Manche mögen´s kühl
Total-Manager Manuel Lopes
Bei einer Firma wie Total ist alles ein wenig anders. Total ist derzeit in 130 Ländern auf allen fünf Kontinenten aktiv und beschäftigt rund 97.000 Mitarbeiter. Der französische Konzern ist mittlerweile der viertgrösste Kraftstoff- und Gas Produzent der Welt. Christophe de Marjorie, CEO von Total, war es, der den Namen des Konzerns in diesem Jahr in die Formel 1 und auf den Renault R29 gebracht hat.
Bei Renault ersetzt der Name Total den langjährigen Sponsor Elf, eine Tochter von Total. Elf war seit 1968 in der Formel 1 aktiv und begann sein Engagement im Grand-Prix-Sport bei Matra. Schnell stellte sich Erfolg ein, bereits im zweiten Rennen der Kooperation gewann Matra-Pilot Jackie Stewart den Grossen Preis der Niederlande. Es war der Beginn einer langen Partnerschaft. Ein Jahr später, 1969, gewann Elf die erste Weltmeisterschaft mit Matra und Stewart. Elf war von da an mit dem Formel 1-Virus infiziert.
Heutzutage finden sich Produkte von Total an rund zehn verschiedenen Stellen in einem Formel 1-Fahrzeug. Wie Totals Mitbewerber im Formel 1-Fahrerlager, Petrobras, BP, Castrol, Shell und Exxon Esso Mobil, liefert Total verschiedene Kraft- und Schmierstoffe.
Manuel Lopes, Marketing Manager von Total, muss im vorherigen Leben ein Chirurg oder Arzt gewesen sein, denn er erklärt die Rolle von Schmierstoffen in einem Formel 1-Auto leicht verständlich. «Kraftstoff hat in einem Fahrzeug eine ähnlich Funktion wie Zucker im menschlichem Körper», erklärt Lopes mit entwaffnender Logik. «Schmierstoffe agieren im Fahrzeug vergleichbar wie Blut im menschlichem Körper und regeln die Temperaturen im Formel 1 Auto.» Mit dieser Erklärung wird es etwas einfacher nachvollziehen, welche Bedeutung die Total-Gruppe und deren Produkte in einem Formel 1-Rennen haben, ähnlich also der Funktion von Blut und Zucker in einem menschlichem Körper.
Atmet man nicht richtig ein, hat der Körper nicht die volle Leistungsfähigkeit. So verhält es sich auch bei Kraft- und Schmierstoffen eines Formel 1-Fahrzeuges. Für die Ingenieure von Total ist es allerdings Dank moderner Analysemethoden ein recht einfaches Unterfangen, auf der Rennstrecke unregelmässigkeiten festzustellen und zu analysieren.
Für die von Total betreuten Formel 1-Boliden stellen die Franzosen in jeder Session fünf bis acht Liter Schmierstoffe bereit. In grösseren Dosen wird das Rennbenzin bereitgestellt, der Sprit wird in 50 Liter Fässern angeliefert. Darüber hinaus setzt Total auch verschiedene Flüssigkeiten ein, um Überhitzung an Schlüsselstellen am Fahrzeug zu vermeiden. Zudem kommen Schmierstoffe und Flüssigkeiten in den hydraulischen Elementen des Getriebes zum Einsatz.
Neben dem Motor wird auch das Getriebe mit einer grösseren Menge Schmierstoff versorgt. Im Getriebe eines Formel 1 Boliden zirkulieren rund zwei Liter Öl. Zum einem um die beweglichen Teile zu schmieren, zum anderen um die Komponenten zu kühlen. Die Servolenkung eines Formel 1 wird mit rund einem Liter Hydraulikflüssigkeit von Total befüllt.
Öl findet sich nicht nur im Motor eines Formel 1-Renner, sondern schmiert auch die Radlager, das Getriebe, das Gaspedal sowie die verstellbaren Elemente des Frontflügels. Die Herausforderung für die Ingenieure besteht darin, die Temperaturen zwischen all diesen Komponenten gering zu halten. Die Entwicklung steht dabei nicht still. Fortwährend müssen Anpassungen an die verschiedenen Extreme, die in der Formel 1 vorkommen, vorgenommen werden.
Die Kühlung der Komponenten ist eine der grossen Herausforderungen bei der Entwicklung von Schmierstoffen für einen Formel 1-Renner. Ob es um die Radlager oder um die Gangräder im Getriebe geht, verschiedene Fette benetzen die beweglichen Komponenten mit Öl wie ein Schwamm. Die Einsatzmöglichkeiten sind unterschiedlich, das Ziel der Schmierung ist immer die Gleiche: Die Teile von einander getrennt zu halten, zu kühlen und Schäden zu vermeiden. Je dünner das Schmiermittel dabei ist, umso leistungsfähiger ist es.
Ausschlagend dafür ist die Viskosität des Öls. In der Formel 1 besteht Motorenöl heutzutage zu 85-90% aus Hochleistungsadditiven, die den Ingenieuren die Möglichkeit geben, die Schmierung und Reibung der Teile zu verbessern.
Motorkühlmittel, KERS-Kühlmittel, hochgestochene Hydrauliksysteme, Bremsflüssigkeiten und Radlager werden so durch verschiedene Schierstoffe und Flüssigkeiten vor Überhitzung geschützt.. Eine gänzlich andere Aufgabe fällt dem Kraftstoff zu. Die Formel 1-Regeln sind sehr präzise im Hinblick auf den Kraftstoff und dessen Zusammensetzung. Im Wesentlichem entspricht der Formel 1-Kraftstoff unverbleitem 95-Oktan Benzin von der Tankstelle. Für die Formel 1 wird dieser Kraftstoff in Hinblick auf den Verbrauch und auch auf die enorme Leistungsfähigkeit der Formel 1-Motiten angepasst.
Unterdessen freuen sich die Ingenieure von Total schon auf die kommende Saison: Im nächsten Jahr berücksichtigen die Formel 1-Regeln auch die Benzinmenge am Rennstart. Der Verbrauch wird ohne Tankstops zu einem Schlüsselfaktor im Rennen. Dadurch könnte der Verbrauch im kommenden Jahr alles auf dem Kopf stellen, ein besonderer Ansporn für die Ingenieure von Total den Kraftstoff für die kommende Saison zu entwickeln.