Valentino Rossi über seine sportliche Zukunft

Max Verstappen: «Das ist unser Erfolgsrezept»

Von Mathias Brunner
Max Verstappen

Max Verstappen

Zehnter Saisonsieg für Weltmeister Max Verstappen, vierter Volltreffer in Folge, 109 Punkte Vorsprung auf Ferrari-Fahrer Charles Lerclerc. Max hätte jeden Grund, euphorisch zu sein, bleibt aber auf dem Teppich.

Dieser Mann muss Nerven wie Stahlseile haben: Unter dem gewaltigen Druck des erwartungsvollen Heimpublikums, gegen alle Widernisse wie einen Rennverlauf, der sich bisweilen gegen Red Bull Racing drehte, gegen zwei starke Mercedes-Fahrer Hamilton und Russell, da gewinnt dieser Kerl seinen zehnten Saisonlauf, den 30. Grand Prix seiner Formel-1-Laufbahn.

Verstappen hat jetzt gleich viele Rennen gewonnen wie vor einem Jahr, damals hat das zum Titel gereicht, und das müssen wir uns mal vorstellen: Max könnte die nächsten vier Rennen in Monza, Singapur, Suzuka und Austin auslassen, und er würde noch immer als WM-Leader nach Mexiko kommen.

Es ist nicht nur die fahrerische Leistung, die so viel Eindruck macht, es ist auch die Art und Weise, wie Verstappen im ganzen Trubel um seine Position unerschütterlich bleibt wie ein Leuchtturm im Sturm. Verstappen hätten jeden Grund, euphorisch zu werden, bleibt aber bodenständig und unaufgeregt.

«Das war nicht mein einfachstes Rennen. Und wenn du dann am Ende die Nase vorn hast, dann ist das ein besonders süsses Gefühl. Wir konnten das Rennen nicht mit unserer bevorzugten Strategie zu Ende fahren, das hat alles kompliziert. Dann hat die letzte Safety-Car-Phase alles geändert, und es hat sich gezeigt – auf weicheren Reifen waren wir an diesem Tag konkurrenzfähiger als auf härteren.»

«Die Safety-Car-Phase hat uns gewissermassen einen Steilpass zum Torschuss gegeben, und das haben wir uns nicht nehmen lassen.»

«Die virtuelle Safety-Car-Phase kam zu einem für uns unglücklichen Zeitpunkt, und auf dem harten Pirelli waren wir nicht so schnell wie gewünscht, gemessen an Mercedes. Ich glaubte fest daran, dass ich den Vorsprung bis ins Ziel verwalten kann, aber sie rückten mir erheblich näher als mir das lieb war. Dann aber kam das Safety-Car, und es machte keinen Sinn, auf diesem harten Reifen zu bleiben.»

«In solchen Momenten musst du das Vertrauen in dein Team haben, dass sie das Richtige tun. Ich war Zweiter hinter Lewis, mit Russell ebenfalls auf weichen Reifen hinter mir. Dann hatte ich einen wirklich fabelhaften Re-Start, und ich konnte mit viel Schwung und dank einer besseren Top-Speed gleich an Hamilton vorbeigehen.»

«Das Tempo an sich von Mercedes hat mich nicht überrascht. Aber dass sie auf den harten Reifen solche Rundenzeiten hinlegen, damit hatte ich nicht gerechnet. Sie brachten diese Walzen an diesem Tag besser auf Temperatur als wir. Auf weichen Reifen konnte ich kontern.»

«Als ich im Rennen hörte, dass Mercedes auf harte Reifen wechselt, da war ich wirklich neugierig. Denn das war jene Mischung, die ich im Grand Prix nie verwenden sollte. Ich habe mich nach ihren Rundenzeiten erkundigt und staunte. In jeder Phase zog ich mein Tempo an, aber sie waren noch immer schneller. Ich war wirklich baff, welchen Speed sie aus dem harten Reifen holen.»

Verstappen vergleicht: «Was wir derzeit zeigen, das ist Zeugnis einer hervorragenden Mannschaftsleistung. Es ist auch eine andere Intensität als vor einem Jahr beim WM-Kampf mit Lewis. Das Schöne bei Red Bull Racing: Ich muss niemanden im Team motivieren, jeder ist ständig bemüht, sich in allen Belangen zu verbessern. Und selbst wenn uns eine so schöne Serie gelingt wie derzeit, dann schauen wir uns an, wo wir zulegen können. Das gilt auch für das Rennen heute. Und das ist genau die richtige Einstellung, um nicht nur an die Spitze zu kommen, sondern auch um dort zu bleiben.»

Und was ist nun mit dieser Gelassenheit? Max sagt dazu: «Wenn du vor dem Rennen in der Startaufstellung stehst, dann denkst du nicht daran, wie glatt derzeit alles läuft. Dann bist du nur auf deine Aufgabe fokussiert. Klar sind die Siege schön und die Verrücktheit der Fans, gerade hier in Zandvoort. Und ich weiss das auch zu schätzen, wenn wie heute die Ernte eingefahren ist. Klar ist das für mich ein ganz besonderes Wochenende, mit so vielen Fans, die uns anfeuern. Aber solche Ergebnisse kannst du nur erreichen, wenn du zwischendurch voll konzentriert bist.»

Verstappen hat mehrfach gesagt, dass eine schnelle Bahn wie Spa-Francorchamps dem 2022er Auto besser schmeckt als ein enger Kurs wie der Hungaroring oder wie Zandvoort. Aber er hat auch in Ungarn und nun in den Niederlanden gewonnen. Hat sein Auto jetzt keine Schwäche mehr?

«So würde ich das nicht sagen», meint Max. «Es gibt einfach Strecken, auf welchen wir stärker sind als auf anderen. Ich bleibe dabei: Auf einer Rennstrecke, wo hoher Abtrieb gefragt ist, fällt es uns schwieriger, den Speed aus dem Wagen zu schöpfen. Aber wenn wir die Saison als Ganzes betrachten, dann haben wir viele Kurse mit mittlerem Abtriebs-Niveau, und da unser Auto überaus effizient ist, macht das einen Unterschied.»

Ergebnis Niederlande-GP, Zandvoort

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:36:42,000 h
02. George Russell (GB), Mercedes, +4,071 sec
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +10,929
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +13,016
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +18,168
06. Fernando Alonso (E), Alpine, +18,754
07. Lando Norris (GB), McLaren, +19,306
08. Carlos Sainz (E), Ferrari, +20,916
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +21,117
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +22,459
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +27,009
12. Alex Albon (T), Williams, +30,390
13. Mick Schumacher (D), Haas, Crash, +32,995
14. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +36.007
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, Wasserdruck, +36,869
16. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 37,320
17. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +37,764
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Ausfall

WM-Stand (nach 15 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 310 Punkte
02. Leclerc 201
03. Pérez 201
04. Russell 188
05. Sainz 175
06. Hamilton 158
07. Norris 82
08. Ocon 66
09. Alonso 59
10. Bottas 46
11. Magnussen 22
12. Vettel 20
13. Ricciardo 19
14. Gasly 18
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Stroll 5
19. Albon 4
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 511 Punkte
02. Ferrari 376
03. Mercedes 346
04. Alpine 125
05. McLaren 101
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 29
09. Aston Martin 25
10. Williams 4

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