Sebastian Vettel: Kein Fairplay in Malaysia

Von Vanessa Georgoulas
GP-Start in Malaysia: Da waren alle noch im Rennen

GP-Start in Malaysia: Da waren alle noch im Rennen

Mit einem harten Manöver an Teamkollege Mark Webber kämpfte sich der dreifache Weltmeister in Sepang zu seinem 27. GP-Sieg. Auch im Mercedes-Team gab es Diskussionen.

Die Entscheidung fiel in der 46. Runde des Malaysia-GP: Sebastian Vettel, der schon 18 Runden zuvor sein Team über Boxenfunk angewiesen hatte, seinen vor ihm fahrenden Teamkollegen Mark Webber aus dem Weg zu schaffen, weil dieser zu langsam sei, drückte sich an die Spitze. Es ist der erste Saisonsieg des dreifachen Weltmeisters, und der 27. seiner GP-Karriere.

Webber, der diesmal einen guten Start erwischte, musste sich mit dem zweiten Platz begnügen und machte nach dem Rennen keinen Hehl daraus, was er von dem harten Manöver des Heppenheimers hielt. «Seb hat am Schluss seine eigene Entscheidung gefällt und das macht er immer so. Ich habe meinen Motor schon runtergeregelt und dachte, die Sache ist gelaufen», erklärte der 36-jährige Australier sichtlich sauer. Offenbar hatte Vettel den teaminternen Nichtangriffspakt gebrochen. Später zeigte er sich einsichtig und erklärte: «Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das. Ich bin nicht stolz auf mich.»

Die Macht der Gewohnheit
Auch hinter dem Weltmeister-Duo wurde eine Teamorder gefordert: Nico Rosberg klebte seinem neuen Teamkollegen Lewis Hamilton am Heck und forderte: «Lasst mich vorbei, ich kann so viel schneller fahren.» Die Antwort von Mercedes-Teamchef Ross Brawn liess nicht lange auf sich warten: «Negativ, Nico, Lewis könnte auch schneller fahren, er fährt genau die Zeiten, die wir ihm vorgegeben haben, mach du das bitte auch!» Später dann deutlicher: «Nico, du kannst nichts gewinnen, wir wollen beide Autos ins Ziel bringen.»

Der Sohn des 1982er-Weltmeisters Keke Rosberg gehorchte zähneknirschend und der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky-TV-Experte Marc Surer wunderte sich: «Das ist aber brav von Nico, ich hätte das nicht gemacht und sein Papa bestimmt auch nicht, das kann ich dir versichern.» Kaum war Rosberg im Ziel, funkte er wütend: «Das solltet ihr euch aber merken!»

Für Kopfschütteln in der Boxengasse hatte Hamilton, der seinen 75. Podestplatz feiern durfte, zuvor gesorgt. Der Mercedes-Pilot steuerte beim ersten Boxenstopp erst seine ehemalige McLaren-Mannschaft an. «Sogar Lewis’ Freundin Nicole Scherzinger hat’s gemerkt», spottete Surer.

Einen noch peinlicheren Fehler leistete sich das Toro-Rosso-Team, das Jean-Eric Vergne just in jenem Moment losschickte, als Charles Pic die benachbarte Caterham-Box ansteuerte. Die beiden Franzosen kollidierten und mussten neue Fahrzeugnasen montieren lassen. Die Rennleitung verkündete umgehend, dass der Vorfall nach dem Rennen untersucht werden würde.

Adrian Sutil: Probleme mit der Technik
Einen schlechten ersten Stopp erlebte auch Adrian Sutil, der mehrere Positionen verlor, weil sein linkes Hinterrad Probleme machte. Erst nachdem der Schlagschrauber ausgewechselt worden war, klappte der Wechsel. Die Verzögerung traf das Force-India-Team gleich doppelt, denn Sutils Teamkollege Paul di Resta war gleichzeitig an die Box abgebogen und wartete schon hinter dem Gräfelfinger auf die frischen Walzen.

Und es kam noch schlimmer für das Team aus Silverstone: Erst wurde beim zweiten Stopp lange und hektisch an Di Restas VJM06 geschraubt, bis er schliesslich in die Box geschoben wurde. Auch Sutil musste kurz darauf aussteigen. «Die haben wohl ein Problem mit dem Rad, eigenartig, dass es erst beim zweiten Rennen auftaucht», wunderte sich Surer.

Ein Dilemma erlebte auch Jenson Button, der in Führung liegend zum Boxenstopp abbog aber nach dem Reifenwechsel nur zehn Meter weit kam, weil sein rechtes Vorderrad nicht richtig montiert worden war. Das Rennen beendete der Weltmeister von 2009 schliesslich ganz am Ende des Rennens in der Box.

Action in der Boxengasse
Den besten Start des ganzen Feldes legte Nico Hülkenberg hin. Der Sauber-Neuzugang war nach der ersten Runde schon fünf Positionen nach vorne gerückt. Auch der 25-jährige Emmericher sorgte für Action in der Boxengasse: Nach dem zweiten Stopp reihte er sich denkbar knapp vor dem kurz zuvor losgefahrenen Lotus von Kimi Räikkönen auf Position 8 ein, und setzte sich konsequent gegen den resolut drängelnden Finnen durch. Dafür musste er in der Folge über viele Runden die wütenden Angriffe des Weltmeisters von 2007 abwehren. Hülkenberg verteidigte sich lange, verbremste sich aber in der letzten Kurve der 41. Runde und musste schliesslich klein beigeben. Am Ende durfte er sich über den achten Platz hinter dem Finnen freuen.

Kurzer Auftritt von Alonso
Für Fernando Alonso war das Rennen schon in der zweiten Runde gelaufen. Nach nur zwei Kurven zerstörte der Ferrari-Star seinen Frontflügel am Heck von Vettels RB9. Der 31-Jährige aus Oviedo schleppte sich noch eine Runde um den Sepang International Circuit und steuerte die Box nicht an, prompt gab der funkensprühende Frontflügel Ende der Zielgeraden nach und rutschte unter den Ferrari. Teamkollege Felipe Massa leistete Wiedergutmachung und sammelte mit dem fünften Rang wichtige WM-Punkte für die Scuderia.

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