Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Johnny Herbert über Ferrari: «Wieso das alles?»

Von Mathias Brunner
Johnny Herbert und Charles Leclerc

Johnny Herbert und Charles Leclerc

Die Rennstrategien von Ferrari in diesem Jahr geben viel zu reden, und das hat sich auch in Belgien nicht geändert. GP-Sieger Johnny Herbert rügt: «So etwas erleben wir bei keinem anderen Rennstall.»

Im Grossen Preis von Belgien staunten die Fans über einen merkwürdigen Wortwechsel zwischen Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und seinem Renningenieur Xavier Marcos Padros.

Die Ausgangslage: Leclerc war als 15. einen Startplatz hinter seinem WM-Rivalen Max Verstappen ins Rennen gegangen, doch während der Niederländer zum neunten Saisonsieg eilte, wurde Leclerc am Ende nur Sechster.

Im ersten Rennteil hatte Charles Pech: Ein Abreissvisier verfing sich im Lufteinlass der Vorderbremse, die begann zu überhitzen. Charles erkannte Rauch und musste an die Box kommen.

Im weiteren Verlauf entstand der Eindruck, dass sich Fahrer und Team über die beste Vorgehensweise nicht einig waren. Leclerc erkundigte sich am Funk: «Wir sind uns einig, dass wir noch einmal anhalten, ja?» Padros sagte: «Wir kommen auf dich zurück.» Kurz darauf: «Ich kann das bestätigen, ja.»

Aber dann erwies sich der Reifenverschleiss als höher denn erwartet, der Renningenieur sprach am Funk von Plan D und teilte Leclerc mit, dass man den Stopp wohl vorziehen müsse. Er sagte zu Charles: «Wenn wir nun stoppen, dann kommen wir unmittelbar vor Gasly auf Rang 12 zurück auf die Strecke.»

Leclerc, hörbar irritiert: «Wieso sollten wir jetzt stoppen?»

Xavier Marcos Padros: «Wir glauben an Rang 5. Die Frage ist: Willst du neue mittelharte Reifen und im Verkehr sein oder lieber neue harte Reifen?» Leclerc erkundigte sich nach dem Speed-Unterschied zwischen den beiden Mischungen und sagte dann, er fühle sich auf den gegenwärtigen Reifen wohl. Auf die Frage, ob er fünf Runden mehr fahren könne, antwortete Charles knapp: «Ja.»

Später erklärte Charles dazu, solche Diskussionen seien ganz normal. Wir wollen an dieser Stelle der Fairness halber anfügen, dass Gespräche dieser Art selten so ausführlich übertragen werden.

Dennoch findet der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert: «Wenn du dieses Hin und Her am Funk hörst, dann hat das fast ein wenig den Anschein, als sei Charles der Stratege im Team, der nun um Rat gebeten werden muss. Aber wieso das alles? So etwas erleben wir bei keinem anderen Rennstall. Bei der Konkurrenz muss der Fahrer offenbar nicht gefragt werden, was er tun will.»

Herbert wittert: «Ich habe den Eindruck, das hat viel mit Vertrauen zu tun. Es gab gewisse Vorkommnisse, welche das gegenseitige Vertrauen vielleicht etwas verletzt haben, und ich kann mir vorstellen, dass Charles hier etwas mehr Kontrolle haben will.»

«Das ist für mich grundsätzlich eine Stärke des Piloten. Denn nur er weiss, wie sich der Wagen in dieser Situation anfühlt. Nur er weiss, ob er noch länger mit diesem Reifensatz fahren kann. Aber gleichzeitig muss ein Pilot auch die Unterstützung des Teams haben. Man kann da nicht das ganze Gewicht auf die Schultern des Fahrers packen, wenn Ferrari wieder siegen soll.»

Es passt zu strategischen Fehlern von Ferrari, dass der Plan, sich noch die beste Rennrunde zu angeln, schief ging: Lerclec geriet an Fernando Alonso, der ihn prompt überholte, im Kampf um Rang 5. Charles konnte wieder vorbeigehen, doch dann kam heraus, dass er in der Boxengasse zu schnell unterwegs gewesen war. Die fällig Fünfsekundenstrafe warf ihn auf Platz 6 zurück.

Rennen, Circuit de Spa-Francorchamps

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 44 Runden in 1:25:55,608 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +17,841 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +26,886
04. George Russell (GB), Mercedes, +29,140
05. Fernando Alonso (E), Alpine, +73,256
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +74,936
07. Esteban Ocon (F), Alpine, +75,640
08. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +78,107
09. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +92,181
10. Alexander Albon (T), Williams, +101,900
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +103,078
12. Lando Norris (GB), McLaren, +104,739
13. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +105,217
14. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +106,252
15. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +107,163
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
17. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Dreher
Lewis Hamilton (GB), Mercedes, Kollisionsschäden

WM-Stand (nach 14 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 284 Punkte
02. Pérez 191
03. Leclerc 186
04. Sainz 171
05. Russell 170
06. Hamilton 146
07. Norris 76
08. Ocon 64
09. Alonso 51
10. Bottas 46
11. Magnussen 22
12. Vettel 20
13. Ricciardo 19
14. Gasly 18
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Albon 4
19. Stroll 4
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 475 Punkte
02. Ferrari 357
03. Mercedes 316
04. Alpine 115
05. McLaren 95
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 29
09. Aston Martin 24
10. Williams 4

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