Christian Horner zur Ferrari-Strategie: Ein Eigentor

Von Mathias Brunner
Christian Horner und Mattia Binotto

Christian Horner und Mattia Binotto

Ferrari setzte beim Grossen Preis von Ungarn am Wagen von Charles Leclerc auf harte Reifen, obschon klar war, dass dies keine clevere Vorgehensweise ist. Was Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner dazu sagt.

Das kann niemand schönreden: Beim Ungarn-GP hat Ferrari den krassen Fehler gemacht, Charles Leclerc mit harten Reifen auszurüsten. Dabei war zuvor bei Alpine deutlich zu erkennen, dass unter diesen Bedingungen die harte Pirelli-Mischung keine besonders kluge Wahl ist.

Ergebnis: Leclerc nur Sechster, Max Verstappen fuhr von Startplatz 10 zum achten Saisonsieg, Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner traute seinen Augen nicht, wie sich dieser WM-Lauf entwickelte und dass sein Schützling Verstappen nun mit einem Vorsprung von 80 Punkten auf Leclerc dasteht.

Der 48-jährige Engländer sagt: «Damit kann ich gut leben. Im vergangenen Jahr hatten wir einen überaus kräfteraubenden Kampf, wir fühlten uns wie ein Schwergewichts-Boxer, der über 22 Runden gehen muss. So etwas will ich so bald nicht nochmals erleben.»

«Gewiss, unser Vorsprung ist beträchtlich, und wir hätten uns keinen besseren Grand Prix vor der Sommerpause vorstellen können. Aber wir haben noch viele Rennen zu fahren, der Ferrari bleibt schnell, und Mercedes mischt jetzt auch mit. Wir ruhen uns keinen Moment auf unseren Lorbeeren aus.»

Horner blickt so auf den Ungarn-GP zurück: «Als wir Max in Runde 38 hereinholten, gingen wir davon aus, dass Ferrari eine andere Strategie umsetzt. Wir glaubten, dass sie einen langen zweiten Rennteil fahren, um am Schluss auf die weichen Pirelli zu wechseln.» Also so, wie es zum Beispiel Mercedes mit Lewis Hamilton getan hat.

Dann aber gingen am Red Bull Racing-Kommandostand die Augenbrauen hoch: Ferrari holte Leclerc in Runde 39 herein, obschon seine Rundenzeiten auf den mittelharten Walzen gut waren – und gaben ihm harte Pirelli!

Christian Horner sieht das als klassisches Eigentor der Italiener: «Das war der Zeitpunkt, an welchem uns klar wurde, dass hier für uns ein Sieg drin liegt.»

«Ferrari hat ein sehr schnelles Auto und zwei gute Piloten. Wir hatten erwartet, dass sie im Ungarn-GP sehr stark sein würden, und ich denke, dass die eher klammen Temperaturen ihnen nicht in die Karten gespielt haben. Aber sie haben sich letztlich selbst in die Ecke gedrängt.»

Horner gibt zu, dass der harte Reifen auch bei Red Bull Racing ein Thema war. «Wir wollten eigentlich auf den harten Walzen ins Rennen gehen, weil es den Daten zufolge die beste Möglichkeit für uns gewesen wäre. Aber es hat sich gezeigt, dass die Fahrer auf den Runden vor der Startaufstellung kaum Temperatur in die weichen Walzen brachten, also wäre es lächerlich gewesen, mit den harten Reifen zu starten, vor allem, weil auch etwas Regen in der Luft lag.»

«Aus diesem Grund haben wir die Strategie auf den Kopf gestellt und beide Piloten in der Startaufstellung mit weichen Reifen ausgerüstet. Das zwang uns zu zwei Reifenwechseln. Eigentlich hatten wir uns ausgerechnet, dass wir bei einem normalen Rennverlauf auf den Rängen 5 und 6 ins Ziel kommen würden. Der Sieg von Max und Rang 5 für Sergio, das hat unsere Erwartungen weit übertroffen.»

Ungarn-GP, Hungaroring

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:39:36,533 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,834 sec
03. George Russell (GB), Mercedes, +12,337
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +14,579
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +15,688
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +16,047
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1:18,300 min
08. Fernando Alonso (E), Alpine, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +1 Runde
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
13. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +1 Runde
14. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Runde
15. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +1 Runde
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
17. Alexander Albon (T), Williams, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
19. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +2 Runden
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor

WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 258 Punkte
02. Leclerc 178
03. Pérez 173
04. Russell 158
05. Sainz 156
06. Hamilton 146
07. Norris 76
08. Ocon 58
09. Bottas 46
10. Alonso 41
11. Magnussen 22
12. Ricciardo 19
13. Gasly 16
14. Vettel 16
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Stroll 4
19. Albon 3
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 431 Punkte
02. Ferrari 334
03. Mercedes 304
04. Alpine 99
05. McLaren 95
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 27
09. Aston Martin 20
10. Williams 3

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