KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Virgin: Brutale Verluste

Von Peter Hesseler
Virgin-Teamchef Booth hielt Wirth lange die Stange

Virgin-Teamchef Booth hielt Wirth lange die Stange

Über 40 Millionen Euro Minus rechnet eine britische Gazette für 2010 den Verantwortlichen von Timo Glocks Team vor – die Hälfte davon kassierte Nick Wirth.

Das ist brutal. Wie der britische «Independent» heute (Montag) berichtet, hat das Virgin-Racing-Team in seinem ersten Jahr in der Formel 1 einen Verlust von 41 Millionen Euro eingefahren, vor Steuern.

Zur Erklärung: Virgin war 2010 als eines von drei neuen F1-Teams dem GP-Sport beigetreten. Und wurde Letzter der Konstrukteurs-WM – trotz Timo Glocks Diensten am Steuer.

Der wirklich katastrophale Teil der Verlustmeldung folgt aber erst jetzt: Virgin überwies seinem damaligen Designpartner, Nick Wirth, alleine 2010 eine Appanage von mehr als 20 Millionen Euro. Wirth köderte das abenteuerlustige und bis dato nur Formel-3-erfahrene Team des Multi-Unternehmers und Rekordseglers und -Fliegers Richard Branson mit der Hoffnung auf ein vollkommen computergestütztes Design, also ohne Zuhilfenahme eines Windkanals.

Zur besseren Bewertung muss man wissen: Manche F1-Teams operieren zur Sicherheit immer noch in zwei Strömungsanlagen, um Fehler zu minimieren. Virgin hielt auch nach dem desaströsen Auftaktjahr an Nick Wirths Diensten fest. Erst als auch dessen zweiter Entwurf sich als Luftnummer entpuppte und beharrlich den Abtrieb verweigerte, trennte sich das Team im Frühjahr von dem britischen Daniel Düsentrieb, der immer wieder gute Ideen hatte, sie aber nie umzusetzen vermochte.

Wir gehen davon aus: Wirth muss für den Grossteil dieses Jahres bezahlt werden. Und sicher nicht schlechter als für das vorige.

Seinen Aero-Flops fehlten vier bis sieben Sekunden auf die Spitze, pro Runde.

Virgin setzte seit Sommer 2011 ein Windkanal-gestütztes Design-Team auf und hofft für 2012 auf einen deutlichen Sprung nach vorne.

Die Frage nach dieser Story: Wer setzt eigentlich seine Unterschrift unter einen Harakiri-Vertrag über 20 Millionen Euro? Und: Müsste derjenige nicht in Schimpf und Schande in einer öffentlichen Zeremonie vom Hof gejagt werden? Und wie kommt Wirth dazu, guten Gewissens solche Summen abzurufen? Naja, vielleicht stört ein Gewissen solchen Grössenwahn ja nur…

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