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Hingucker Williams: Mutiger Auftritt in Austin, Texas

Von Mathias Brunner
Seit knapp zwei Jahren ist die US-amerikanische Investment-Firma Dorilton Capital Besitzer des traditionsreichen Williams-Rennstalls. In Austin (Texas) zeigt das Team diese aufregende Lackierung.

Das nennen wir einen Hingucker! Wer dieser Tage an der Congress Avenue von Austin spaziert und zufällig an Hausnummer 800 vorbeispaziert, bekommt einen echten Leckerbissen serviert – einen Formel-1-Rennwagen des Traditionsrennstalls Williams in mutigem USA-Design. Stars and Stripes, das volle Programm.

Jetzt der Wermuts-Tropfen: Leider konnte sich Williams-Besitzer Dorilton Capital nicht dazu durchringen, mit dieser spektakulären Lackierung beim Heimrennen auf dem Circuit of the Americas (COTA) anzutreten.

Williams ist den meisten Formel-1-Fans wohlbekannt: Der von Frank Williams gegründete Rennstall ist nach Ferrari und McLaren der drittälteste und auch dritterfolgreichste Rennstall. Aber im Sommer 2020 wurde bei Williams alles anders.

Monza 2020 war der letzte WM-Lauf von Claire Williams als Teamchefin von Williams. Nach dem Verkauf des Rennstalls an die US-amerikanische Investment-Firma Dorilton Capital begann ein frisches Kapitel in der Historie des drittältesten und dritterfolgreichsten Formel-1-Rennstalls (nach Ferrari und McLaren). Nachfolger von Claire Williams wurde zunächst, übergangsmässig, Simon Roberts. Am 1. Februar 2021 kam der 63-jährige Deutsche Jost Capito als Geschäftsleiter zu Williams, seit Juni 2021 ist der Siegerländer auch Teamchef.

Claire Williams begann 2002 im Rennstall zu arbeiten, in der Medienabteilung. 2012 wurde sie in den Vorstand berufen und übernahm die Marketing-Abteilung. Ab 2013 leitete sie das Tagesgeschäft im Range des stellvertretenden Teamchefs. Als beste WM-Ergebnisse unter ihr erreichte der Rennstall 2014 und 2015 dritte Schlussränge, seit 2018 jedoch krebst Williams am Schluss der Tabelle herum, 2019 konnte nur ein Punkt erobert werden, 2020 gar keiner – das hatte es beim Traditionsrennstall noch nie gegeben.

Claire Williams sagt in Monza 2020: «Ich trete ab mit schwerem Herzen. Mein Vater hat immer das Team an erste Stelle gesetzt, und so war der Verkauf des Rennstalls an Dorilton Capital das einzig Logische, um die Zukunft von Williams zu sichern. Sie werden das Erbe von Williams pflegen und das Team zurück an die Spitze führen.»

Nach 43 Jahren und 739 WM-Läufen wurde damit Williams nicht mehr von einem Familienmitglied Williams geführt. Seit 8. Mai 1977 und dem GP-Debüt des Teams in Jarama (Spanien) hat Williams 114 Grands Prix gewonnen, 128 Pole-Positions erobert, dazu 133 beste Rennrunden. Williams gewann neun Mal den Konstrukteurs-Pokal und sieben Mal den Fahrer-WM-Titel.

Matthew Savage, Vorsitzender von Dorilton Capital und auch von Williams, erklärte zunächst den Interims-Chef Simon Roberts zum Teamchef, kurz vor Weihnachten 2020 gab Savage bekannt, wer neuer Geschäftsleiter von Williams wird: der frühere VW Motorsport-Chef Jost Capito.

Der Neunkirchener Capito begann seine Karriere als Motoringenieur bei BMW Mitte der 1980er Jahre. 1989 wechselte er ins Management der Motorsportabteilung von Porsche, 1996 in die Geschäftsleitung des Formel-1-Rennstalls Sauber. Ab 1998 war er bei den Schweizern CEO. Im Oktober 2001 nahm er ein Angebot von Ford an und bekleidete in der Folge verschiedene Posten, jahrelang war er Motorsport-Chef von Ford Europa. Für Ford holte er den Rallye-WM-Titel 2006 und 2007. Ab Mai 2012 wurde Capito Leiter von VW Motorsport, unter seiner Leitung holte Volkswagen drei Rallye-WM-Titel bei Fahrern und Marken.

Als McLaren Group-CEO Ron Dennis anklopfte, konnte Capito nicht widerstehen und nahm ab 1. September 2016 den Job des Geschäftsleiters des Formel-1-Teams an. Doch dann kam es bei McLaren zum Umsturz: Der langjährige Teilhaber, Teamchef und Geschäftsleiter Ron Dennis wurde zur Seite geschoben, der Kalifornier Zak Brown kam – nach nur einem knappen halben Jahr verliess Capito McLaren. Am 1. Juni 2017 übernahm Capito die Leitung der Volkswagen R GmbH und der Volkswagen Zubehör GmbH. Aber mit der Formel 1 hatte er noch eine Rechnung offen.

Capito sagte damals: «Williams Racing ist eine Ikone des Formel-1-Rennsports. Dieses Team hat sich im Laufe der Jahre den Ruf erarbeitet, durch Entschlossenheit, Innovation, Leidenschaft und Rennhandwerkskunst zum Erfolg zu gelangen. Höhen und Tiefen gehören zur Geschichte jedes Spitzenrennstalls, beide sind starke Motivatoren.»

«Wir haben in den letzten Jahren erlebt, wie McLaren langsam wieder der Spitze näherrückt. Es gibt für mich keinen Grund, wieso wir mit Williams nicht den ähnlichen Weg gehen sollten.»


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