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Teo Fabi: «Le Mans war die Hölle»

Kolumne von Bernhard Fenk
Robin Herd mit Teo Fabi.

Robin Herd mit Teo Fabi.

Der frühere Brabham- und Benetton-Fahrer blickt zurück: Eine Karriere voller Versprechungen, aber mit magerem Lohn.

Auf den Fotos seiner aktiven Zeit wirkt Teo Fabi wie ein verschlossener, ernster Mensch. Seines treuherzigen Blickes wegen nannten ihn damals einige «Bambi».

Umso grösser die Überraschung, wenn man den heute 57-Jährigen kennenlernt: Da hat man es mit einen überaus freundlichen, lustigen Kerl zu tun, der gerne aus vergangen Zeiten plaudert.

Was nur wenige wissen ist: mit ganzen 14 Jahren trat Teo (Kurzform von Teodorico) für Brasilien (sein Grossvater war dort geboren) bei der Ski-WM in Gröden an! In der Abfahrt schaffte er bei 87 Teilnehmern immerhin den 43. Platz.

Aber daran erinnert er sich nicht besonders gerne, «denn ich habe Autorennen viel mehr genossen als Skirennen». Heute ist er seit zehn Jahren nicht mehr auf den Skiern gestanden, bei ihm im Keller stehen immer noch die klassisch langen Latten, etwas Modernes wie Carving hat er nie versucht.

In die Formel 1 kam Fabi mit einem Leistungs-Ausweis der hart umkämpften Formel 2. Teo war zwei Jahre lang March-Werksfahrer gewesen, mit einem zehnten EM-Platz 1979 und dem dritten Schlussrang ein Jahr später.

Der Einstieg in die Formel 1 verlief alles anderen als wunschgemäss, denn beim ersten Rennen der Saison im südafrikanischen Kyalami kam es zum legendären, von Niki Lauda angezettelten Fahrerstreik (die Piloten regten sich über die neue Superlizenz auf, die sie zu machtlosen Marionetten gemacht hätte).

Um die Fahrer vor ihren Teamchefs zu schützen, wurde ein Bus organisiert, und die Piloten verbrachten die Nacht im Ballsaal eines Hotels. Elio de Angelis glänzte am Piano.

Wie viele Fahrer wurde Fabi unter Druck gesetzt. Motto: Entweder du brichst den Streik ab und setzt dich ins Auto oder du kannst dein Cockpit vergessen.

Teo knickte unter diesem Druck ein und verliess das Nachtlager, was ihm einige Fahrer nie verziehen haben.

Fabis bestes Rennen in der Formel 1 war laut eigener Aussage der Grand Prix von Österreich 1986. «Der Benetton B186 war leider eines der wenigen Autos von Designer Rory Byrne, die nicht top waren. Vor allem in langsamen Kurven war es schwierig, damit zurecht zu kommen. Im Heck steckte der Turbomotor von BMW mit einem unglaublichen Bumms. Auf einer sehr schnellen Strecke wie dem Österreichring waren wir damit bei der Musik. Im Rennen habe ich mich dann, nachdem ich meinen Stallgefährten Gerhard Berger überholt hatte, in Führung liegend verschaltet, aus. Es ärgert mich heute noch, wie wenig wir damals aus unseren Möglichkeiten mit diesem Motor gemacht haben.»

Viel Eindruck hat auf ihn der erste Auftritt in Indianapolis gemacht: «Das war 1983. Ich bin damals nach ein paar Runden zurück an die Box gerollt und hab dem Team eröffnet, dass ich nicht mehr einsteige, viel zu gefährlich, völlig verrückt. Beim Indy-Auto ist die Balance alles. Gemeinsam mit March-Technikchef Robin Herd fanden wir eine tolle Abstimmung, mit der Zeit bekam er aber Ärger mit den anderen Teams, da er etwas viel Zeit mit meinem Auto verwendet hat. So bekam ich mit Ralph Bellamy einen anderen Techniker. Ab diesem Moment wurde mein Auto schlechter, bis sich Herd wieder darum gekümmert hat. Schliesslich stand ich fürs Indy 500 auf Pole. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich am Start in die erste Kurve geschaut hab und mir dachte: Nie im Leben schaffen wir es alle, da durchzukommen, das ist einfach viel zu eng! Es ging aber gut. Leider habe ich das Rennen wegen eines Defektss nicht gewonnen.»

Ende 1987 bedeutete der Abschied aus der Formel 1 die Rückkehr in den CART-Sport (heute: IndyCars) und in die USA. «Zum einen hatte ich einen Konflikt mit Peter Collins, dem damaligen Teamchef bei Benetton, zum anderen hat mich das Angebot gereizt, wieder in Übersee zu fahren – und das auch noch für Porsche.»

Ergebnis: Gesamt-Vierter 1989, Sieg in Mid-Ohio.

Ungern erinnert sich Teo hingegen an Le Mans, auch wenn er dort zweimal auf dem Podium gestanden hat: «Ich habe dieses Rennen nie gemocht. Wenn du da um fünf Uhr morgens völlig übermüdet die ewig lange Gerade hinuntergefahren bin, dann war das die Hölle. Die Kombination aus Müdigkeit und Geschwindigkeitsunterschieden war brandgefährlich, nein, sie ist es noch heute.»

Natürlich verfolgt Teo (1996 als Racer zurückgetreten) das moderne Formel-1-Geschehen.

Auf Ferrari angesprochen meint er: «Es gibt ganz wenige Spitzentechniker in der Formel 1, und die kosten fast genau so viel Geld wie ein Spitzenfahrer. Red Bull Racing hat mit Adrian Newey einen solchen Mann. Ferrari hatte mit Rory Byrne seinerzeit auch einen solchen Mann. Für mich hatte dieser Südafrikaner einen sehr grossen Anteil an den Erfolgen von Michael Schumacher. Seit seinem Abgang hat es Ferrari nicht geschafft, ihn mit einem Mann auf Newey-Niveau zu ersetzen. Und so lange wird man Red Bull Racing auch hinterher fahren.»

Für kurze Zeit war Teo Fabi wieder auf den Rennstrecken der Welt anzutreffen, also sein Sohn Stefano begann, in der Formel 3 Rennen zu bestreiten. Als bei seinem Sohn jedoch eine schwere Erkrankung festgestellt wurde, an der er noch heute leidet, musste er seine Karriere leider abbrechen.

Auch die Karriere von Papa ist eine unvollendete gewesen: Die Statistik sagt – 64 Formel-1-WM-Läufe, drei Mal auf Pole-Position, zwei Mal die schnellste Rennrunde, WM-Neunter 1987, 23 Punkte, zwei Mal auf dem Siegerpodest (jeweils Dritter in USA 1984 und Österreich 1987). Das ist angesichts seines Talents zu wenig.

Heute besucht Teo Fabi hin und wieder das Indy 500, wo es ihm Freude macht, viele Leute aus seiner aktiven Zeit in Übersee zu treffen. Er ist auch bei Veranstaltungen für historischen Motorsport anzutreffen. Teo lebt nach wie vor in Mailand, wo er ein Büro für Projektentwicklung von Immobilien betreibt.

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