Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Timo Glock: Ferrari patzt, Mercedes im Aufwärtstrend

Von Mathias Brunner
Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock analysiert, was Ferrari beim Grossen Preis von Grossbritannien alles falsch gemacht hat. Und der Deutsche sagt, wieso Mercedes an der Spitze mitmischen kann.

Auch Timo Glock ist der Ansicht: Ferrari hat in Silverstone dank Carlos Sainz zwar gewonnen, aber die Italiener haben aus diesem Rennen nicht das Beste gemacht.

Der 91-fache GP-Teilnehmer Glock, in England als Formel-1-Experte der deutschen Sky an der Arbeit, sagt in seiner Nachbetrachtung des Traditions-GP: «Ferrari hat in meinen Augen erneut einen strategischen Fehler gemacht. Auch wenn Teamchef Mattia Binotto argumentiert, dass man Charles Leclerc draussen gelassen habe, um seinen Platz auf der Strecke abzusichern, so hätte man ihn doch hereinholen müssen.»

«Ich glaube nicht, dass Lewis Hamilton dann draussen geblieben wäre, weil man bei Mercedes wusste, dass man mit abgefahrenen Reifen gegen die Top-Teams auf weichen Slicks keine Chance gehabt hätte. Wäre Hamilton draussen geblieben, wäre Leclerc wahrscheinlich genau hinter ihm aus der Box gekommen und hätte ihn sich sofort geschnappt.»

Was hätte Ferrari anders machen müssen? Glock, Formel-1-WM-Zehnter von 2008 und 2009: «Man hätte entweder beide gleichzeitig reinholen müssen, was dann natürlich ein kleiner Nachteil für Carlos Sainz gewesen wäre. Oder man hätte Sainz draussen lassen müssen und nur Leclerc in die Box rufen dürfen. Das war ein klarer strategischer Fehler, der Ferrari Punkte gekostet hat. Man hatte die Chance gehabt, Verstappen deutlich mehr Punkte abzunehmen.»

«Was man stattdessen getan hat, ist, dass man Sainz ermöglicht hat, seinen ersten Formel-1-Sieg zu holen, was einen natürlich auch für ihn freut, weil er es nach 150 Grands Prix verdient hat, endlich ein Rennen zu gewinnen. Trotzdem muss sich Ferrari da anders aufstellen, wenn man ein ernstes Wort um den Titel mitreden möchte.»

Was dem 40-jährigen Glock auch aufgefallen ist: Mercedes hat zugelegt. «Die Silberpfeile haben eine bessere Balance für die beiden Autos gefunden, speziell bei Hamilton, der in der Vergangenheit mehr Probleme mit dem Bouncing hatte, was seinen Fahrstil mehr beeinträchtigt hat als den seines Teamkollegen George Russell.»

«Sobald Hamilton ein Auto zur Verfügung hat, das ihm Vertrauen gibt, kann er das abrufen, was er im letzten Jahr gezeigt hat. Er hat einen guten Speed gezeigt und konnte die Reifen sehr lange in einem guten Fenster halten. Das gibt Hoffnung, dass die Teams in den Top-Drei näher zusammenrücken und wir einen spannenden Kampf sehen.»

«Deshalb freue ich mich sehr auf Spielberg, weil ich glaube, dass der Kampf auf dieser kurzen Strecke, wo sich alles nochmal mehr zusammenschieben wird, unter den in den besten drei Teams eng wird.»

Rennen, Silverstone

01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:21:20,440h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +3,779 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +6,225
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,546
05. Fernando Alonso (E), Alpine, +9,571
06. Lando Norris (GB), McLaren, +11,943
07. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +18,777
08. Mick Schumacher (D), Haas, +18,995
09. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +22,356
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +24,590
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +26,147
12. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +32,511
13. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +32,817
14. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +40,910
Out
Esteban Ocon (F), Alpine, Benzinpumpe
Pierre Gasly (F), AlphaTauri, Kollisionsschäden
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo
George Russell (GB), Mercedes, Unfall
Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, Unfall
Alexander Albon (T), Williams, Unfall

Fahrer-WM (nach 10 von 22 Rennen)

01. Verstappen 181 Punkte
02. Pérez 147
03. Leclerc 138
04. Russell 111
05. Sainz 127
06. Hamilton 93
07. Norris 58
08. Bottas 46
09. Ocon 39
10. Alonso 28
11. Gasly 16
12. Magnussen 16
13. Vettel 15
14. Ricciardo 15
15. Tsunoda 11
16. Zhou 5
17. Schumacher 4
18. Albon 3
19. Stroll 3
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Stand Konstrukteurs-Pokal

01. Red Bull Racing 328 Punkte
02. Ferrari 265
03. Mercedes 204
04. McLaren 73
05. Alpine 67
06. Alfa Romeo 51
07. AlphaTauri 27
08. Haas 20
09. Aston Martin 18
10. Williams 3

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