Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Lando Norris gesteht: «Dazu hatte ich nicht die Eier»

Von Mathias Brunner
Lando Norris

Lando Norris

McLaren-Fahrer Lando Norris, gegenwärtig WM-Siebter, spricht über die Besonderheiten der Zandvoort-Rennstrecke und verrät, wozu er im vergangenen Jahr auf dieser Bahn zu wenig Mumm hatte.

Der 22-jährige Engländer Lando Norris bestreitet an diesem GP-Wochenende seinen 75. Formel-1-Lauf. Der McLaren-Fahrer blickt auf sein ersten Zandvoort-GP zurück und sagt, worauf es auf der niederländischen Traditionsstrecke ankommt.

Norris ist als leise enttäuschter WM-Siebter angereist: Bis Belgien hatte der McLaren-Fahrer einen beneidenswerten Lauf, mit sieben Top-Ten-Platzierungen in acht Rennen. Highlight der Saison bleibt Rang 3 in Imola. Aber in Belgien sprang nur Rang 12 heraus, McLaren war im Rennen schlicht zu wenig konkurrenzfähig.

Norris grinst über das kommende Wochenende: «So lange ich für McLaren fahre, werde ich immer sagen – die Fans kommen alle wegen mir! Weil ja unsere Wagenfarbe nicht so weit entfernt ist von den Hemden der ‘Orange Army’.»

Lando hat die vergangenen zwei Tage in Amsterdam verbracht: «Ich habe noch nie so viele Menschen auf Rädern erlebt. Man muss als Autofahrer und auch als Fussgänger höllisch aufpassen.»

Norris gehört zu jenen Piloten, die sich für eine Formel-1-Kampagne stark machen: Wer sich ans Lenkrad setzt, soll die Finger vom Alkohol lassen. «Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Wenn ich als GP-Pilot die Möglichkeit habe, dass meine Stimme gehört wird, um in der Gesellschaft etwas zum Positiven zu wenden, um Veränderungen zu erwirken, um gerade meine Generation jüngerer Menschen zu erreichen, dann mach ich das gerne. Letztlich geht es darum, Unfälle zu vermeiden und Leben zu retten.»

Reden wir von Zandvoort. Lando Norris sagt: «Hand aufs Herz – Zandvoort ist für jeden Racer eine sau-coole Strecke. Ich habe sie schon zu meinen Zeiten in der Formel 3 geliebt. Diese Bahn hat einfach Charakter. Es geht rauf und runter, du kannst dir keine Fehler erlauben, weil du sonst die Räder im Kies oder im Sand hast, dazu kommen die überhöhten Kurven. Die Strecke ist eng und wellig, und jede Kurve hat ihre eigenen Schwierigkeiten. Es ist auch schön zu sehen, wie die Strecke modernisiert, aber das grundsätzliche Layout dabei bewahrt wurde. Diese Rennpiste strotzt vor Historie.»

«Wie Kurve 3 und die letzte Kurve vor Start und Ziel überhöht worden sind, das ist einfach der Knaller. Mir gefallen überhöhte Kurven sowieso. Denn das Auto fühlt sich in so einer Kurve an, als würde es noch mehr Haftung aufbauen, und du kannst als Rennfahrer nie genug Haftung bekommen.»

«Kurve 3 hat mich dabei im vergangenen Jahr noch mehr umgehauen als die letzte Kurve. Denn in der dritten Kurve sind nicht nur verschiedene Linien möglich, du merkst auch mit der Zeit, dass du schneller und schneller fahren kannst. Das ganze Rennwochenende lang hat sich hier die Grenze verschoben.»

Norris wird von Zandvoort-Sportdirektor Jan Lammers auf den Rechtsknick nach Kurve 7 angesprochen, wo die Fahrer blind einlenken müssen und dies bei hohem Tempo. Lando Norris: «Diese Stelle ist rundweg verrückt. Ich konnte sie im vergangenen Jahr nie voll fahren, Daniel Ricciardo hat das geschafft. Dort das Gas stehen zu lassen, dazu hatte ich nicht die Eier. Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie das mit der neuen Rennwagen-Generation wird.»

«Aber viel Raum hast du nicht. Wenn du es übertreibst, kommt zunächst das Kiesbett und dann die Leitschiene. Das ist einer der Gründe, wieso wir das lieben und gleichzeitig hassen. Wir lieben es, weil Präzision und Risiko belohnt werden. Und wir hassen es, wenn wir es an solch einer Stelle übertreiben und dann die Konsequenzen getragen werden müssen.»

Lando Norris verrät auch: «Zandvoort ist eine jener Strecken, die am meisten auf den Nacken gehen. Also habe ich in der Sommerpause mein Nackentraining intensiviert.»

Auf die Frage von Jan Lammers, ob er nicht – wie andere Fahrer – den Helm an die Cockpitumrandung anlehne, vertieft Norris: «Einige Piloten lassen sich dort sogar spezielle Polster einbauen, wir nennen sie die Weicheier-Polster. Ich selber kann damit nichts anfangen. Es wäre zwar schön, dem Nacken zwischendurch eine kleine Ruhepause zu gönnen, aber ich habe gemerkt: Wenn ich mit zur Seite geneigtem Kopf fahre, verändert sich mein Sichtfeld so, dass ich nicht mehr rennfahren kann. Keine Ahnung, wieso; es geht einfach nicht.»

Rennen, Circuit de Spa-Francorchamps

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 44 Runden in 1:25:55,608 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +17,841 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +26,886
04. George Russell (GB), Mercedes, +29,140
05. Fernando Alonso (E), Alpine, +73,256
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +74,936
07. Esteban Ocon (F), Alpine, +75,640
08. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +78,107
09. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +92,181
10. Alexander Albon (T), Williams, +101,900
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +103,078
12. Lando Norris (GB), McLaren, +104,739
13. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +105,217
14. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +106,252
15. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +107,163
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
17. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Dreher
Lewis Hamilton (GB), Mercedes, Kollisionsschäden

WM-Stand (nach 14 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 284 Punkte
02. Pérez 191
03. Leclerc 186
04. Sainz 171
05. Russell 170
06. Hamilton 146
07. Norris 76
08. Ocon 64
09. Alonso 51
10. Bottas 46
11. Magnussen 22
12. Vettel 20
13. Ricciardo 19
14. Gasly 18
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Albon 4
19. Stroll 4
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 475 Punkte
02. Ferrari 357
03. Mercedes 316
04. Alpine 115
05. McLaren 95
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 29
09. Aston Martin 24
10. Williams 4

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