3. Training Montreal: Alonso vorn, Strafe für Leclerc
Den Formel-1-Piloten und ihren Renningenieuren rauchen gewaltig die Köpfe: Die ersten beiden freien Trainings auf der Montreal-Rennstrecke Circuit Gilles Villeneuve fanden auf trockener Bahn statt, inzwischen hat es in der kanadischen Millionenstadt teilweise wie aus Kübeln geschüttet, die Temperaturen sind in der Nacht markant gesunken. Immer wieder nieselte es am Samstagmorgen, bei klammen elf Grad, die Piste erwärmte sich auf nur 16 Grad, volle 25 Grad weniger als am Freitagnachmittag!
Das dritte Training begann im Regen, Pirelli spendierte für das freie Training einen Extra-Satz Intermediate-Reifen, der vor der Qualifikation wieder zurückgegeben werden muss.
Formel-1-Champion Jenson Button hat bei solchen Verhältnissen grosse Siege erobert, vor allem im vierstündigen (!) Kanada-GP 2011. «Ich weiss gut, wie tückisch es ist, hier auf nasser Bahn zu fahren, die Piloten werden alle Hände voll zu tun haben. Und du hast verflixt wenig Raum für Fehler. Entscheidend wird im dritten Training sein, Temperatur in die Reifen zu bringen. Was immer du am Freitag gelernt hast, kannst du getrost vergessen.»
Den Fahrern war klar: Sie müssen auf die Bahn gehen, denn die Meteorologen sagen – diese Verhältnisse werden wir auch während des Abschlusstrainings haben.
Die ersten Wagemutigen auf der Bahn: Die Fahrer von Alfa Romeo und Haas, dann Ferrari-Ass Charles Leclerc. Mick Schumacher am Funk: «Die Verhältnisse sind ehrlich gesagt beschissen.» Bilder zeigten, wie die Autos auf Regenreifen ständig zum Ausbrechen neigten.
Jenson Button sagte: «Du kommst mit warmen Reifen aus der Box, aber schon am Ausgang der Boxenausgang sind sie wieder kalt. Danach müsstest du so aggressiv wie möglich fahren, um die Walzen aufzuwärmen, aber das erhöht das Risiko eines Drehers oder Unfalls.»
TV-Bilder zeigten viele Pfützen auf der Bahn, nach zehn Minuten hatte sich erst die Hälfte des Startfelds den Fans gezeigt. Jenson Button: «Selbst wenn es nun aufhören würde zu regnen, ist es zu kalt, damit die Strecke bis zur Qualifikation abtrocknet.»
Der Regen liess auch nicht nach, er wurde eher stärker, wie die grossen Gischtwolken der Autos zeigten. Das Wetterradar zeigte: Eine enorme Schlechtwetterzelle hockt über dem Grossraum Montreal und bewegt sich kaum. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Unseren Informationen zufolge wird es auch in der Qualifikation nass sein, wenn auch nicht so extrem wie gerade jetzt.»
Während des Trainings bestätigte die FIA: Ferrari gibt Charles Leclerc einen neuen Motor, damit wird der Monegasse das Rennen vom Ende des Feldes aufnehmen müssen.
Nach einer Viertelstunde fuhr Montreal-Spezialist Sebastian Vettel Bestzeit, während Weltmeister Max Verstappen in der Box stand, in Regenjacke statt mit Helm. Sein Red Bull Racing-Stallgefährte Sergio Pérez lotete dafür die Verhältnisse aus – auch der Mexikaner merkte, dass er drei bis vier Runden braucht, um die Pirelli-Walzen halbwegs auf Temperatur zu bringen.
Links und rechts rutschen die Autos mit blockierten Rädern von der Bahn, aber die erste halbe Stunde lang entgingen alle einem Mauerkuss. Schnellster zu diesem Zeitpunkt – Carlos Sainz im Ferrari, vor Valtteri Bottas und Lance Stroll.
Mick Schumacher musste kurz aussteigen und den Sitz aus dem Haas-Renner nehmen, um einem Defekt auf die Schliche zu kommen, über welchen die US-Amerikaner nicht weiter Auskunft geben wollte. Bei Red Bull Racing liess sich nun auch Verstappen ins Auto gleiten. Fernando Alonso rückte auf Rang 2 hinter Carlos Sainz vor.
Max Verstappen rutschte in der ersten Kurve kurz von der Bahn, mit zu wenig warmen Reifen, der Niederländer hatte genug gesehen und kam zur Box zurück.
Fernando Alonso wagte sich als erster Fahrer mit den grün markierten Intermediates auf die Bahn, Vettel und Sainz folgten. Prompt fuhr Alonso neue Bestzeit. Das liess Sebastian Vettel nicht auf sich sitzen: Der eine Champion konterte gegen den anderen, Sebastian wieder vorne, dann erneut Alonso.
Nach einem Dreher rückte Verstappen in die Top-Ten, aber am ersten Platz von Fernando Alonso änderte sich nichts mehr. Die ersten Zehn: Alonso, Gasly, Vettel, Ocon, Ricciardo, Norris, Russelll, Pérez, Verstappen und Sainz.
Drittes Training, Montreal
01. Fernando Alonso (E), Alpine, 1:33,836 min
02. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1:33,889
03. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, 1:33,891
04. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:34,003
05. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, 1:34,110
06. Lando Norris (GB), McLaren, 1:34,248
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:34,259
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:34,498
09. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:34,616
10. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:34,778
11. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:35,016
12. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 1:35,213
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:35,531
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:35,643
15. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:35,692
16. Alexander Albon (T), Williams, 1:35,761
17. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:36,261
18. Mick Schumacher (D), Haas, 1:37,388
19. Nicholas Latifi (CDN), Williams, 1:38,394
20. Charles Leclerc (MC), Ferrari, ohne Zeit