Martin Brundle: Schock für Mercedes, Vorteil futsch

Von Mathias Brunner
​Die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell sind beim WM-Auftakt von Bahrain auf die Ränge 5 und 7 gefahren. Für den Sky-GP-Experten Martin Brundle eine schockierende Darbietung.

Für den 158-fachen GP-Teilnehmer Martin Brundle steht fest: «Was Red Bull Racing in Bahrain gezeigt hat, das ist für die Konkurrenz niederschmetternd.»

Der 63-jährige Engländer, GP-Experte unserer britischen Kollegen von Sky, sagt in seiner Nachbetrachtung des WM-Auftakts: «Lewis Hamilton kreuzte die Ziellinie 50 Sekunden hinter Sieger Max Verstappen, George Russell lag noch weiter hinten. Aus sechs Zehntelsekunden Rückstand auf einer Quali-Runde wurde im Rennen eine Sekunde. Das ist schockierend.»

«George sagte nach dem Grand Prix, Red Bull Racing werde alle 23 Rennen gewinnen. Während diese Aussage auf seiner Ernüchterung unmittelbar nach der Zielflagge basiert, können wir das nicht ausschliessen; jedenfalls nicht angesichts der Leistungsstärke in Bahrain.»

«Ein gutes Auto ist ein gutes Auto, egal ob in Bahrain, Monza oder Monaco. Und die Gegner werden sich ganz ordentlich strecken müssen, wenn sie den inzwischen sehr erfahrenen Verstappen schlagen wollen.»

«Für Mercedes ist das alles doppelt schmerzvoll, denn auf Rang 3 kam jener Aston Martin ins Ziel, der vom Mercedes Motor, Getriebe und Hinterradaufhängung übernommen hat. Aston hat sich am Rennwagen von Red Bull Racing orientiert, Mercedes, so kommt es mir vor, hat sich schon 2022 auf den falschen Weg begeben und weigert sich, den zu verlassen.»

«Selbst Lewis und Teamchef Toto Wolff haben in Bahrain ihrer Enttäuschung über gewisse Aspekte Ausdruck gegeben, und das ist ungewöhnlich für sie, denn normalerweise erhalten die Mitarbeiter in Brackley und Brixworth von ihnen viel Lob, auch in schwierigen Zeiten. Ich wittere da Spannungen. Das Team hat die Qualität, um sich zu fangen, aber es braucht Führung und Atemluft, um nun die Gemüter zu beruhigen.»

«Mercedes hat an diesem Konzept extrem kompakter Seitenkästen festgehalten. Bei der Präsentation des Mercedes W14 hiess es, das sei deswegen getan worden, weil ein Neubeginn in Sachen Seitenkasten-Philosophie zu viel Boden kosten würde. 2022 hat es Mercedes geschafft, aus einem problematischen W13-Renner ein Siegerauto zu machen, aber das hat fast ein Jahr gedauert, und ich erkenne im Team keine Ansätze, dass man so etwas nochmals durchmachen will.»

«Zu Beginn der Turbohybrid-Ära Anfang 2014 ging ein grosser Teil der jahrelangen Dominanz zurück auf die fabelhafte Arbeit mit dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor. Aber heute hat Mercedes nicht mehr den besten Motor. Als es die Möglichkeit gab, diese Antriebseinheiten weiterzuentwickeln, da haben Andere grössere Fortschritte erreicht.»

«Zudem hat Mercedes wichtige Mitarbeiter verloren, wie Andy Cowell oder James Vowles. Mercedes verfügt über eine beneidenswerte Ansammlung talentierter Mitarbeiter, aber die scheinen sich noch nicht gefunden zu haben.»

«Bevor Mercedes nun die Architektur seines Formel-1-Rennwagens ändert, müssen die Probleme zunächst verstanden werden, danach muss Einigkeit darüber herrschen, in welche Richtung entwickelt werden soll. Das alles ist vor dem Hintergrund der längsten Formel-1-Saison 2023 und unter einem Kostendeckel alles sehr schwierig.»

Bahrain-GP, Bahrain International Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:33:56,736 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +11,987 sec
03. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +38,637
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +48,052
05. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +50,977
06. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +54,502
07. George Russell (GB), Mercedes, +55,873
08. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1:12,647 min
09. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:13,753
10. Alex Albon (T), Williams, +1:29,774
11. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1:30,870
12. Logan Sargeant (USA), Williams, +1 Runde
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
14. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, +1 Runde
15. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde
16. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1 Runde
17. Lando Norris (GB), McLaren, +2 Runden
Out
Esteban Ocon (F), Alpine, Aufgabe
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Motorschaden
Oscar Piastri (AUS), McLaren, Elektrikschaden

WM-Stand (nach 1 von 23 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 25 Punkte
02. Pérez 18
03. Alonso 15
04. Sainz 12
05. Hamilton 10
06. Stroll 8
07. Russell 6
08. Bottas 4
09. Gasly 2
10. Albon 1
11. Tsunoda 0
12. Sargeant 0
13. Magnussen 0
14. De Vries 0
15. Hülkenberg 0
16. Zhou 0
17. Norris 0
18. Ocon 0
19. Leclerc 0
20. Piastri 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 43 Punkte
02. Aston Martin 23
03. Mercedes-Benz 16
04. Ferrari 12
05. Alfa Romeo 4
06. Alpine 2
07. Williams 1
08. AlphaTauri 0
09. Haas 0
10. McLaren 0


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