Formel 1: Geht McLaren gegen FIA vor?

Knall bei Ferrari: Mattia Binotto geht nach 28 Jahren

Von Mathias Brunner
Mattia Binotto und John Elkann in Baku 2019

Mattia Binotto und John Elkann in Baku 2019

Ferrari bestätigt, was seit längerem kursierte: Teamchef Mattia Binotto verlässt auf 31. Dezember den berühmtesten Rennstall der Welt. Der Nachfolger soll im kommenden Januar verkündet werden.

Es galt nur noch als Frage der Zeit, bis Ferrari die Trennung von Teamchef Mattia Binotto bestätigt, nun ist es offiziell: Ferrari verkündet, dass Teamchef Mattia Binotto gekündigt habe und das Team auf 31. Dezember 2022 verlasse.

Schon am Dienstag vor dem WM-Finale von Abu Dhabi berichteten mehrere italienische Tageszeitungen übereinstimmend: Ferrari werde sich von Mattia Binotto trennen. Natürlich kam aus Maranello postwendend ein Dementi.

Dabei war die Trennung da schon beschlossene Sache. Es ging nur noch darum, wie der 53-jährige Binotto abgefunden werde, denn sein Vertrag läuft bis Ende 2023. Und es ging darum, wie lange er nicht für einen anderen Rennstall arbeiten darf. Diese Beurlaubung nach einer Kündigung, um zu verhindern, dass sensible Betriebsvorgänge weitergetragen werden, dauert in der Formel 1 in den meisten Fällen sechs Monate bis zu einem Jahr.

Ferrari äussert sich zu den Trennungs-Einzelheiten nicht.

Binotto muss gehen, weil Ferrari auch 2022 keinen WM-Titel eingefahren hat – obschon die Italiener über weite Strecken der Saison das schnellste Auto hatten.

Strategische Fehler am Kommandostand, mangelnde Standfestigkeit des Motors, individuelle Fehler bei Boxenstopps und der Piloten, keine klare Rollenverteilung zwischen Charles Leclerc und Carlos Sainz, zu wenig Entwicklung am 2022er Rennwagen – die Liste ist lang. Zu lang für Mattia Binotto, der das Vertrauen der Chef-Etage verloren hatte und mit der Kündigung das Gesicht wahren darf.

Als Übergangslösung wird Ferrari-CEO Benedetto Vigna den Rennstall leiten, aber nur so lange, bis ein Binotto-Nachfolger gefunden ist. Der wird mit grosser Wahrscheinlichkeit Frédéric Vasseur heissen, Gründer des ART-Rennstalls und heute Teamchef von Alfa Romeo. Der Turiner Namensgeber für die Rennmannschaft von Sauber steigt Ende 2023 aus, Audi übernimmt schrittweise Anteile von Besitzer Finn Rausing und wird offiziell 2026 einsteigen.

Ferrari dazu: «Wir wägen derzeit verschiedene Möglichkeiten ab und erwarten, Anfang des neuen Jahres eine Lösung zu haben.»

Kernsatz von Benedetto Vigna: «Wir danken Mattia Binotto für seinen grossen Einsatz in den vergangenen 28 Jahren.»

Mattia Binotto: «Ich habe mit Bedauern beschlossen, meine Tätigkeit für Ferrari zu beenden. Ich verlasse eine Firma, die ich liebe und die 28 Jahre lang fester Bestandteil meines Lebens gewesen ist. Dieser Schritt ist richtig, auch wenn es für mich eine schwierige Entscheidung gewesen ist.»

Wilde Gerüchte, wonach Ferrari den langjährigen Technik- und Teamchef Ross Brawn zurückholen wolle, gehören in den Bereich Sagen und Märchen: Der 68-jährige Engländer ist in Abu Dhani als Formel-1-Sportchef abgetreten und will seine Rente geniessen. Den Dampfkochtopf Ferrari hat er sich lange genug angetan. Brawn war von 1997 bis 2006 in Italien tätig.

Fühler wurden auch Richtung Andreas Seidl ausgestreckt. Aber der Passauer fühlt sich bei McLaren wohl und möchte seine Arbeit dort weiterführen.

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