Lando Norris nach Pole: «Gutes Duell gegen Piastri»

Lando Norris
Für Lando Norris verlief das Qualifying auf dem Circuit de Spa-Francorchamps deutlich besser als die Sprint-Zeitenjagd. Während er in der Startaufstellung zum Mini-Rennen noch mit dem dritten Platz hatten Vorlieb nehmen müssen, schaffte es der McLaren-Star in der Session am Samstagnachmittag auf den ersten Platz. Mit 1:40,562 min distanzierte er seinen Teamkollegen Oscar Piastri um 85 Tausendstel. Der WM-Leader darf als Zweitschnellster auch aus der ersten Reihe losfahren.
Norris erklärte nach seiner starken Runde: «Das war eine ganz vernünftige Runde, natürlich bin ich glücklich. Nach dem gestrigen Tag waren alle etwas besorgt, aber ich lag gar nicht so weit daneben. Wir hatten einfach ein paar kleine Sorgen. Ich war aber zuversichtlich, und deshalb ist es schön zu sehen, dass ich wieder an der Spitze liegen kann. Es lag einfach am fehlenden Windschatten, dass ich gestern so viel Rückstand hatte – aber die Leute denken sich gerne etwas aus. Doch es fühlte sich alles gut an. Das Auto war schon das ganze bisherige Wochenende stark.»
«Oscar macht auch einen guten Job», lobte der WM-Zweite seinen Teamkollegen. «Wir treiben uns also gegenseitig an. Es ist hart, denn du siehst genau, wo die Stärken und Schwächen liegen – und man lernt auch schnell dazu. Es ist ein gutes Duell, das wir uns derzeit liefern.»
Mit Blick auf die durchzogene Wetterprognose für das Rennen am Sonntag beteuerte Norris, der den jüngsten GP in Silverstone im Wetterchaos für sich entschieden hatte: «Ganz ehrlich, mir wäre es lieber, wenn es trocken bleibt, auch für die Fans. Es hat in den letzten zehn Jahren hier geregnet, deshalb wäre ein Rennen bei Sonnenschein schön. Aber wie auch immer das Wetter ausfällt, ob es trocken bleibt, nass wird oder irgendetwas dazwischen – das ist hier ganz normal. Und ich freue mich schon aufs Rennen.»
So lief das Qualifying
Schon vor dem Start des GP-Qualifyings auf dem Circuit de Spa-Francorchamps gab es die erste Aufregung. Nico Hülkenberg wollte sich in die Reihe der wartenden Autos einreihen und drängte auf die Bahn. Lance Stroll liess sich davon nicht beirren und fuhr kurzerhand über die Frontflügel-Endplatte des Deutschen, dessen Fahrzeugnase daraufhin gewechselt werden musste.
Auch zwischen Oliver Bearman und Fernando Alonso kam es zu einer Szene, weil Ersterer dem Routinier vor die Nase fuhr. «Ich hätte fast einen Crash gehabt», funkte der zweifache Weltmeister aus dem Aston Martin Team, und die Rennleitung notierte sich beide Zwischenfälle und kündigte wenig später an, die Szene zwischen Hülkenberg und Stroll nach der Zeitenjagd zu untersuchen.
Die ersten Rundenzeiten, die aufleuchteten, gingen aufs Konto der beiden McLaren-Fahrer, wobei Piastri mit 1:41,998 min die Nase vorn hatte – allerdings mit 78 Tausendstelsekunden auch nur knapp. Dennoch schaffte es Sprint-Sieger Max Verstappen, sich zwischen das Duo zu schieben. Er schaffte die knapp 7 km lange Runde eine Hundertstel schneller als der Brite.
Immer mehr Piloten beendeten ihren ersten Versuch und entsprechend viele Namen leuchteten an der Spitze auf. Nachdem alle eine Rundenzeit aufgestellt hatten, lag Charles Leclerc mit 1:41,635 min vorne. Dahinter folgten Carlos Sainz, Liam Lawson, Alex Albon, Bearman, Lewis Hamilton, Piastri, Verstappen, Norris und Pierre Gasly auf den weiteren Top-10-Positionen. Isack Hadjar, Nico Hülkenberg, Yuki Tsunoda, Esteban Ocon, Alonso, Franco Colapinto, George Russell, Stroll, Kimi Antonelli und Gabriel Bortoleto folgten auf den weiteren Plätzen.
Bittere Pille für Lewis Hamilton
Dabei blieb es natürlich nicht, denn noch blieb den Fahrern genügend Zeit, um sich zu verbessern. Norris unterbot die Zeit von Leclerc mit 1:41,010 min deutlich. Die mehr als sechs Zehntel Vorsprung reichten auch, um vor seinem Teamkollegen zu bleiben, der sich bei seinem nächsten Versuch zwar verbessern konnte, aber fast zwei Zehntel langsamer blieb.
Auch Verstappen kam nicht an die Norris-Bestmarke heran, er verbesserte sich mit 0,324 sec Rückstand auf die Spitzenzeit auf die dritte Position. Weniger Glück hatte Hamilton, dem der letzte Versuch gestrichen wurde. Deshalb gehörte er auf Position 16 liegend zur ersten Gruppe der Ausgeschiedenen Auch Colapinto (P17), Antonelli (P18), Alonso (P19) und Stroll (P20) schafften den Q2-Sprung nicht.
Zum Q2-Start rückten gleich Verstappen und Tsunoda aus. Letzterer war nun auch mit dem neuen Unterboden unterwegs. Das Red Bull Racing-Duo blieb nicht lange alleine und bald waren alle Q2-Teilnehmer auf der Bahn. Nachdem alle einen ersten Q2-Versuch unternommen hatten, lag Piastri mit 1:40,626 min an der Spitze. Dahinter belegten Norris, Verstappen, Leclerc, Tsunoda, Russell, Albon, Hadjar, Ocon und Lawson die weiteren Top-10-Plätze.
Bearman kämpfte in der zehnten Kurve mit Übersteuern und geriet neben die Strecke, deshalb wurde ihm die Runde wieder gestrichen.Leclerc, der die viertschnellste Zeit in den Asphalt gebrannt und viereinhalb Zehntel auf die Piastri-Bestmarke eingebüsst hatte, funkte: «Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass das noch besser geht, es war eine wirklich gute Runde.» Dies wurde dem Monegassen auch bestätigt.
Starke Pole-Runde von Lando Norris
Tatsächlich beendete der Ferrari-Pilot das Q2 auch auf Platz 4 hinter Piastri, Norris und Verstappen. Auch Tsunoda, Russell, Hadjar, Lawson, Bortoleto und Albon schafften es in den letzten Qualifying-Abschnitt, während die Zeitenjagd für Ocon, Bearman, Gasly, Hülkenberg und Sainz vorbei war. Bearman ärgerte sich, dass er vor dem Start seiner schnellen Runde von Tsunoda überholt wurde, was ihn zum Abbremsen zwang. Darauf reagierten die Regelhüter aber nicht.
Die provisorische Pole sicherte sich zunächst Norris, der die 7004 Meter in 1:40,562 min zurücklegte und damit fast zwei Zehntel schneller als der WM-Leader aus dem eigenen Team blieb. Verstappen kämpfte mit fehlender Haftung und war schon fünf Zehntel langsamer als der Brite. Damit reihte er sich dennoch auf Position 3 vor Leclerc, Russell, Tsunoda, Lawson, Albon, Hadjar und Bortoleto ein. Letzterem wurde die Rundenzeit wieder gestrichen, weil er in Kurve 10 neben die Bahn geraten war.
Ein letzter Versuch blieb dem Q3-Feld aber noch, doch an der Spitze änderte sich nichts mehr. Norris durfte die GP-Pole in Belgien bejubeln, die erste Startreihe teilt er sich mit seinem Teamkollegen Piastri. Leclerc und Verstappen folgen in der zweiten Reihe vor Albon, Russell, Tsunoda, Hadjar, Lawson und Bortoleto.
Qualifying, Belgien
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:40,562 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:40,647
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:40,900
04. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:40,903
05. Alex Albon (T), Williams, 1:41,201
06. George Russell (GB), Mercedes, 1:41,260
07. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:41,284
08. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:41,310
09. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:41,328
10. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:42,387
11. Esteban Ocon (F), Haas, 1:41,525
12. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:41,617
13. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:41,633
14. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:41,707
15. Carlos Sainz (E), Williams, 1:41,758
16. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:41,939
17. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:42,022
18. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:42,139
19. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:42,385
20. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:42,502