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Ford mit Red Bull in der Formel 1: Ein cleverer Plan

Von Mathias Brunner
​Der Autokonzern Ford kehrt in die Königsklasse zurück, im Rahmen einer Partnerschaft mit Red Bull Powertrains ab 2026. Noch immer sind die Amerikaner der dritterfolgreichste Motorhersteller der Formel 1.

Es ist die Hammermeldung dieses 3. Februar 2023: Ford kehrt offiziell in die Formel 1 zurück, ab 2026 als Namensgeber und Technikpartner von Red Bull Powertrains aus Milton Keynes (England). Damit beginnt für Ford ein neues Kapitel in der Königsklasse.

Wieso die Formel-1-Rückkehr für Ford vom Timing her passt: Der Grand-Prix-Sport boomt, mit besonders bemerkenswertem Wachstum in den USA. Und – die Motoren werden serienrelevanter.

Ford-Chef James Farley: «Jahrelang fand der Technik-Transfer zwischen der Formel 1 und den Serienfahrzeugen nicht mehr statt. Aber das hat sich geändert. Gerade im Bereich der Elektrifizierung können wir von einem Formel-1-Rennstall so viel lernen. Das ist auch einer der Aspekte, wieso diese Zusammenarbeit für uns sinnvoll ist.»

Der Autosport-Weltverband FIA will mit dem neuen Reglement für die Formel-1-Aggregate mehr Hersteller in die Königsklasse locken, derzeit stammen die Motoren im GP-Sport von Mercedes, Renault, Ferrari und Honda.

Ab 2026 wird in der Formel 1 auf die so genannte MGU-H verzichtet, auf jenen Generator, der am Turbolader Energie abzapft und sie wieder ins System zurückführt. Die Entwicklung der MGU-H ist teuer und nicht serienrelevant.

Die Kern-Architektur des Motors bleibt erhalten: 1,6-Liter-V6-Turbo. Der Anteil der elektrischen Energie wird auf das Dreifache erhöht, von heute rund 160 PS auf 475 PS. Ab 2026 wird die Power eines Formel-1-Motors so produziert – 540 PS vom Verbrennungsmotor, 475 PS von der Elektrik. Dies war (neben dem Wegfall der MGU-H) eine der Forderungen von Porsche und Audi, die von den ersten Sitzungen über die neuen Motoren am Tisch sassen.

Das Plus an Elektrik sowie die Verwendung von synthetischem Kraftstoff erfüllen die Nachhaltigkeits-Bestrebungen der FIA und sind ganz im Sinne der Automobil-Hersteller.

Das hat auch Audi erkannt, die schrittweise Anteile des Sauber-Rennstalls übernehmen und ebenfalls ab 2026 am Start stehen. Und der frühere IndyCar- und Formel-1-Fahrer Michael Andretti strebt mit General Motors und der Marke Cadillac ebenfalls den Einstieg in die Königsklasse an. Ein Bewerbungsverfahren für neue Teams ist vom Autosport-Weltverband FIA eröffnet worden.

Ohne ins Detail zu gehen, umreisst die FIA – die Kosten für die Motoren müssen runterkommen. Das ist, zusammen mit dem Aspekt der Serienrelevanz, einer der Gründe, wieso der Verband ein Reglement schmieden wollte, das den Einstieg für neue Motorhersteller attraktiver macht. Es wird dazu auf 2026 ein Kostendeckel für die Motoren eingeführt, in Höhe von 130 Millionen Dollar.

Schöne Parallele aus der Motorsport-Historie: Schon der erste Ford-GP-Motor ist nicht in den USA gebaut worden, sondern in England.

Der clevere Walter Hayes, Motorsport-Chef von Ford in Europa, investierte Mitte der 1960er Jahre – mit dem Segen der Mutterfirma in Amerika – 100.000 britische Pfund, um von Keith Duckworth einen V8-Motor bauen zu lassen. Das Ergebnis war jener Ford Cosworth DFV (double four valve), der zum erfolgreichsten Formel-1-Motor aller Zeiten werden sollte, mit 155 Siegen (von Jim Clark mit Lotus in Zandvoort 1967 bis Michele Alboreto, passenderweise in der Autostadt Detroit, das war 1983 mit Tyrrell).

Der zunächst nur von Lotus eingesetzte Motor wurde schnell zum Objekt der Begierde. Ab 1968 stand er auch anderen Rennställen zur Verfügung, die folgenden fünfzehn Jahre vertrauten Dutzende von Teams auf Cosworth-, pardon, auf Ford-Power.

Weil in allen Medien in der Regel von Ford-Motoren gesprochen wurde, mit gewaltiger Werbewirkung, waren diese 100.000 Pfund (nach heutigem Geldwert rund zwei Millionen Euro) das vielleicht sinnvollste Investment der F1-Motorenhistorie.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat schon im September 2022 festgehalten: «Wir sind uns dessen bewusst, dass es keine einfache Aufgabe ist, einen eigenen Motor zu bauen. Einige Leute bezeichnen uns gar als verrückt, es mit Ferrari, Mercedes und Renault aufnehmen zu wollen. Aber das ist nun mal der Red Bull-Weg – das Unmögliche möglich machen.»

«Wir haben gewaltige Investitionen getätigt, um Red Bull Powertrains aufzubauen. Wir haben schon mehr als 300 Fachkräfte dort, die am Motor für 2026 arbeiten. Wir glauben fest an dieses Projekt. Vor Jahren haben die Leute auch an uns gezweifelt, als wir ankündigten, dass wir ein eigenes Chassis entwerfen und bauen werden. Der Schlüssel zu allem besteht darin, dass wir unsere Zukunft selber in der Hand haben, punkto Chassis und nun auch punkto Motor.»

Nun sagt Horner in New York: «Wir gehen in eine neue Ära, und wir haben lange nach dem passenden Partner gesucht, der so tickt wie wir. Den haben wir nun gefunden.»

Formel 1 2023

Präsentationen
06. Februar: Williams im Internet
07. Februar: Alfa Romeo in Zürich
11. Februar: AlphaTauri in New York
13. Februar: McLaren in Woking
13. Februar: Aston Martin in Silverstone
14. Februar: Ferrari in Maranello
15. Februar: Mercedes in Silverstone
16. Februar: Alpine in London

Wintertests
23. bis 25. Februar: Bahrain International Circuit

Formel-1-WM-Kalender
05.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
19.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
02.04. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
30.04. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku *
07.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami
21.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
28.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
04.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
18.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
02.07. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg *
09.07. Grossbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
23.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
30.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa *
27.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
03.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
17.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
24.09. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
08.10. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha *
22.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin *
29.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
05.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos *
18.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
26.11. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island

* Sprint-Format

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