Formel 1: «Hamilton auf Niveau Volksschule»

Hamilton/Leclerc (Ferrari) machen blau, schon wieder

Von Mathias Brunner
​Ferrari wird auf der ganzen Welt mit der Farbe Rot identifiziert. Aber zum Heimrennen in Monza tragen Lewis Hamilton und Charles Leclerc – blau. Neu ist das nicht, wie die Historie zeigt.

Ferrari ganz anders: Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und der achtfache GP-Sieger Charles Leclerc treten am kommenden GP-Wochenende von Monza nicht in roten Hemden auf, sondern in blau!

Die berühmteste Scuderia der Welt hat erste Bilder veröffentlicht, wie das beim Heimauftritt im Königlichen Park von Monza aussehen wird. Die Ferrari-Fahrer machen also blau, und das ist nicht das erste Mal.

Ferrari machte zum Beispiel schon in Miami 2024 Blau. Sie nutzen den Auftritt in den USA für einen interessanten Farbtupfer – die früheren Ferrari-Farben Azzurro La Plata (ein helles Blau) und Azzurro Dino (ein dunkleres Blau) wurden reaktiviert. Dies damals um 70 Jahre Ferrari in den USA zu feiern.

Azzurro La Plata geht zurück auf den Farbton, den Ferrari-Star Alberto Ascari in den 1950er Jahren zu tragen pflegte. Und in Azzurro Dino waren die Rennanzüge von Clay Regazzoni und Niki Lauda 1974 bei Ferrari gehalten, auch die meisten Mechaniker trugen damals nicht Rot, sondern Blau.

Ein etwas anderer Ferrari-Auftritt in den USA ist nichts Neues: Ende 2023 fuhren Charles Leclerc und Carlos Sainz in Anlehnung an frühere Ferrari-Designs in Rot und Weiss.

In Monza 2023 wurde mit gelben Stilmitteln gearbeitet. Der Hintergrund: Ferrari kehrte im Juni 2023 nach Le Mans zurück, nach einer Absenz als Werksrennstall von 50 Jahren. Prompt gewannen die Italiener zum zehnten Mal den Langstreckenklassiker, erstmals seit 1965: James Calado, Antonio Giovinazzi und Alessandro Pier Guidi triumphierten mit dem Ferrari 499P Hypercar.

Aus diesem Anlass trat der Formel-1-Rennstall von Ferrari beim Heimauftritt in Monza mit einem besonders lackierten GP-Rennwagen auf für Charles Leclerc und Carlos Sainz.

Schon 2022 waren am Auto des Monegassen und des Spaniers zahlreiche gelbe Stilmittel zu sehen, dies, um sich nach 75 Jahren Ferrari bei der Heimatstadt Modena zu bedanken. Gelb, die Farbe von Modena, ist auch als Hintergrund auf dem weltbekannten Ferrari-Emblem zu sehen.

Die 2023er Lackierung der Autos von Leclerc und Sainz orientierte sich an der dynamischen Lackierung des Le Mans-Hypercar, an den Flanken, an der Nase, an der Motorverkleidung. Auch die Startnummern 16 von Leclerc und 55 von Sainz wurden gelb.

Dazu gab’s besondere Overalls für die Fahrer, eine Ferrari-Schriftzug in altem Auftritt und Sonderhelme – gelb für Leclerc, schwarz für Sainz.

In Blau und Weiss (also in den klassischen Rennfarben der USA) trat Ferrari in Watkins Glen und Mexiko 1964 mit John Surtees an. Und das kam so.

Enzo Ferrari hatte sich wieder mal mit dem internationalen Automobilklub verkracht, aus Protest trat Ferrari in Amerika nicht im traditionellen Rot an. Genauso war es kurz darauf beim Großen Preis von Mexiko. Dort wurde Surtees Weltmeister, aber auch nicht mit einem roten Ferrari 158.

Enzo Ferrari und der Verband hatten sich wegen der Homologation des neuen Mittelmotor-Ferrari vom Typ 250 LM gekabbelt. Der Firmengründer war empört, dass der italienische Verband ACI ihn nicht unterstützte, er gab theatralisch seine Rennlizenz zurück und verkündete kurzerhand, er werde nie wieder im Ferrari-Rot antreten. Natürlich wurde der Streit später beigelegt, und die Ferrari tauchten 1965 wieder in der gewohnten Farbe auf.

Enzo Ferrari hegte seinen Groll schon seit 1962. Damals wollte er das Modell 250 GTO für Einsätze im GT-Sport annehmen lassen. Gemäss des italienischen Verbands mussten zur Homologation hundert Fahrzeuge gebaut werden. Aber die hatte Ferrari nicht bereit. Der listige Enzo führte den Regelhütern eine Reihe von Fahrzeugen vor, dann gab’s einen Kaffee. Währenddessen wurden die Autos in einen anderen Bereich gefahren und nach der Kaffeepause den Funktionären als weitere Fahrzeuge präsentiert. Ob das Mythos oder Wahrheit ist, darüber diskutieren Tifosi bis heute leidenschaftlich. Aber genau solche Geschichten sind Teil der Faszination Ferrari.

Jedenfalls geht die Geschichte so weiter, dass sich der Verband nicht zwei Mal für dumm verkaufen lassen wollte und dem 250 LM kurzerhand die Homologation verweigerte. Worauf Enzo explodierte. Offiziell war nicht Ferrari im Einsatz bei den Formel-1-WM-Läufen der USA und von Mexiko 1964, sondern das Kundenteam NART (North American Racing Team), mit Ferrari-Importeur Luigi Chinetti als Einsatzleiter.



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