Nico Hülkenberg: So tickt sein Chef Gene Haas
Bald zeigt Haas F1, in welchen Farben das 2023er Grand-Prix-Auto des Deutschen Nico Hülkenberg und des Dänen Kevin Magnussen auftritt. Wenn der richtige Rennwagen des Typs VF-23 dann auf die Testbahn gehen wird, hält sich ein Mann wie üblich im Hintergrund – Rennstallbesitzer Gene Haas. Das Rampenlicht überlässt der 70-jährige Amerikaner lieber seinem Teamchef Günther Steiner.
Wer ist der erfolgreiche Unternehmer Gene Haas aus Youngstown (Ohio) eigentlich, der 2016 in die Königsklasse eingestiegen ist?
Ob als Geschäftsmann oder Rennstallchef – das Vorgehen von Eugene (Gene) Francis Haas ist immer das Gleiche: Finde eine Herausforderung, suche nach gesunden und kosteneffizienten Lösungen.
Gene Haas hat 2016 in der Formel 1 etwas geschafft, was in einigen Anläufen 30 Jahre lang nicht passiert ist: ein US-amerikanisches Grand-Prix-Team an den Start zu bringen. Sein Vorgänger war ausgerechnet Carl Haas, mit Gene nicht verwandt.
Eugene Haas wurde in der Industriestadt Youngstown (Ohio) geboren. Vielleicht war damit sein Weg als Unternehmer vorgezeichnet, denn die Region gilt als führende Industrieregion von Nordamerika. 50 Jahre später sollte Haas mit «Haas Automation» den grössten, auf Computer gestützten Werkzeugmaschinenbetrieb von Nordamerika besitzen.
Die Familie von Haas zog nach Los Angeles, als Gene noch ein kleiner Junge war. Die Mutter eine Lehrerin, der Vater ein Designer mit Spezialgebiet Elektrik für den Flugzeughersteller Hughes, genau, die Firma des rätselhaften Unternehmers Howard Hughes (dessen Leben später in Hollywood mit Leonardo DiCaprio verfilmt wurde, «The Aviator»).
Auch dem zweitältesten von vier Kindern wurde in der Familie Haas mit auf den Weg gegeben: Arbeite hart und übernehme Verantwortung. Haas’ erste Jobs: Zeitungen ausliefern und in einer Schlosserei den Boden wischen. Noch während er die High School durchlief, tüftelte Haas bereits an Werkzeugmaschinen.
Mit einem Abschluss in Buchhaltung und Finanzwesen ging Haas vom College ab und wurde zunächst Programmierer. Aber nach drei Jahren (wir haben inzwischen 1978) gründete er seine erste eigene Firma – Proturn Engineering. Zusammen mit zwei Mitarbeitern stand Haas an der Werkbank und stellte Metallteile für die Luft- und Raumfahrtindustrie her.
Haas entwarf seine erste Computer-gesteuerte Maschine, um die Arbeitsabläufe zu beschleunigen, die Haas 5C. Die Maschine legte Werkteile ans richtige Ort, um sie dort zu bearbeiten. Das konnte sie viel schneller und akkurater als ein Mensch.
Die 5C verkaufte sich so gut, dass der aufstrebende Gene 1983 «Haas Automation Inc.» gründen konnte, mit drei Angestellten. Jahr für Jahr brachte er neue Maschinen heraus. Haas zog zwei Mal um, heute arbeitet die Firma mit Hauptsitz Oxnard (Kalifornien) mit 1300 Angestellten und einem globalen Netz von 170 Kundenzentren.
Noch heute stammen 95 Prozent aller neuen Produktideen vom Chef selber. Eine neue Maschine entsteht in der Regel (von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt) in zwölf Monaten.
2007 baute Haas den Windkanal Windshear, schon im September 2008 war das erste Formel-1-Team in der Anlage zu Gast. Die Passion für den Motorsport entstand aber viel früher. Haas hat sich schon immer für Racing begeistert und begann in der Szene als Sponsor – im IndyCar-Sport und bei den Stock-Cars von NASCAR. Natürlich stehen bei vielen Rennställen CNC-Maschinen von Haas.
2002 entschloss sich Gene Haas zur Gründung eines NASCAR-Teams, zunächst mit technischer Hilfe von Rick Hendrick. Nach ersten Rennen 2003 bestritten die Neulinge 2003 ihre erste volle Saison, nun mit einem neuen Werk in Kannapolis (North Carolina).
Haas begann, zwei Fahrzeuge einzusetzen und tat sich im Juli 2008 mit NASCAR-Star Tony Stewart zusammen. Ab 2012 wurde aus dem Zweiwagen- ein Dreiwagen-Team, mit Danica Patrick. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tony Stewart für Stewart-Haas Racing den ersten Titel geholt. Seit 2014 setzt Stewart-Haas vier Autos ein. Kevin Harvick holte den zweiten Titel für den Rennstall.
Am 11. April 2014 erhielt Gene Haas vom Autoverband FIA die Erlaubnis, ab 2016 Formel-1-Sport zu betreiben. Haas arbeitet dabei ganz eng mit Ferrari zusammen. «Im Grund verwenden wir von Ferrari alle Teile, die das Reglement erlaubt», sagt der Chef. Hauptsächlich sind das Motor, Getriebe und Aufhängungen. Die Überlebenszelle wurde bei Dallara in Italien gebaut, gewartet werden die Rennwagen im eigenen Werk von Banbury (England), Hauptsitz bleibt jedoch Kannapolis, wo für die Formel 1 ein neues Werk mit mehr als 11.600 Quadratmeter aus dem Boden gestampft wurde.
Gene Haas durfte schon beim Saisonauftakt 2016 in Australien feiern: Rang 6 für Romain Grosjean. In Bahrain kam es noch besser: Der Genfer wurde Fünfter.
Haas schloss die erste GP-Saison auf dem achten Schlussrang unter den Konstrukturen ab. Seit Anfang 2016 hat Haas 144 Formel-1-WM-Läufe bestritten.
Highlights: WM-Schlussrang 5 im Jahre 2018, zwei beste Rennrunden (Kevin Magnussen in Singapur 2018 und 2019), eine Pole-Position (Magnussen in São Paulo 2022), beste Platzierung in einem Grand Prix – Romain Grosjean auf Rang 4 beim Grossen Preis von Österreich 2018 auf dem Red Bull Ring.
Aber das schönste Ergebnis steht in keiner Statistik: Der Genfer Grosjean überstand einen fürchterlichen Feuerunfall in Bahrain 2020 – dank des Kopfschutzes Halo, dank des widerstandsfähigen Haas-Chassis und dank des Einsatzes zahlreicher Schutzengel.
Formel 1 2023
Präsentationen
31. Januar: Haas F1 im Internet
03. Februar: Red Bull Racing in New York
06. Februar: Williams im Internet
07. Februar: Alfa Romeo in Zürich
11. Februar: AlphaTauri in New York
13. Februar: McLaren in Woking
13. Februar: Aston Martin in Silverstone
14. Februar: Ferrari in Maranello
15. Februar: Mercedes in Silverstone
16. Februar: Alpine in London
Wintertests
23. bis 25. Februar: Bahrain International Circuit
Formel-1-WM-Kalender
05.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
19.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
02.04. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
30.04. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku *
07.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami
21.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
28.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
04.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
18.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
02.07. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg *
09.07. Grossbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
23.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
30.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa *
27.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
03.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
17.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
24.09. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
08.10. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha *
22.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin *
29.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
05.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos *
18.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
26.11. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island
* Sprint-Format