Sieger Charles Leclerc: «Ich hatte solche Angst»
Charles Leclerc hat seinen fünften Grand Prix gewonnen
Es gibt Situationen, in welchen ein Pilot die letzte Runde vor dem Fallen der karierten Flagge geniessen kann, sein Vorsprung üppig, der Wagen ein Traum, alles in Butter. Ungefähr das Gegenteil war auf dem Red Bull Ring bei Charles Leclerc der Fall: Der Ferrari-Star führte, aber immer wieder blieb das Gaspedal stecken, wenn er den Fuss vom Gas nahm, das beeinträchtige auch die Schaltmanöver.
Mehr noch: Von hinten rückte Max Verstappen näher, der eine Chance witterte, Leclerc vielleicht noch den Sieg abspenstig zu machen. Charles sass zum Schluss des unterhaltsamen Rennens wie auf Nadeln und gibt zu: «Ich hatte solche Angst.»
Kurios: Beim fünften GP-Sieg ist Leclerc erstmals nicht von Pole-Position losgefahren. Es ist sein dritter Sieg in diesem Jahr nach Bahrain und Australien, sein erster in Spielberg, sein 18. Podestplatz in der Königsklasse. Er hat Ferrari den 242. GP-Sieg beschert, dies passenderweise beim 90-jährigen Jubiläum des Ferrari-Logos.
Wie gravierend war das Problem im Auto des Monegassen? Charles sagt: «Es blieb bei ungefähr 20 bis 30 Prozent Pedalweg stecken.» Leclerc versuchte sogar, das Pedal mit seinen Fussspitzen zurückzuziehen, aber das ist bei diesem Tempo verflixt heikel.
«Ich war extrem erleichtert, als ich die Zielflagge sah», sagt Leclerc weiter, der natürlich an die Rennen von Spanien und Aserbaidschan dachte, als er in Führung liegend ausschied. Er machte sich auch Sorgen, als er den zweiten Ferrari von Carlos Sainz rauchend neben der Bahn stehen sah.
Leclerc gibt zu: «Ich sah den Wagen von Carlos, und natürlich bringst du so etwas nicht aus deinem Kopf. Auf der anderen Seite fühlte sich mein Motor normal an, das Problem war ja nicht das Triebwerk, sondern das Pedal.» Der langjährige GP-Pilot Martin Brundle hat genug Rennwagen gefahren, um ein Problem mit der Rückholfeder des Pedals zu vermuten.
Nach dem ersten Sieg seit genau drei Monaten (10. April im Albert-Park von Melbourne) sagt Leclerc: «Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich diesen Triumph gebraucht habe. Wir hatten einige Male viel Pech. Aber der Sieg von Carlos in Silverstone hatte es angedeutet, und nun hat es sich bestätigt – Ferrari hat den Speed, um aus eigener Kraft zu gewinnen.»
«Gegen aussen habe ich immer gelächelt, aber manchmal hatte ich schon den Eindruck, alles habe sich gegen mich verschworen. Und dann das Problem mit dem Gas! Was war voll stressig. Das Verhalten des Pedal war inkonstant. Das Problem trat vor allem aus langsamen Kurven heraus auf. Letztlich ging alles gut, ich bin so froh.»
Österreich-GP, Red Bull Ring
01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:24:24,312 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +1,532 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +41,217
04. George Russell (GB), Mercedes, +58,972
05. Esteban Ocon (F), Alpine, +68,436
06. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Rde
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1 Rde
08. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Rde
09. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +1 Rde
10. Fernando Alonso (E), Alpine, +1 Rde
11. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1 Rde
12. Alexander Albon (T), Williams, +1 Rde
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Rde
14. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +1 Rde
15. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Rde
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Rde
17. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +Rde
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, Motorschaden
Nicholas Latifi (CDN), Williams, Unterboden beschädigt
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Kollisionsschäden
Fahrer-WM (nach 11 von 22 Rennen)
01. Verstappen 208 Punkte
02. Leclerc 170
03. Pérez 151
04. Sainz 133
05. Russell 128
06. Hamilton 109
07. Norris 64
08. Ocon 52
09. Bottas 46
10. Alonso 29
11. Magnussen 22
12. Ricciardo 17
13. Gasly 16
14. Vettel 15
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Albon 3
19. Stroll 3
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0
Stand Konstrukteurs-Pokal
01. Red Bull Racing 359 Punkte
02. Ferrari 303
03. Mercedes 237
04. McLaren 81
05. Alpine 81
06. Alfa Romeo 51
08. Haas 34
08. AlphaTauri 27
09. Aston Martin 18
10. Williams 3