Grosjean: Genie oder Wahnsinn?

Kolumne von Mathias Brunner
Romain Grosjean darf nochmals ran

Romain Grosjean darf nochmals ran

Nach dem neuen Vertrag für den Genfer: Ist seine Verpflichtung ein Fluch oder ein Segen?

Der Genfer Romain Grosjean bleibt der Formel 1 also erhalten. Die ganzen Höflichkeits-Floskeln des GP-Piloten und seines alten und neuen Lotus-Teamchefs Eric Boullier haben wir Ihnen gestern erspart, weil sich nichts über das fragile Verhältnis zwischen Rennstall und Rennfahrer aussagen. Friede-Freude-Eierkuchen lassen wir uns da nicht vorgaukeln.

Die Wahrheit ist: Über keinen Fahrer wurde in der vergangenen Saison so geschimpft wie über Grosjean, und ich rede jetzt nicht von Fans und Fachleuten, sondern von den anderen Lenkradkünstlern. Romains Pistenrüpelei-Latte gipfelte im Startunfall von Spa-Francorchamps, woraufhin der Doppelbürger (Schweiz/Frankreich) beim Monza-GP zusehen musste.

FIA-Kommissar Derek Warwick wollte den Lotus-Fahrer sogar schon nach dem Erstrunden-Patzer in Monaco einmal aussetzen lassen, wurde aber überstimmt.

Ich behaupte: Für die Formel 1 ist es gut, dass Grosjean im Auto platznehmen darf und nicht der blasse Jérôme d’Ambrosio aus Belgien oder der italienische Neuling Davide Valsecchi (der sich auf der Pole-Position für die Grosjean-Nachfolge wähnte). Wieso? Weil die Formel 1 Reizfiguren braucht.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich will auch keine brandgefährlichen Startunfälle wie in Belgien sehen, bei welchen sämtliche belgischen Schutzengel im Einsatz stehen, um Verletzungen zu verhindern. Aber der GP-Sport braucht nicht nur Strahlemänner, sondern auch dunkle Helden, und Grosjean ist so einer.

Oder besser: ist NOCH so einer. Denn keiner zweifelt am Speed des 26-Jährigen. «Er muss nur im Kopf auf die Reihe bekommen, dass ein Grand Prix länger als eine Runde dauert», sagt uns ein hochrangiges Mitglied des Lotus-Rennstalls unter dem Siegel der Anonymität. «Wir sind selber nicht ganz sicher, ob er das schaffen wird. Wir glauben jedoch – du kannst einen ungestümen Piloten ruhiger machen. Aber du kannst einen zu langsamen Fahrer nicht schneller machen …»

Grosjeans neues Engagement ist auch für das französische Element in der Formel 1 wichtig. Denn seine Landsleute Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) und Charles Pic (Caterham) werden in aller Wahrscheinlichkeit 2013 nicht das Material zur Verfügung haben, um ein Wörtchen um Podestplätze mitreden zu können.

Was wird 2013 aus Grosjean? Sehen wir den Mann aus der ersten Saisonhälfte, der im Schnitt in jedem zweiten Grand Prix einen Zwischenfall während der ersten Runde verursachte? Oder sehen wir den Mann aus dem letzten Saisondrittel, der gewissermassen mit angezogener Handbremse fuhr? Unser Renault-Informant: «Wir wollen die Aggressivität von Romain zurück ohne aber Dummheiten zu erleben. Diese Chance geben wir ihm. Es liegt an ihm, sie zu nutzen.»

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