Formel 1: Wer vor Strafen zittert

Red Bull Racing: Zu viel für Fish & Chips bezahlt?

Von Gerhard Kuntschik
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner betonte in Mexiko: «Die Verletzung des Kostendeckels hatte null Auswirkungen auf unsere Leistungen auf der Strecke»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner betonte in Mexiko: «Die Verletzung des Kostendeckels hatte null Auswirkungen auf unsere Leistungen auf der Strecke»

Red Bull Racing hat die Diskussionen um die Verletzung der Budgetobergrenze von 2021 mit einer Vereinbarung mit der FIA beendet. Das Team muss eine erhebliche Strafe hinnehmen, die bei genauerem Hinsehen absurd wirkt.

Man stelle sich vor: Die UEFA verhängt eine Budgetobergrenze im Klubfussball. Und zwar derart, dass, sagen wir, Bayern München, Manchester City und Real Madrid Mitarbeiter entlassen, Spieler verkaufen und Trainingseinheiten kürzen müssten – damit, sagen wir wieder, Bochum, Brentford oder Girona mehr Chancen haben, der Spitze und damit einem Titel näher zu rücken.

Absurd? Genau.

Genau das macht aber die FIA in der Formel 1 mit der Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar für 2021 (plus Inflationsbonus von rund 3,5 Millionen Dollar), deren Einhaltung nach endlosem Prüfprozess bei drei Teams nicht bestätigt wurde.

Williams wurde wegen des Versäumnis der Einreichfrist eine Strafe von 25000 Dollar aufgebrummt. (Was Zahlungsverspätung beim heimischen Finanzamt bedeutet, kann sich jeder vorstellen.)

Aston Martin musste unter anderem wegen unkorrekter Kostendarstellung der neuen Fabrik, von Bonuszahlungen, des neuen Simulators, des Windkanals, auswechselbarer Teile, der Verpflegung in der Werkskantine, Möbeln in der Fabrik und von Sponsoren geleisteten Diensten 450000 Dollar Strafe plus Übernahme der Verfahrenskosten hinnehmen, zahlbar in 30 Tagen ab 26. Oktober.

Red Bull Racing wurde wegen Überschreitung des Ausgabenlimits um 2,16 Millionen Dollar oder 1,6 Prozent des erlaubten Budgets mit einer Geldstrafe über sieben Millionen Dollar bestraft, dazu müssen Verfahrensgebühren übernommen und zehn Prozent weniger Windkanalzeit für die nächsten zwölf Monate hingenommen werden.

Die von der FIA-Kommission beanstandete Kosten-Überziehung bei Red Bull Racing kam unter anderem durch Verpflegung der Mitarbeiter (!), Sozialversicherungsbeiträge (!!), Aufwandsentschädigung für Lehrlinge und Praktikanten (!!!), Aufwand für Antriebseinheiten, Aufwand für bestehende Einrichtungen, irrtümliche Kostenweitergabe an Red Bull Powertrains und Reisespesen zustande.

Abgesehen davon, dass die «reichen» Teams allesamt bereits zu teils massivem Stellenabbau gezwungen wurden, um im Limit zu bleiben, ist die Beanstandung von Verpflegungskosten, Sozialversicherung etc. nicht nur absurd, sondern verhöhnend.

Nämlich unter dem Aspekt, was alles NICHT ins Budgetlimit eingerechnet werden muss: Die Entlohnung der drei bestverdienenden Angestellten, aller Piloten (Stamm-, Test- und Simulator-Fahrer – bis zu sieben also) sowie aller Marketingausgaben. Wie wär’s mit einem Verbot von Privatfliegern für Teamchefs und Star-Piloten? Da wäre mehr einzusparen als bei Fish & Chips in der Kantine.

Das heisst, Mercedes kann sorgenfrei 40 oder mehr Millionen an Herrn Hamilton überweisen, wohl etwas weniger an den Miteigentümer aus Wien, und Red Bull Racing braucht sich keine Gedanken über die 30 Millionen oder so für Herrn Verstappen machen – wohl aber über das Menü in der Kantine und die soziale Absicherung der reduzierten Belegschaft.

Wenn also Red Bull Racing in diesen Bereichen spart, kommen die «armen» Teams wie Williams, Alfa Romeo oder Haas der Spitze technisch näher und werden demnächst Weltmeister, so ist ja die Absicht hinter dem Budget-Deckel. Oder nicht?

Absurder geht es nicht.

Das ist keine Verteidigung der Kostenüberschreitung (und damit eines Regelbruchs) der betroffenen Teams, aber ein Hinweis auf ein Reglement, das dringend überarbeitet, präzisiert und vor allem auf den wirklichen Zweck ausgerichtet werden muss – und nicht Bagatellpunkte zum Strick dreht.

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