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KERS als Erfolgsrezept?

Von Mathias Brunner
BMW ist bei der KERS-Forschung sehr weit

BMW ist bei der KERS-Forschung sehr weit

Unter den anderen GP-Rennställen gewinnt BMW-Sauber derzeit keinen Beliebtheitspreis: KERS bleibt ein Zankapfel – von BMW gefördert, von den anderen ungeliebt.

Die Einführung der Energie-Rückgewinnung, kurz: KERS, bleibt ein heisses Thema. Die meisten Teams würden die Entscheidung zur Einführung von KERS am liebsten rückgängig machen, aber das scheitert vor allem an BMW. Und auch Williams hat auf diesem Gebiet so forsch geforscht, dass man sich Vorteile erhofft.

Die meisten anderen argumentieren: KERS sei viel zu teuer, die Entwicklung vor dem Hintergrund der Sparbemühungen ein Witz, ausserdem sei der Nutzen fürs Überholen zweifelhaft.

Nicht nur Macchiavellisten höhnen: jene Rennställe, die am lautesten gegen KERS zetern, sind zufälligerweise auch jene, welche die Entwicklung ein wenig verschlafen haben ...

Markus Duesmann, Chef Antrieb von BMW-Sauber, und sein Team haben aufregende Wochen hinter sich. «Wir mussten sicherstellen, dass die Motoren die zweifache Laufleistung aushalten. Wir haben die Triebwerke aufs neue Drehzahllimit von 18000/min angepasst. Wir haben ein neues Getriebe entwickelt. Ach ja, und da ist noch KERS ...»

Das neue Getriebe war gemäss Duesmann notwendig, weil man die Hinterradaufhängung umgebaut hat. Dies wiederum war angebracht, weil die Formel 1 auf Slicks zurückgekehrt ist. «Der Grip durch die Slicks ist höher als jener der Profilreifen. Das erzeugt mehr Belastung der Antriebswellen und auf alle weiteren betroffenen Teile.»

Und was ist jetzt mit KERS?

Duesmann holt aus: «Wir haben mit KERS nun ein halbes Jahr Erfahrung. Ich will nicht verleugnen, dass wir auch Rückschläge hatten. So wie den Unfall damals in Jerez, als ein Mechaniker einen Stromschlag erlitt. Aber Rückschläge sind normal, wenn man eine neue Technik entwickelt. Unser Ziel besteht noch immer darin, KERS beim ersten Rennen in Australien einzusetzen.»

Wie genau funktioniert das BMW-KERS?

Markus Duesmann sagt weiter: «Bei uns besteht KERS vor allem aus vier Komponenten. Der Elektromotor, die Steuer-Einheit, der Energie-Speicher sowie das Interface mit dem Piloten, also jener Knopf, wo er das Plus an Leistung abruft.»

«Die Leistung ist auf 60 Kilowatt mechanischer Leistung limitiert (ungefähr 80 PS, die Redaktion), das wird von einem Drehmoment-Sensor der FIA gemessen. In der Bremsphase, wenn das System Energie speichert, spürt der Fahrer davon nichts. Dort setzen wir die kinetische Energie in elektrische Energie um. Wir speichern das in der Batterie. Die 60 Kilowatt stehen dem Piloten dann pro Runde für maximal 6,7 Sekunden zur Verfügung.»

BMW-Motorsportchef Dr. Mario Theissen meint weiter: «Heute sind wir noch nicht so weit, KERS in einem Rennen einzusetzen. Das Ziel heisst Melbourne. Darauf arbeiten wir hin, aber eine Garantie, dass wir in Australien KERS auch im Auto haben, gibt es nicht. Aber es ist immer so mit neuen technischen Wegen, die man zu beschreiten gewillt ist – es braucht viel Arbeit, es braucht Zeit, aber früher oder später zahlt sich das aus, dessen sind wir überzeugt. Dann könnte das der entscheidende Faktor werden ...»

Was für Theissen ganz wichtig ist: «Wir unterstützen KERS so vehement, weil wir sehen, wie sich hier Rennsport und Serie gegenseitig befruchten. Wir haben immer eine enge Kooperation zwischen den Fachkräften aus der Serienentwicklung und dem Rennteam angestrebt, und das leben wir bei KERS nun auch. Was wir hier im Sport machen, ebnet den Weg für Lösungen in der Serie, nicht gezwungenermassen in der gleichen Ausführung. Wir haben schon heute so viel gelernt, dass sich das bereits auszahlt.»

Ob KERS auf einer bestimmten Strecke eingesetzt wird oder nicht, «hängt von unseren Kalkulationen für die Rundenzeiten ab», so Theissen. Es ist also denkbar, dass BMW-Sauber KERS beim einen WM-Lauf einsetzt und beim folgenden nicht.

Mario Theissen: «Für mich bleibt KERS das aufregendste Element des neuen Reglements.»

Und was ist nun mit den Gegnern von KERS?

Mario Theissen erklärt: «Wir hatten sehr viele Diskussionen über KERS im Laufe des vergangenen Jahres. Einige Teams waren von Anfang an dagegen, andere waren dafür. Wir waren gewiss der stärkste Verfechter. Heute ist die Position klar: man kann KERS einsetzen, muss aber nicht. Wir waren aber nicht die einzigen, die wollten, dass KERS bleibt. Wir finden KERS wichtig für die Formel 1, weil es eine Botschaft sendet und weil der F1-Sport wieder Pionier ist. Wir haben viel in KERS investiert. Davon wollen wir natürlich auch profitieren. Jetzt einen Rückzieher zu machen, wäre grundfalsch – das Geld für die Entwicklung ist ja schon ausgegeben. Und KERS später einzuführen, brächte in Sachen Ersparnis überhaupt nichts.»

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