Carmen Jordá: Comeback in der Formel 1 – aber wozu?
Das ist ein Comeback, mit dem wir jetzt nicht unbedingt gerechnet hätten: Die Spanierin Carmen Jordá, inzwischen 35 Jahre alt, ist zurück in der Formel 1, bei Alpine, als Leiterin für die Abteilung F1 Academy, in welcher aufstrebende junge Pilotinnen die Königsklasse ins Visier nehmen.
Im Rahmen der Verlängerung einer Alpine-Partnerschaft mit der Fluggesellschaft «Qatar Airways» haben die Franzosen bekannt gegeben, dass Jordá als Mentorin für weibliche Piloten am Steuer arbeiten wird, inklusive des Alpine-Engagements in der F1 Academy – der Einsitzerserie ausschliesslich für Damen, in welcher sich in Las Vegas Doriane Pin von Mercedes zum neuen Champion gemacht hat.
Carmen Jordá: «Dies ist ein besonderer Moment für mich, zu jenem Team zurückzukehren, wo meine Reise in der Formel 1 begann. Ich bin stolz darauf, diese neue Rolle übernehmen zu dürfen.»
Es steht noch nicht fest, mit welchen Fahrern Alpine 2026 in der F1 Academy antritt, 2025 trat die Niederländerin Nina Gademan im Pink und Blau von Alpine an.
Rückkehr nach Enstone
Jordá mit Alpine, das bedeutet die Rückkehr nach Enstone. Denn vor elf Jahren stiess Carmen als Entwicklungspilotin zum damals Lotus genannten Team.
Als Lotus im Februar 2014 bekannt gab, dass Carmen als Entwicklungsfahrerin verpflichtet werde, hagelte es Hohn und Spott. Ihr ehemaliger Stallgefährte Rob Cregan ätzte, Jordá könne nicht mal eine Filmrolle entwickeln, geschweige denn einen Rennwagen. Andere stellten fest, das Einzige, was sich hier wohl entwickle, sei allein das Budget von Lotus.
Ein Einsatz an einem GP-Wochenende kam nicht in Frage, denn die hübsche Jordá überzeugte bei Renneinsätzen wenig. In drei Jahren GP3 von 2012 bis 2014 hatte sie die Schlussränge 28, 30 und 29 erreicht, als beste Platzierung stand ein 13. Platz beim Heimrennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya 2012 zu Buche. Da muss niemand diskutieren, ob eine Superlizenz ausgegeben werden sollte.
Jordá selber hat sich von der ganzen Kritik nie einschüchtern lassen. «Die Formel 1 ist voller Eifersucht. Es gibt hier wenige Cockpits. Wenn man hart arbeitet und alles gibt, wie ich, dann kann man es schaffen.»
Nur knapp hinter Romain Grosjean?
Der Rennfahrer Marco Sörensen behauptete Anfang 2016 in der dänischen Ekstra Bladet, er habe wegen Entwicklungspilotin Carmen Jordá den Lotus-Rennstall aus Enstone (heute Renault) verlassen: «Im Simulator war sie bis zu zwölf Sekunden pro Runde langsamer, und doch stand sie ständig im Rampenlicht. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren mindestens 60 Tage im Simulator verbracht. Ich fand, ich wurde nur ausgenutzt, also musste ich aufhören.» Sörensen hatte die Saxo-Bank als Sponsor zu Lotus mitgebracht.
Jordá liess es nicht auf sich sitzen, der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. «Ich weiss ehrlich gar nicht, wer das ist», sagt sie gegenüber der spanischen AS über Sörensen, der es in der Langstrecken-WM Kategorie LMGTE Pro zum Weltmeister bringen sollte und heute Aston Martin-Werksfahrer ist. «Ich habe ihn in Enstone nie gesehen. Im vergangenen Jahr er nicht Teil des Teams. Vielleicht sollte er sich eher auf seine eigene Karriere konzentrieren. Ich finde es nicht in Ordnung, dass er auf Kosten anderer in ein besseres Licht rücken will.»
Besonders die angeblichen zwölf Sekunden stiessen Jordá sauer auf: «Ich finde es unfassbar, dass er so etwas behauptet. Im vergangenen Jahr war ich im Simulator mehr oder weniger innerhalb von einer Sekunde der Zeiten von Romain Grosjean. Wenn wir Sörensens Zahlen trauen, müsste er also pro Runde elf Sekunden schneller sein als Romain – da würde ich doch schon annehmen, dass irgend ein Team ihn sofort unter Vertrag nehmen würde.»
Frauen zu schwach?
Im Frühling 2018 gaben Aussagen von Jordá zu reden, Frauen sollten in einer eigenen Meisterschaft gegeneinander antreten, denn der Vergleich mit den Männern sei angesichts der physischen Nachteile der Rennfahrerinnen nicht fair. Was 2019 mit der Einführung der W Series (2019–2022) und später mit der F1 Academy (seit 2023) umgesetzt worden ist.
Trotz dieser Ansicht wurde die damals 29-Jährige in die Frauen-Kommission des Automobilweltverbands FIA befördert, die sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen im Motorsport zu fördern.
Die organisatorische Einbindung zeigte wenig Wirkung, denn Jordá sorgte erneut für allgemeine Entrüstung, als sie nach ihrem Formel-E-Testdebüt erklärte, dass die rein elektrische Serie einfacher für Frauen sei. «Die Herausforderung, die wir Frauen in der Formel 2 und der Formel 1 haben, ist ein körperliches Problem.»
«Ich denke, dass wir das in der Formel E nicht haben. Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, was für Frauen in dem Sport gut oder nicht gut ist. Aber meiner Erfahrung nach können Frauen im Kart, der Formel 3 oder GT-Sport gute Ergebnisse erzielen. Aber in der Formel 2 und der Formel 1 gibt es diese körperliche Barriere.»
Später krebste Jordá zurück: «Ich bedaure, wenn meine Aussagen den Eindruck erweckt haben, ich würde für alle Frauen sprechen. Ich habe vor allem über meine eigenen Erfahrungen gesprochen. Es war nie meine Absicht andere Frauen zu entmutigen, in der höchsten Motorsport-Klasse mitzukämpfen, und ich habe auch nicht behauptet, dass sie physisch nicht dazu in der Lage seien.»
In der Formel E war Jordá 2018/2019 Testfahrerin von Nissan e.dams. Renneinsätze gab es keine.










