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Neuer Ferrari-Chef: Wer ist Feuerwehrmann Vigna?

Von Mathias Brunner
Ferrari hat sich von Formel-1-Teamchef Mattia Binotto getrennt, pardon, Binotto hat gekündigt, wie es offiziell heisst. Seinen Posten übernimmt übergangsmässig Benedetto Vigna. Wer ist das?

Mattia Binotto hat bei Ferrari gekündigt, nach 28 Jahren als Techniker und Teamchef. In Italien pfeifen die Spatzen von den Dächern: Das war die elegantere Lösung, als den Teamchef nach einer verpatzten Saison eiskalt zu feuern.

Ferrari hat am 29. November bestätigt, dass Ferrari-Geschäftsleiter Benedetto Vigna übergangsmässig neuer Teamchef sei. Viele Motorsportfreunde werden sagen: Benedetto wer? Wer ist dieser Mann, der nun als Feuerwehrmann einspringt, bis im Januar 2023 – mit erheblicher Wahrscheinlichkeit – der heutige Alfa Romeo-Teamchef Fred Vasseur engagiert wird?

Paukenschlag vor fast auf den Tag genau zwei Jahren bei Ferrari: Louis Camilleri, Geschäftsleiter von Ferrari, stellte Anfang Dezember 2020 aus heiterem Himmel seinen Posten zur Verfügung, mit sofortiger Wirkung. Der in Alexandria (Ägypten) geborene britisch-amerikanische Doppelbürger erklärte, er handle «aus persönlichen Gründen». Er schied gleichzeitig auch aus dem Vorstand des Tabakkonzerns Philip Morris aus.

John Elkann, Verwaltungsrats-Präsident von Fiat und Präsident von Ferrari, wurde von diesem Schritt komplett überrascht. Der in New York geborene Spitzenmanager übernahm übergangsmässig den Job von Camilleri. Ein gutes halbes Jahr später war Camilleris Nachfolger endlich gefunden – es handelte sich um den heute 53-jährigen Elektronik-Fachmann Benedetto Vigna. Ferrari besetzt die Stelle damit nicht mit einem Mann aus der Automobilbranche.

Vigna, zuvor beim Halbleiter-Hersteller STMicroelectronics (ST) beschäftigt, nahm seine Arbeit bei Ferrari am 1. September 2021 auf. Beim 1987 in Amsterdam gegründeten Unternehmen mit Hauptsitz in Genf hat sich der Süditaliener aus Pietrapertosa um den profitablesten Bereich gekümmert, die Gruppe Mikro-Elektromechanik und Sensorik.

John Elkann sagte damals: «Benedetto Vigna hat ein tiefes Verständnis für einen Technikbereich, der unsere Industrie mehr und mehr prägen wird. Seine Fähigkeiten in Sachen Mitarbeiterführung und Leitung eines Hightech-Unternehmens sind unbestritten.»

Elkann glaubt: Ein Mann aus der Halbleiter-Welt ist ideal, um Ferrari in einer sich schnell verändernden Autoindustrie als Pionier zu etablieren bei der Umsetzung zukunftsgerichteter Technik.

Vigna, der an der Universität von Pisa mit einem Doktortitel in Physik abgeschlossen hat, arbeitete seit 1995 bei ST und hatte die Firma zum Marktführer gemacht. Er war es auch, der ST vermehrt Aufträge aus der Automobilindustrie beschaffte.

Vigna sagte bei seiner Verpflichtung: «Es ist eine besondere Ehre, Geschäftsleiter von Ferrari zu werden, und ich gehe meine Aufgabe in einer Mischung aus Aufregung und Verantwortungsgefühl an. Aufregung, weil ich spüre, welch fabelhafte Möglichkeiten sich mit dieser Firma bieten; und Verantwortungsgefühl, weil ich die ausserordentlichen Leistungen der Frauen und Männer bei Ferrari, die reiche Historie und die tiefe Leidenschaft der Menschen für Ferrari zu würdigen weiss.»

Unter Benedetto Vigna als CEO hat Ferrari im ersten Halbjahr 2022 den Umsatz um 21 Prozent gesteigert (auf 2,48 Milliarden Euro) und den Nettogewinn um 19 Prozent (auf 490 Millionen Euro). In den ersten sechs Monaten lieferte der Traditions-Sportwagenhersteller 6706 Autos aus, 23 Prozent mehr als im Vorjahr.

Vor wenigen Tagen war schon klar, wo die Reise von Mattia Binotto hinführen würde. Denn Vigna sagte in einem Interview mit CNBC zur abgelaufenen GP-Saison 2022: «Ich bin nicht zufrieden mit dem zweiten Rang, denn Platz 2 bedeutet, der erste Verlierer zu sein. Wir haben Fortschritte gemacht, aber ich bin mit dem zweiten Platz unglücklich. Das Team hat alles, um sich im Laufe der Zeit zu verbessern.»

Alles, nur offenbar nicht den richtigen Teamchef.

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