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Vettel, Alonso, Hamilton & Co.: Quali wie eine Droge

Von Rob La Salle
Fernando Alonso und Sebastian Vettel

Fernando Alonso und Sebastian Vettel

Wie fühlt es sich an, im Abschlusstraining auf die Bahn zu gehen und zu wissen: Jetzt muss die Leistung auf den Punkt gebracht werden? Die Fahrer sprechen über den Adrenalin-Schub namens Qualifikation.

Ein Formel-1-Abschlusstraining in der Ära Ayrton Senna war jedes Mal ein Leckerbissen. Wenn der Brasilianer kurz vor Schluss des Qualifyings auf die Bahn ging, dann wussten alle – jetzt wird gleich etwas Magisches passieren. Fiebrige Spannung verbreitete sich.

Wie Ayrton durch die Gegner pflügte, das war einzigartig. Andere Piloten jammerten nach dem Abschlusstraining oft, sie seien aufgehalten worden, «ich hatte Verkehr», so die übliche Erklärung. Senna habe ich so gut wie nie wehklagen hören. Wenn Gegner den leuchtend gelben Punkt seines Helms im Rückspiegel auftauchen sahen, zuckten sie automatisch zur Seite.

Noch heute zanken sich Fans leidenschaftlich darüber, welches wohl die fabelhafteste Runde von Ayrton Senna war – die Startrunde im Regen von Donington 1993 vielleicht? Nicht für den grossen Brasilianer selber. Senna bezeichnete Monaco 1988 als seine grösste Stunde.

Senna beschrieb einen Zustand, in welchem er sich quasi selber beim Fahren zusah, alles funktionierte automatisch, der Verstand war vom Körper abgekoppelt. «Ich hatte bereits die Pole, um eine halbe Sekunde, aber ich fuhr immer schneller, eine Sekunde vor meinen Gegnern, dann fast eineinhalb Sekunden. Ich fuhr nur noch nach Instinkt, ich war in einer anderen Dimension, wie in einem Tunnel, jenseits von bewusstem Verständnis.»

«Ich bin ausgestiegen und habe meinen Jungs gesagt: ‘Das ist das Maximum, es gibt keinen Raum, um noch schneller fahren zu können.’ Dieses Gefühl habe ich nie wieder erreicht.» Am Schluss lag Senna 1,427 Sekunden vor Alain Prost – im exakt gleichen 1988er McLaren MP4/4-Honda.

Kein Moment des Formel-1-Fahrens ist so intensiv wie eine Quali-Runde, wenn der Pilot genau weiss: Jetzt muss alles stimmen. Wie erleben die heutigen Stars diese Momente?

Haas-Fahrer Kevin Magnussen: «Du spürst Schmetterlinge in Bauch, und du fühlst, wie du von Kampfgeist übermannt wirst.»

Lewis Hamilton: «Es sind Augenblicke absoluter Konzentration. Ich sehe es wie ein Puzzle. Du versuchst, die Teile ans richtige Ort zu legen. Ich denke an einen Strassenkurs wie Dschidda. Du nimmst die Passage aus den Kurven 1 und 2, merkst, dass der Ausgang passt, nimmst die 3, es wird klar, dass das eine gute Runde wird. So legst du ein Teil nach dem anderen hin.»

Fernando Alonso: «Du hast trainiert und dein Auto so gut als möglich abgestimmt, und du weisst genau – jetzt ist Perfektion gefragt.»

Pierre Gasly: «Wir sprechen hier von einem Adrenalin-Schub, der 90 Sekunden dauert. Es ist wie eine Droge. Wenn du das Gefühl einmal gespürt hast, dass alles passte, dann willst du das immer wieder aufs Neue spüren.»

Max Verstappen: «Dein Herz schlägt schneller, Adrenalin geht durch die Decke, und das ist ein Gefühl, das ich mag. Scheitelpunkte, Bremspunkte, der Zeitpunkt, wann du nach einer Kurve wieder aufs Gas gehst, im Auto merkst du, ob du eine gute Runde fährst oder nicht.»

Valtteri Bottas: «Ich finde es wichtig, dass du dich selber beruhigst, nur dann kann ich das Beste aus der Quali machen.«

Lando Norris: «Du fährst mit voller Motorleistung und so wenig Sprit im Tank als möglich. Ein besseres Fahrgefühl mit einem Formel-1-Rennwagen bekommst du nicht.»

Charles Leclerc: «Du spürst erst in der Qualifikation das wahre Limit deines Autos. Dein ganzes Denken kreist nur noch um Präzision, es bleibt kein Raum für andere Gedanken. Du quetschst das Letzte aus dem Wagen, und wenn etwas schiefgeht, dann ist das unheimlich frustrierend.»

Sebastian Vettel: «Es geht darum, mit dem Wagen Eins zu werden und alles Andere um dich herum zu vergessen.»

George Russell: «Es gibt keinen Moment, in welchem der Druck grösser ist, als in der Quali. Dazu gehört auch, dass dir die ganze Welt bei einem Fehler zuschaut.»

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