri, wo Gasly ein bis 2023 laufendes Arbeitspapier hat, wird der Franzose aber nicht um den Titel fahren können.

Dabei ist es das, was er will. Er will nicht nur dabei sein, ein Cockpit haben, sondern mit seiner Generation um Siege und Titel kämpfen. Dafür arbeitet er. «Ich tue das alles, weil ich an der Spitze kämpfen will. Deshalb wache ich jeden Tag auf, deshalb trainiere ich jeden einzelnen Tag. Deshalb achte ich auf meine Ernährung, meinen Schlaf, meine Erholung. Weil ich mit den besten Fahrern an der Spitze kämpfen will», sagte er bei «RaceFans».

Zu den besten Fahrern an der Spitze gehören inzwischen Jungs, die so alt sind wie er, gegen die er sein halbes Leben lang schon fährt, vom Kart über die Nachwuchsklassen bis in die Formel 1. «Ich sehe Charles (Leclerc) in einem Ferrari, ich sehe Max (Verstappen) im Red Bull, George (Russell) im Mercedes, Lando (Norris) im McLaren - ich habe meine ganze Karriere lang mit diesen Jungs gekämpft», sagte der 26-Jährige. «Ich weiß, dass ich dorthin gehöre und ich möchte meine Chance bekommen, ebenfalls in dieser Position zu sein.»

Man muss dazu wissen: Er war schon einmal in dieser Position. 2019 schaffte er bereits den Sprung vom B- zum A-Team. Damals war Red Bull Racing ebenso wenig titelreif wie Gasly bereit für die Aufgabe in einem großen Team, er hatte gegen Verstappen keine Chance, leistete sich Fehler. Nach zwölf Rennen wurde er wieder degradiert, musste zurück in die zweite Reihe. Das Business kann bisweilen knallhart sein.

Doch seitdem ist viel passiert, auch mit Gasly, dessen Profil deutlich an Schärfe gewonnen hat. 2020 rechnete er in einem emotionalen Beitrag für die «Player’s Tribune» mit den Verantwortlichen ab. Schrieb von fehlender Unterstützung, dass sich niemand für ihn eingesetzt habe. «Ich habe mir jeden Tag den Arsch aufgerissen», meinte er, «aber bekam nicht das Werkzeug, um erfolgreich zu sein».

Offene Worte. Zu offen? «Ich bin jemand, der sehr ehrlich ist. Ich habe nichts zu verbergen», sagt Gasly. «Ich finde es in Ordnung, dass man Dinge ausspricht, manchmal.» Vertrauliche Dinge sind etwas anderes, aber da ging es um den Menschen hinter dem Rennfahrer, der zu dem Zeitpunkt der Degradierung bei einem tödlichen Rennunfall auch noch seinen engen Freund Anthoine Hubert verloren hatte. «Es wurden viele Dinge gesagt, die nicht der Wahrheit entsprachen oder nicht die richtigen Informationen enthielten», sagte er. «Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig war, aus dieser Negativspirale herauszukommen. Es war die bei weitem schwierigste Zeit, die ich als Fahrer je erleben musste.»

Sie hat ihn stärker gemacht, denn 2020 feierte er seinen ersten Formel-1-Sieg. 2021 wurde er mit 110 Punkten WM-Neunter und blieb so zum Beispiel vor Fahrern wie Fernando Alonso (Alpine) oder Sebastian Vettel (Aston Martin). Seinen Teamkollegen Yuki Tsunoda hatte er komplett im Griff, er galt zwischenzeitlich sogar als einer der Nachfolge-Kandidaten für Lewis Hamilton, als dessen Zukunft nach dem verlorenen WM-Finale unklar war. 2022 kommt Gasly mit der neuen Auto-Generation noch nicht so wirklich in Fahrt, AlphaTauri ist allerdings auch nicht so konkurrenzfähig wie im Vorjahr. Trotzdem: Für ihn ist der nächste Schritt ist jetzt ebenso logisch wie überfällig.

«Ich fühle mich bereit», sagt er. «Ich habe das Gefühl, dass ich mein Potenzial gezeigt habe. Ich habe gezeigt, dass ich in der Lage bin, meine Leistung zu erbringen, sobald ich die Werkzeuge in die Hand bekomme, die ich dafür brauche.»

Doch der Perez-Deal hat ihn erst einmal ausgebremst, aktuell steckt er in einer Sackgasse. Heißt: Für ihn und seine Ambitionen kommt nur ein Wechsel in Frage. Womit er auch auf das Fahrer-Karussell aufspringen wird, wie zum Beispiel Sebastian Vettel oder auch Daniel Ricciardo. Mit dessen Cockpit wird Gasly nämlich in Verbindung gebracht. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass die «Silly Season» in der Motorsport-Königsklasse eine Überraschung bereithält.


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