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Italien-GP in Monza: Keine Rückkehr in die Steilwand

Von Mathias Brunner
Davon können die heutigen GP-Fans nur träumen: Früher rasten die Rennfahrer in Monza durch atemraubende Steilwände. Die überhöhten Passagen sollten eigentlich abgerissen werden, trotzen aber der Zeit.

Sie sind in der Regel nur dann zu erkennen, wenn wir Hubschrauber-Aufnahmen aus Monza geniessen: die grandiosen Steilwände im königlichen Park.

Wenig hätte gefehlt, und die atemraubenden Highspeed-Bögen von Monza, «sopraelevate» auf Italienisch, wären der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Es bedurfte einer Unterschriftenaktion, um die Passagen zu erhalten.

Ergebnis: Der Hochgeschwindigkeitsring (zwei 320 Meter lange, bis zu 80 Prozent überhöhte Kurven, verbunden durch zwei 875 Meter lange Geraden) blieb – rottete jedoch vor sich hin. Als Sicherheitskräfte im Rahmen des Monza-GP unachtsam waren, konnte ich einmal durch eine Kontrolle schlüpfen und die grandiosen Kurven von nahem in Augenschein nehmen. Vermutlich hat der ehrwürdige Betonbelag nicht oft einen Volvo-Kombi zu Gast gehabt.

Ein zehn Kilometer langer Kurs samt Oval war 1955 und 1956 sowie 1960 und 1961 Schauplatz des Italien-GP. 1957 und 1958 wurde das Oval zur Bühne eines ungewöhnlichen Vergleichs: Beim «Rennen der zwei Welten», spasseshalber auch «Monzanapolis» genannt, wurden Helden des Indy 500 nach Monza eingeladen, um gegen die europäischen Piloten anzutreten.

Die Vollgashaudegen aus der neuen Welt sparten nicht an Show: Bob Veith erzielte die schnellste Trainingsrunde mit einem Schnitt von 283 km/h! Der Rennspeed von Jim Rathman konnte sich auch sehen lassen – mehr als 268 km/h. Der Watson-Offenhauser von Rathman, offiziell «John Zink Leader Card Monza Special» benannt, steht heute im Rennmuseum von Indianapolis.

Das Antrittsgeld wurde damals in Cash ausbezahlt, einer der amerikanischen Haudegen hatte sich die Geldbündel einfach in den Overall gestopft, worauf sie im strammen Fahrtwind davonsegelten. Der Fahrer hielt an und kramte die Geldscheine vom Beton auf.

Das 1958er Rennen war zwar ein Publikumserfolg, doch interne Probleme beim Automobilklub von Mailand führten dazu, dass es bei diesen beiden Vergleichen blieb.

Nach der GP-Ausgabe 1961 wurde der bucklige Ovalteil als zu gefährlich eingestuft, die Formel 1 würde nie wieder im italienischen Oval fahren.

Ab 1965 wurde das Oval fürs 1000-km-Rennen von Monza verwendet, doch als die Sportwagen immer schneller wurden, wurde auch in dieser Kategorie schliesslich aufs Oval verzichtet, ab 1970 fanden die 1000 Kilometer auf dem normalen GP-Kurs statt. Eine Weile noch gab es im Oval kleinere Rennen oder Rekordversuche, dann war der Zustand so bedenklich, dass auch dies beendet werden musste.

Einige Jahre lang kursierte der Plan, aus einem Teil der Steilwände ein Museum zu gestalten. Das musste aus finanziellen Gründen verworfen werden. Nachdem klar war, dass ein Abriss nicht in Frage kommt, erarbeitete eine Gruppe vom Polytechnikum Mailand einen Plan, wie man die Kurven restaurieren könnte. Inzwischen hat die Bahn einen neuen Belag erhalten. Es ist aber nicht geplant, dass auf dem Ringkurs je wieder Rennen stattfinden werden. Vielmehr soll der Ovalkurs sich gebührend hübsch zeigen dürfen.

Schon der Bau der auf Stelzen stehenden Betonbahn war nicht undramatisch: Die bauführende Firma musste das Handtuch werfen, dennoch konnte die im März 1955 begonnene Arbeit im August abgeschlossen werden.

Zwar fährt die Formel 1 wie in Zandvoort auch heute noch in überhöhten Kurven, aber eine Rückkehr der Königsklasse in die Steilwand von Monza ist aus mehreren Gründen kein Thema: Keine Auslaufzone, zudem gibt es strenge Vorschriften, was die Überhöhung der Kurven von GP-Kisten betrifft. Und die Bauweise der Kurven entspricht obendrein nicht dem heutigen Standard.

Die meiste Zeit über sind die grandiosen Steilwände gesperrt, ab und an dürfen Zuschauer über die Passagen staunen, oder Teams wie Ferrari nützen sie als Kulisse für Fotoaufnahmen.

Dennoch findet sich immer wieder der eine oder andere Formel-1-Fahrer in der Steilwand. Die meisten wollen einfach nur sehen, wie steil die Steilwand wirklich ist. Und dann staunen sie Bauklötze, dass hier früher Grand-Prix-Asse gefahren sind.

Für eine Geschichte von Mercedes zusammen mit den Kollegen von auto, motor und sport rückten 2015 die beiden britischen Könner Sir Stirling Moss und Lewis Hamilton in die Steilwand aus. Hamilton war nach dem Einsatz mit dem Mercedes W196 baff und schwärmte: «Könnt ihr euch vorstellen, was das für ein Rennen mit unseren Autos von heute gäbe? Das wäre eine unglaubliche Show!»


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