Die Sensation von Kanada: Was hinter Bottas steckt

Kolumne von Mathias Brunner
Ein schönes Paar: Emilia Pikkarainen und Valtteri Bottas

Ein schönes Paar: Emilia Pikkarainen und Valtteri Bottas

Williams-Pilot Valtteri Bottas: Reift hier der nächste finnische Formel-1-Star nach Rosberg, Häkkinen und Räikkönen?

Die kanadischen Grand-Prix-Besucher sind ein tolles Publikum: begeisterungsfähig, leidenschaftlich, fachkundig. Dennoch wird sich der eine oder andere unter ihnen nach dem Abschlusstraining zum Kanada-GP ein wenig die Augen gerieben haben? Wer ist das dort auf Rang 3? Valtteri who?

Die Antwort auf die Frage ist recht einfach: Valtteri Bottas ist ein Rohdiamant aus Südfinnland, und die meisten Insider der Formel 1 sind sich einig – hier reift der vierte finnische Grand-Prix-Sieger nach Keke Rosberg, Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen heran.

Bottas’ Markenzeichen: Neben der Rennstrecke fügt er sich in den Hintergrund ein und wird so gut wie unsichtbar. Man würde bei ihm auf den ersten Blick wohl jeden Job vermuten, nur nicht jenen des stahlharten Racers. Das Bild vom leicht knuddeligen, netten Jungen von Nebenan wird auch durch seine Freundin verstärkt, die blonde Schwimmerin Emilia Pikkarainen. Die twittert gerne mal Sätze wie: «Habe mit meinem Bärli gerade ein Stück Kuchen verdrückt.»

Bottas ist Fitness-Fanatiker (keiner läuft regelmässiger abends um die GP-Kurse als er) und liegt im eigenen Erfolgsfahrplan wunderbar im Plan. Denn seit dem Kartsport geht es für den heute 23-Jährigen steil bergauf.

Den Meistertitel der britischen Formel-Renault-Winterserie gewann er nur nicht, weil ihm die notwendige Lizenz fehlte.

Das holte er dann 2008 nach: Mit 17 Siegen stampfte er in der nordeuropäischen Formel Renault sowie im Eurocup die Gegner in Grund und Boden. Damit war der Sprung in die Formel 3 programmiert. Dort etablierte er sich im ersten Jahr als bester Neuling, samt eines Sieges beim renommierten Formel-3-Masters in Zandvoort.

Nach einer weiteren Saison Formel 3 (Gesamtdritter) wechselte er für 2011 in die GP3-Serie und wurde auf Anhieb Meister. Im November sass er erstmals in einem Formel-1-Renner von Williams.

2012 erhielt Bottas den Posten des Test- und Ersatzfahrers und durfte an den Freitagen vor den Rennen Erfahrungen sammeln. Für 2013 wurde er befördert – anstelle jenes Bruno Senna, der zwar viel Geld ins Team gebracht hatte, der aber auch viel Geld kostete, mit zahlreichen Crashes.

Jeder bei Williams schwört aufs Talent des jungen Finnen. Und der zieht sich 2013 gegen Team-Leader und Barcelona-GP-Sieger 2012 Pastor Maldonado mehr als beachtlich aus der Affäre: In sieben Abschlusstrainings war Valtteri fünf Mal der schnellere Mann, seit dem China-GP im April stand der Venezolaner Maldonado in der Startaufstellung nicht mehr vor dem aufsässigen jungen Mann!

Das Gesellenstück hat Bottas jetzt mit Rang 3 im Abschlusstraining von Kanada abgeliefert. Und das, obschon die Glanzvorstellung Valtteri selber viel zu lange gedauert hat. Selbst wenn er das selber nie zugeben würde.

Geduld ist jedoch etwas, das Bottas weiter aufbringen muss – so jedenfalls die Ansicht von Williams-Mitbesitzer Toto Wolff. «Es war bei Williams immer klar, Valtteri erhält in der ersten Phase so was wie Welpenschutz», sagt der Wiener. «Er benötigt Kilometer und Rennerfahrung. Valtteri ist sehr schnell und extrem intelligent. aber wir müssen für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen, damit er auch das Maximum aus sich herausholen kann.»

Dass dies nicht vom ersten Rennen an der Fall sein wird, war sich Wolff vor dem ersten Grand Prix in Australien bewusst: «Wir konnten von ihm nicht erwarten, dass er beim Saisonauftakt in Melbourne in der zweiten Startreihe steht, auch wenn das Auto dazu fähig sein sollte. Ich gehe davon aus, dass Valtteri ab Mitte Saison das volle Potenzial des Autos wird abrufen können.»

Das ist nun etwas früher passiert.

Teamgründer Sir Frank Williams: «Valtteri kann einer der ganz Grossen werden. Er ist eine Kombination aus wenig Aufhebens und brillanter Fahrzeugbeherrschung – genau ein Fahrer nach unserem Geschmack. Jeder Teamchef träumt doch davon, einen ganz besonderen Rennfahrer zu finden. Emerson Fittipaldi war so ein Fahrer, dann Ayrton Senna, dann Sebastian Vettel. Ich glaube daran, dass Valtteri auch ein solcher Fahrer sein kann.»

Sir Franks Tochter Claire lobt: «Valtteri ist so grossartig, ganz gelassen, ein typischer Finne. Er verkörpert diese «No-Bullshit-Mentalität», von der mein Vater spricht. Ich bin davon überzeugt, wir haben da einen zukünftigen Weltmeister an der Hand. Bisher hat er gute Arbeit geleistet, hier in Kanada ist er herausragend. Er hat jedes Rennen beendet, mit tollen Überholmanövern Positionen gutgemacht, und er gibt den Ingenieuren sehr starkes Feedback, damit das Auto verbessert werden kann.»

Emilia darf auf ihren Bärli wirklich stolz sein.

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