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Yuki Tsunoda: Fauler Sack, Wutausbrüche, Psychologe

Von Andreas Reiners
Yuki Tsunoda

Yuki Tsunoda

Yuki Tsunodas Vertrag bei AlphaTauri ist verlängert worden. Das wird viele Formel-1-Fans freuen, denn der Japaner ist seit seinem Debüt 2021 immer für eine Geschichte gut.

2016 war eigentlich schon alles vorbei. Yuki Tsunoda wollte nicht mehr, als alles danach aussah, dass Honda ihn nicht für die Formel 4 nehmen würde. Doch der Mann, der alles änderte, war Satoru Nakajima. «Der frühere Formel-1-Fahrer hat den Honda-Verantwortlichen ans Herz gelegt, mich zu befördern», sagt Tsunoda rückblickend.

Für alle Seiten eine goldrichtige Entscheidung: Er holte den Titel, bekam einen Platz im Red Bull Junior Team sowie im Honda Formula Dream Project. Im Endeffekt war das der Steigbügel für die Formel 1, in der er seit 2021 für AlphaTauri fährt.

Ein sportlicher Schlüssel war auch der Vater, der ihn im Kartsport begleitete und die Grundlagen schuf. Als Mechaniker. Lehrmeister. Und Vorbild. «Mein Vater war immer mein Mechaniker, bis ich 15 Jahre alt war. Ich hätte mir keinen besseren Lehrer vorstellen können», so Tsunoda. «Er hat mich vor allem gelehrt, wie man auf der letzten Rille bremst und möglichst viel Schwung in die Kurven mitnimmt. Davon profitiere ich noch heute.»

Highlights neben der Strecke

Auch in der Formel 1, in der er 2021 und 2022 bis dato 36 WM-Läufe bestritten hat. Zehn Mal fuhr er in die Punkte, Platz vier in Abu Dhabi 2021 war für ihn das Highlight. Weitere können kommen: Tsunodas Vertrag wurde jetzt für eine weitere Saison verlängert. Was bedeutet, dass der Japaner auch weiter für ungewöhnliche Geschichten sorgen kann. Für Schmunzler, Aufreger, irre Episoden. Denn mit denen unterhält er seit seinem Einstieg die Fans.

So gab er zum Beispiel zu, dass er als Formel-1-Rookie anfangs ein «fauler Sack» gewesen sei, der in seiner Freizeit lieber vor der Playstation saß, anstatt sich auf das Rennwochenende vorzubereiten. Mit ein Grund, warum er sehr schnell in die Nähe des Rennstall-Sitzes in Faenza gezogen ist. Danach lief es besser.

Was er bis heute nicht im Griff hat, sind seine Ausraster am Funk. Bei den Fans genießt er für seine teils wüsten Schimpftiraden Kultstatus, seine Chefs schlagen regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. Was sich lustig anhört, ist tatsächlich ein echtes Problem. Denn dass der 22-Jährige zu Wutausbrüchen neigt, beeinflusst seine Performance. Deshalb hat Red Bull sogar einen Psychologen engagiert. «Eine der Einschränkungen ist einfach, dass mein Gehirn im Auto anfängt, ziemlich zu überhitzen. In einigen Situationen ist es schon besser, aber ich weiß, dass ich mich in diesen Bereichen verbessern muss, um konstanter zu werden», sagte Tsunoda.

Dass Tsunoda sagt, was er denkt, weiß sein Teamkollege nur zu gut. Pierre Gasly findet den Japaner «sehr lustig. Er ist ungefiltert, was ich sehr schätze, und er ist sehr unterhaltsam. Was auch immer ihm in den Sinn kommt, kommt eine Zehntelsekunde später aus seinem Mund», sagte Gasly bei motorsport.com: «Dann denkt er später darüber nach und bereut wahrscheinlich meistens, was er gesagt hat! Das macht ihn einfach sehr lustig.»

Kurz vor einer Rennsperre

Fakt ist aber: Wirklich gut klappt es mit der Abgeklärtheit auf der Strecke noch nicht. Er hat es als erster Formel-1-Fahrer geschafft, in einer Saison fünf Verwarnungen zu kassieren, drei davon im freien Training, was ihm eine Rückversetzung von zehn Startplätzen eingebracht hat. Außerdem steht er inzwischen bei acht Strafpunkten, vier Zähler entfernt von einem Rennverbot. Das wäre seit Einführung des Strafenkatalogs 2014 das erste Mal, das ein Pilot gesperrt wird. Der Begriff „Problemkind“ – so hatte ihn Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko genannt – scheint zu passen.

«Ich mag Problemkinder, weil das die wirklich guten Kinder sind, die etwas aus ihren Fähigkeiten machen können», sagte Teamchef Franz Tost, der Tsunoda bescheinigte, seine Leistung werde immer besser. «Im Auto macht er einen wirklich guten Job», sagte Tost.«"Er muss nur seine Emotionen in den Griff bekommen und disziplinierter sein.»

Emotionalität bewahren

Tsunoda darf sich seine Emotionalität trotzdem gerne bewahren. Als er zuletzt auf die Verschwörungstheorien angesprochen wurde, er habe in Zandvoort seinen AlphaTauri absichtlich am Streckenrand abgestellt, um Weltmeister Max Verstappen im Schwesterteam Red Bull Racing zu helfen, bekam er sich gar nicht mehr ein. «Es ist schon komisch, dass Fans immer so versessen sind, diese Geschichte zu erfinden», sagte der Japaner: «Ich möchte sie fragen: 'Wie sieht dein Gehirn aus?', einfach mal einen MRT-Scan machen und dann schauen, was dort falsch ist», so Tsunoda. «Es ist schon lustig, wie sie sich die Geschichte ausdenken.»

Er kann jetzt seine eigene Geschichte weiterschreiben, und da hat er auch mit einem neuen Vertrag in dieser Saison noch genug zu tun. Derzeit belegt er mit elf Punkten Rang 16 der Fahrerwertung, sein bestes Ergebnis ist ein siebter Platz in Imola. Ein Schönheitsfehler: Seit seinem zehnten Platz in Barcelona hat er nicht mehr gepunktet. Seit vier Monaten also nicht mehr. Doch Tsunoda treibt wesentlich mehr an als nur schnöde Punkte. «Ich will als erster japanischer Fahrer in der Formel 1 ein Rennen gewinnen», sagte er.

Sein Chef traut ihm das zu. Spätestens 2023. Tost: «Wie ich immer sage, ein Fahrer braucht mindestens drei Jahre, um sich mit der Formel 1 voll und ganz auseinanderzusetzen. Daher freue ich mich, dass ihm die Zeit gegeben wurde, sein volles Potenzial zu zeigen.» Die Fans werden sich auch freuen. Und in erster Linie Satoru Nakajima danken, der 2016 rechtzeitig ein gutes Wort einlegte, bevor alles vorbei war.

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