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Ferrari: Der «Bancomat von Fiat» an Mailänder Börse

Von Mathias Brunner
​Zweiter Börsengang von Ferrari: Nach der Markteröffnung in New York vom vergangenen Oktober ist heute Mailand an der Reihe – mit grossem Tamtam für die italienische Sportwagenfirma.

Nicht alle finden den Börsengang von Ferrari gut. Luca Montezemolo, Präsident der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt von 1991 bis 2014, hat gespottet, Ferrari sei «der Bancomat von Fiat». Montezemolo bezog sich auf den Börsengang von Ferrari im vergangenen Oktober in New York.

Ende 2014 war bestätigt worden, dass der Fiat/Chrysler-Konzern mit seiner Tochterfirma Ferrari an die Börse gehen wird – um die Ausbaupläne der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt und jene der Mutterfirma zu finanzieren. 2014 verkaufte Ferrari 7255 Sportwagen, das ist etwas weniger als im Rekordjahr 2012, in dem 7318 Ferraris verkauft werden konnten. Bis 2019 will Ferrari mehr als 9000 Autos im Jahr verkaufen.

FCA gehörten 90 Prozent von Ferrari, die restlichen 10 Prozent hält Piero Ferrari, Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari. An die Börse gebracht wurden neun Prozent von Ferrari, in Form von 17,2 Millionen Aktien.

Die meisten Aktionäre von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) sind allerdings entgegen der Meinung von Luca Montezemolo der Ansicht, Fiat-Sanierer und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne gehe den richtigen Weg: Marchionne hat bei der Aktionärsversammlung von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) in Amersterdam 98,8 Prozent Stimmen erhalten, als es darum ging, die Trennung von Fiat und Ferrari offiziell zu machen.

Die FCA-Versammlung fand im Formel-1-Tempo statt: Ganze 45 Minuten dauerte sie im Hotel Sofitel Legend Grand von Amsterdam. Mit 98,8 Prozent Stimmen wurde die Trennung von FCA und Ferrari gutgeheissen, offiziell wird sie heute, 4. Januar 2016 vollzogen, wenn Ferrari auch an die Mailänder Börse geht.

Marchionne: «Für Ferrari beginnt ein neues Kapitel, neue, aufregende Perspektiven öffnen sich für die Marke. Ich bin mit dem Management von Ferrari sehr zufrieden», lobt der Italo-Kanadier den Ferrari-Geschäftsleiter Amadeo Felisa.

Ferrari wurde im vergangenen Oktober an die New Yorker Börse gebracht. Die Ferrari-Aktie begann 17,2 Prozent über Marktwert, bereits sprachen Wirtschaftsexperten in Anspielung auf den Motorsport von einem Start/Ziel-Sieg für die Italiener, inzwischen hat sich das Interesse ein wenig abgekühlt, am 29. Dezember 2015 stand sie bei 47,53 Dollar. Ferrari-Chef Sergio Marchionne rechnet mit einem Geldstrom von 900 Millionen Dollar.

Der geplante Börsengang führte in Italien zu Gerüchten, wonach Ferrari seinen Steuersitz verlege. Ungewöhnlich wäre das nicht: Die «Fiat Chrysler Automobiles N.V.» ist mit rechtlichem Sitz in Amsterdam eingeschrieben – nach einem entsprechenden Beschluss des Verwaltungsrats im Januar 2014. Zusätzlich zum Sitz in den Niederlanden hat Fiat Chrysler Automobiles aus Steuergründen einen Hauptsitz in London.

FCA, der Mutterkonzern des legendären Sportwagenbauers, dementierte jedoch: Es gebe keine Pläne, den Steuersitz ins Ausland zu verlegen und das operative Geschäft schon gar nicht. Ferrari werde auch weiterhin ganz normal seine Steuern in Italien bezahlen, ungeachtet dessen, dass im Rahmen des Börsengangs in den Niederlanden eine neue Holding gegründet werde, der Ferrari unterstellt wird.

Wirtschaftsexperten glauben: Die Ferrari-Aktie werde deshalb ein Erfolg, weil sich viele Autofreunde vielleicht keinen Sportwagen aus Maranello leisten können, sehr wohl aber einige Wertpapiere.

Zu Ehren von Ferrari ist die Mailänder Börse mit enormen roten Farbbändern und dem berühmten Logo des Autoherstellers geschmückt worden. Alles ist bereit für die Feierstunde im Palazzo Mezzanotte an der Piazza Affari für einen grossen Bahnhof ab 8.50 Uhr: Natürlich werden Piero Ferrari (Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari) und Sergio Marchionne vor Ort sein, dazu aber auch der italienische Staatschef Matteo Renzi und Formel-1-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Von den 17,2 Millionen Aktien, die auf den Markt gelangen, wurden zehn Prozent an die New Yorker Börse gebracht, zehn Prozent befinden sich in Besitz von Piero Ferrari, die restlichen 80 Prozent kommen heute in Mailand auf den Markt. Erstmals seit 1969, als sich der Fiat-Konzern die Hälfte von Ferrari einverleibte, ist Ferrari wieder unabhängig. Nach dem Tod von Enzo Ferrari 1988 stieg der Anteil der Fiat-Anteile auf 90 Prozent (zehn Prozent behielt Piero Ferrari), welche der Autobauer über die Jahre an verschiedene Investoren verteilte, darunter auch aus Abu Dhabi. Diese Anteile kaufte Fiat 2010 jedoch zurück.

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